Dienstag, 6. März 2012

Ein weiteres Mal Nordthailand

Da stand ich am Abend also wieder in Thailand. Genauer gesagt in Chiang Khong, einer kleinen Grenzstadt im Nordosten des Landes. Ein günstiges Gasthaus war schnell gefunden und den restlichen Abend war ich, auch mangels Alternativen, damit beschäftigt endlich wieder das leckere lokale Essen zu verschlingen. Die Thai-Küche ist echt unschlagbar!
Am nächsten Morgen ging es mit einem lokalen Bus nach Chiang Rai, dem kleineren und deutlich authentischeren Pendant zur benachbarten Touristenhochburg Chiang Mai. Wie so ziemlich jede Stadt in hiesigen Gefilden, sind auch diese beiden beliebt für ihre Tempel. Aber ich kann sie einfach nicht mehr sehen. Hat man einen gesehen, dann hat man alle gesehen. Wirklich in jeder Stadt wird einem nahe gelegt und den Nachtmark und die Tempel zu besuchen und es ist einfach immer das gleiche. Daneben sind die Städte ein beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Natur inklusive Besichtigungen von Elefanten und von traditionellen Stämmen, die in kleinen Dörfern in den Bergen leben. Geführte Gruppentouren bei denen die Mitreisenden schon beim Verlassen der Stadt gefühlte 1312 Fotos aus dem Bus heraus geschossen haben sind nicht so mein Ding. Noch weniger stehe ich darauf, dass Mensch für meine Belustigung (beziehungsweise für meine Kohle) Tiere in Gefangenschaft nimmt oder Menschen aus Burma in das Land schmuggelt und ihnen Ringe zwischen Schulter und Kopf quetscht. Ihr wisst schon, die sogenannten Long Neck Karen. Früher war es ein Bestandteil der Kultur den Frauen mithilfe unzähliger Ringe zu langen Hälsen zu verschaffen. Mittlerweile haben die Karen wohl den Unsinn dieser lebensgefährlichen Tradition erkannt (?) und heute dient der Quatsch nur noch Karl Otto und seiner Crew, damit er seinen Freunden mit exotischen Urlaubsfotos imponieren kann. Und während jeder die Bilder der Langhälse vor Augen hat, dürfte die Tatsache, dass sie schon seit Jahrzehnten vom birmanischen  Militär verfolgt werden und sich bis Anfang dieses Jahres einen erbitterten Guerrillakrieg mit der Militärdiktatur geliefert haben, wohl den meisten unbekannt sein... Zum Glück gab es in Chiang Rai ein informatives Museum zu dem Thema und Dank dem Akka Hill House eine  günstige und vor allem authentische Möglichkeit die Dörfer auf einige Faust zu erkunden. So nahm ich am Folgetag den kostenlosen Lift von der Stadt  30km  ins Nirgendwo zu genannten Gasthaus wahr und buchte mich für Zwei Tage in der spärlichen Unterkunft ein. Das Gasthaus befindet sich Abseits der Zivilisation auf einem hohen Hügel mitten in den Bergen. In der Umgebung leben einige der Sieben verschiedenen Stämme in kleinen Dörfern, durch die man bequem und vor allem ganz alleine wandern kann. Wo früher Opium wuchs, wächst heute überwiegend Tee. Alles in allem war das echt ein gelungener und empfehlenswerter Ausflug.
Der nächste Halt hieß Chiang Mai. Die Stadt hat mir auf Anhieb gut gefallen. Dank der vielen Studenten wirkte sie sehr jung und dank der vielen Streetart, die man in den meisten Städten Asiens vergeblich sucht, auch endlich mal lebendig. So viel es auch nicht schwer hier ein paar Tage auf Thomas zu warten, der spontan einen Kurztrip nach Thailand gebucht hatte. Zumal ich auch ein verdammt günstiges Dorm-Zimmer (80 Baht) fand, welches ich mir mit einer nomadisch lebenden Brasilianerin teilte, mit der ich folglich die nächsten Tage verbrachte. Trotz des Status als beliebtes Touristenziel kann man in meinen Augen nicht viel besichtigen. Aber so ein paar Gammeltage tun zwischendurch auch mal gut und dafür eignet sich ie Stadt perfekt.
Mit der Ankunft von Thomas war meine alkoholfreie Phase dann beendet... Da musste ich einfach solidarisch sein, zumal Bier halt auch einfach verdammt lecker ist. Am nächsten Mittag haben wir uns jeder einen Roller gemietet und sind damit die 140km nach Pai gefahren. Die Strecke führte zum Großteil über einen Berg voller Serpentinen. Was eingequetscht im Minibus sicherlich einer Vierstündigen Tortur gleich, machte auf unseren kleinen Motorrädern einen Mordsspaß. Ein anderer Fahrer nahm es mit dem Mordsspaß wohl etwas zu ernst, aber da mein Mitfahrer das Kapitel „Verkehrsunfall in Asien“ bereits abgehandelt und überstanden hatte, waren wir mathematisch auf der sicheren Seiten!
In Pai angekommen kamen wir zufällig am Busbahnhof vorbei, an dem sich Thomas eine Stunde zuvor mit der Italienerin vom Vorabend wieder treffen wollte. So kam es also doch noch zu diesem längst abgehakten Date und da wir reichlich unorganisiert waren, war es uns ganz recht, dass sie ein günstiges Doppelzimmer fand und sich gleichzeitig für den Fußbodenplatz aufopferte. Kult, auch wenn eigentlich nichts neues oder überraschendes, dass die versprochene Acht oder Neun heute vielleicht noch eine Sechs auf der Schweizer Skala darstellte. Von „total verliebt“ zu „leicht enttäuscht“. Jeden Morgen das gleiche, König Alkohol lässt grüßen. Pai soll ein kleines verschlafenes Hippie-Dorf sein und wir hatten es uns dementsprechend ähnlich wie Montanita in Ecuador vorgestellt... Aber das Dorf ist eher eine Stadt. Trotz allem war dies ein guter Ort um Zwei Tage lang die Seele baumeln zu lassen und dürfte auch einige der wenigen Orte Thailands sein, wo man problemlos und vor allem günstig dieses merkwürdige Marihuana erstehen kann. Die Landschaft kann auch hier einiges. Die Lage in den Bergen sorgt allerdings dafür, dass es Abends richtig kalt wird, weshalb wir uns, in unseren kurzen Buchsen, doch recht zeitnah ins Gasthaus zurück zogen. Am Ende nahm ich dann den Fußbodenplatz in Beschlag. Zählbares ist nicht bei herum gekommen, aber ich werde bei Zeiten auf jeden Fall auf diese freundschaftliche Geste zurück kommen ;-) Einen weiteren Tag haben wir hier noch verbracht und sind am Folgetag, nach einmal mehr spaßiger Rückfahrt, zurück nach Chiang Mai geheizt.
Da am Abend noch der Testspielknaller zwischen Chiang Mai FC, seines Zeichens Drittligist, und Bangkok Glass auf dem Plan stand, blieben wir noch eine weitere Nacht. Der Erstligist lockte sicherlich an die 4000 Zuschaur in den schönen 20.000er Ground am Stadtausgang. Es waren sogar so 40-50 Fans hinter einer Menge Zaunfahnen versammelt, blieben aber, mal abgesehen von der Schalparade inklusive Gesang nach Spielschluss, stumm. Öffentliche Verkehrsmittel ins Stadtzentrum waren zu später Stunde Fehlanzeige, weshalb unsere Füße herhalten mussten. Und da sich die lokale Ausgehmeile als versnobtes Barviertel entpuppte, ging es ausnahmsweise mal ohne Biergenuss ins Bett.
Der nächste Tag wurde dem euphorischen Nichtstun gewidmet und über Nacht fuhren wir mit dem Bus nach Bangkok. Zwei Stunden lang stand unser Bus mitten in der Nacht auf dem Seitenstreifen herum, dann konnten wir merkwürdigerweise doch ganz normal weiterfahren und wurden am Ende kurz vor Bangkok doch wieder aus dem Schlaf gerissen um den Bus zu wechseln. Das versteh mal jemand... Dort angekommen ging es direkt weiter nach Pattaya, wo wir am Vormittag ankamen und in ein günstiges Apartment für 300 Baht pro Nase eincheckten. Zwei unserer Nachbarinnen wurden schnell auf die merkwürdigen Gäste aufmerksam – verirren sich in diese Art von Unterkunft doch nur selten Falangs – und nutzten unsere Unfähigkeit die Waschmaschine zu bedienen zur intensiveren Kontaktaufnahme. Na, so einen Empfang würde ich mir immer wünschen.
Ich wollte in den folgenden Tagen mein Tattoo weiter stechen lassen und Thomas ein paar Kumpels besuchen, so dass wir die  nächsten Abende mit einigen St. Gallener Sportsfreunden ein paar Bier tranken und auch endlich die sagenumwobene “Windmill“ besuchten. Nichts für Kuschelrock-Romantiker, so viel sei an dieser Stelle verraten! Zu später Stunde trennten sich dann meist die Wege und da ich weder auf bezahlbare Liebe, noch auf stundenlanges Yenga oder „Vier gewinnt“ spielen stehe, habe ich dann doch mal glatt das Mädel aus einer Nacht vom letzten Aufenthalt besucht und ihre Versprechungen überprüft. Aufmerksame Blog-Leser mögen sich erinnern.
Na ja, Thomas hat sich dann irgendwann verabschiedet, da er noch etwas Strandurlaub machen wollte. War mal wieder cool ein paar Tage zusammen zu reisen und wir sehen uns ja sicherlich bald wieder. Irgendwo, da wo die Sonne scheint und der Ball rollt. In dessen Folge hatte ich nun die beiden Nachbarinnen für mich allein, habe aber selber auch einen Tag später, nach dem meine Haut ein weiteres aber lange noch nicht letztes Mal gequält und mit Farbe vollgepumpt wurde, die Stadt verlassen. Nächster Halt Kambodscha!