Donnerstag, 22. September 2011

Wenig Neues aus Darwin II


Trotz allem Ärgernissen stand erst mal das Wochenende an, auch wenn es aufgrund akutem Geldmangels nicht wirklich genutzt werden konnte. Was kann man hier in Darwin auch schon groß machen? Saufen und die naheliegenden Nationalparks besuchen (nur mit Karre), was beides doch recht kostspielig ist.
Das Halbfinale um den Sieg in der NTFL, einmal mehr im Darwin Football Stadium, war zum Glück für mich kostenlos und vor etwa den selben 200-250 Zuschauern wie in der Woche zuvor gab es ein spektakuläres 8:0 zwischen Oylmpic und Helenic zu bestaunen. Inklusive der obligatorischen roten Karte für eine Tätlichkeit, zwischen den beiden hitzköpfigen Griechischen Teams. Wobei der Schiri wohl normalerweise Rugby pfeift, ansonsten hätte er wohl die ein oder andere Rote mehr aus der Gesäßtasche holen müssen.
Den Sonntag bin ich dann mit meinem italienischen Freund, der immer noch ohne Arbeit war und woran sich bis heute auch nichts geändert hat, wieder zum Wasserpark. Fleisch und Kartoffeln mussten wir uns dieses Mal selber mitbringen, die vielen elektronischen Grills (wie im übrigen der ganze kleine Wasserpark) stehen aber allen zur freien Verfügung. Faire Sache und eine gute Möglichkeit so einen Sonntag zu verbringen.
Wie befürchtet stellte sich Anfang der Woche dann heraus, dass es wohl besser sei, komplett nach einem neuen Job Ausschau zu halten. Also die Sachen aus dem Spint geholt und mich Drei Minuten am Riemen gehalten um die Nutte von Chefin nicht zu beschimpfen und als Dank ihre Telefonnummer für eine positive Referenz für meinen Lebenslauf bekommen. So läuft das doch, in dieser verlogenen neuen (Arbeits-)Welt, oder?! Da die bescheuerten Mangos immer noch nicht reif sind, war die weitere Arbeitssuche natürlich mehr oder weniger aussichtslos. Na gut, alle paar Tage wurden schon Mal jeweils 10-15 Helfer zum Mangosammeln gesucht. Aber da haben die fleißigen Asiaten derzeit Vorrang. Seit dem der Kapitalismus auch in Asien angekommen ist, sind es nämlich nicht mehr wir Deutschen, die für ihr fleißiges Arbeitsverhalten bekannt und begehrt sind, sondern die kleinen Asiaten. Na, vielen Dank, dass es nun endlich noch dümmere Menschen (respektive menschliche Arbeitmaschinen) gibt :-)
Eigentlich halb so wild, so eilig habe ich es ja nicht wieder, da weiter zumachen, wo ich letzte Woche aufgehört habe. Theoretisch habe ich damit eh schon wieder genug gearbeitet für die nächsten Drei Leben... Und da am Mittwoch auch das Gehalt ankam, steht nach einem knappen Monat Australien sogar ein Plus beim Finanziellen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich derzeit verdammt sparsam lebe. Australien ist einmal mehr der Beweis, dass es sich in teuren Ländern letztendlich günstiger reist, als in den vermeintlichen günstigen, wo man Drei mal täglich Essen geht und Drei oder Zwölf Bier am Abend den Braten auch nicht weiter fett machen.

Wenn da nicht diese Sehnsucht nach Südamerika wäre. Der weitere Plan sieht so aus, dass ich ab Anfang Februar, wenn dort der Ball wieder rollt, in Buenos Aires bin und dann dort für ein halbes Jahr hinziehe um täglichen echten Fußball zu genießen und die Sprache zu lernen. Aufgrund dessen werden die Gästeblöcke der Zweiten Liga ja auch wieder renoviert. Vielleicht liegt's auch nur am Abstieg von River, aber wer weiß das schon so genau?

Bevor es weit ist ruft aber noch diese sogenannte Pflicht. Die eigentlich alles andere als eine natürliche Pflicht ist, der Mensch sich aber offenbar damit abgefunden hat, sie zu seiner Pflicht zu machen. Wie auch immer. Auf jeden Fall habe ich mir vor genommen Drei Monate auf dem Bau (oder in einem anderen dieser „speziellen“ Arbeitsfelder wie Minen oder Farm) zu arbeiten, um mir die Option auf ein Zweites Work and Holiday Visa offen zu halten und vor allem um genug Kohle auf dem Konto zu haben, um in Südamerika eine ordentliche Zeit, ohne diese komischen Pflichten, zu leben. Bevor wir allerdings nach Karratha können, dem Ort im Nordwesten des Landes, wo es angeblich das schnelle, wenn auch wohl keinesfalls leicht verdiente, Geld gibt, brauchen wir aber noch ein kleines Startgeld. Die Wohnungssituation ist dort wohl alles andere als einfach, weshalb wir eine Karre kaufen und selbige zu unserem Domizil machen wollen. Die Tatsache, dass ich auf einmal im Plural schreibe, liegt daran, dass Sonntagnacht Mardin nachkommt.

Da die nächsten Tage wohl ähnlich ereignislos wie die letzten werden kann ich sie eigentlich auch jetzt schon kurz zusammenfassen:
Den Donnerstagabend habe ich mir auf dem Mindilmarkt vom ersten Lohn einen großartigen Gyrosteller gegönnt. Am folgenden Tag bestand das Tageshighlight einmal mehr zwecks Nahrungsaufnahme mit Thomas zum Shoppingcenter zu latschen und mal wieder viel zu Lesen. Gleiches gilt für Samstag, nur mit dem Unterschied, dass am Abend das Finale zwischen Casuarina und Olympic auf dem Plan stand. Das Torreiche Spiel, welches von einigen Roten Karten überschattet wurde und beinahe aufgrund einer Massenschlägerei abgebrochen werden musste, gewannen die Griechen von Olympic knapp. Den Sonntag grillten Thomas und ich erneut im Wasserpark und in der Nacht riss mich Mardin aus meinen schönen Träumen.

Und falls wir dann keinen Job für 1-2 Wochen auf einer Mangofarm gefunden haben, dann findet ihr mich mit einer Glaskugel sitzend in der Fußgängerzone von Darwin!

Freitag, 16. September 2011

Im Dienste der Zinsknechtschaft


Das positive Vorweg: Ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass ich am Samstagnachmittag noch Fußball geschaut habe. Gleich Zwei Spiele der Northern Territory Football League fanden hintereinander im Darwin Football Stadium statt. Dem Stadion, an dem ich die Woche zuvor schon war. Was keinesfalls überrascht, da es offenbar keine Alternative gibt. Die NTFL ist auf dem Papier eine Staffel der nach Regionen aufgeteilten Zweite Liga und noch meilenweit vom Kommerzterror entfernt. Die Liga beschränkt sich auf den jeweiligen Bundesstaat und ist im Falle vom hiesigen Northern Territorry noch einmal in Drei Regionen unterteilt. Wobei derzeit nur hier im Norden (auch nur mit Fünf Teams) und im Süden gekickt wird, da es im Zentrum nicht genug Mannschaften gibt. Zuerst kickten die Griechen (Helenic) gegen die Italiener (Azzuri) und anschließend Olympic gegen Casuarina vor etwa 250 Zuschauern. Die Einwanderer stellen nicht nur einen Großteil der Spieler, sondern bringen auch gleich noch ihre Leidenschaft mit. Ständige Scharmützel auf dem Platz mit einigen roten Karten wegen Tätlichkeiten waren die Folge und auch auf den Rängen wurde ganz gut mitgefiebert. Das Highlight war der Grieche neben mir. Irgendwann ermahnte ihn dann einer der Australier, der wohl nur Kommerz-Events gewöhnt war, ob seiner rauen Wortwahl und fühlte sich dann sogar berufen den Sicherheitsdienst antanzen zu lassen. Letztendlich musste er mehr oder weniger aus dem Stadion flüchten. „What is your fucking problem, Malaka? This is football and if you don't like it just fuck off!“ Großartig!

Das war es dann aber auch mit den erwähnenswerten Erlebnissen. Seit Montag stehe ich jeden Morgen um 6:20 Uhr auf, dusche, und fahre dann mit dem Bus zur Arbeit, wo ich von 8 Uhr bis 16 Uhr dann vor mich hinvegetiere. Zusammen mit Vier Mädels (Zwei Australierinen, eine Irin und eine aus Hong Kong) bin ich den ganzen Tag in einem Lager gefangen. Die Weiber machen den Data Entry am PC und ich bin damit beschäftigt Kartons zu falten und die vollen Kartons dann zu einer Palette zu schleppen. Von Tag zu Tag wird es langweiliger und ich hasse den Job immer mehr. Anschließend zwecks Nahrungsaufnahme zum Supermarkt oder zum Red Rooster und dann wieder zum Flughafen, wo ich noch etwas mit Thomas schnacke (der immer noch erfolglos auf einen Job wartet...) und noch Zwei-Drei Stunden lese, bevor ich hundemüde ins Reich der Träume falle. Und wenn ich dann daran denke, dass ich nach den Zwei-Drei Wochen die der Job dauert, noch mal mindestens Drei Monate Arbeit vor mir habe (um mir die Option auf ein Zweites Work and Holiday Visa offen zu halten), dann wird mir ganz schlecht. Mit Leben hat das derzeit herzlich wenig zu tun... Das einzige was hilft, sind die fetten Erinnerungen an die letzten Monate und die nächsten Träume, welche ich mir von der Kohle zeitnah erfüllen werde. Freitag war dann endlich Wochenende und kurz danach meine Laune trotzdem so richtig im Keller. Die Chefin sagte noch, dass sie zwar noch nicht genau weiß, was ab Montag meine Aufgabe sein wird, aber da ich erst am Vortag nachgehakt habe, ob denn auch Anfang der Woche noch genug Arbeit vorhanden sein wird (haben den ersten Container weitesgehend bearbeitet und warten nun auf die nächste Lieferung), habe ich mir da keine weiteren Sorgen gemacht. Zehn Minuten später kam dann die SMS, dass ich in der kommenden Woche daheim bleiben kann, weil es nichts zu tun gibt. Nicht von der Chefin, sondern von meiner Jobagentur. So eine hinterfotzige Schlange. Diese komische Arbeitswelt wird mir weiterhin von Tag zu Tag suspekter... Konkret heißt das, dass ich nun wieder eine weitere Woche auf Arbeit warten muss und die Zeit auch nicht wirklich nutzen kann, weil das erste Gehalt wohl erst Ende nächster Woche auf meinem Konto eintrudelt. Und Dank der verlogenen Hinhalterei meiner Chefin werde ich so kurzfristig wohl auch keinen Arbeitsersatz finden...

Sonntag, 11. September 2011

Die letzten Tage in Freiheit


Argh, da war ich gerade in Palmerston (eine kleine Stadt, etwa 10km südlich von Darwin) angekommen, da meldet sich doch glatt die Trulla von der Jobvermittlung, dass sie nun noch gerne eine Referenz eines vorherigen Arbeitgebers möchte, obgleich ich den Job schon sicher hatte. Damit waren die Pläne nach Katherine zu trampen gestorben. Halb so wild. Da ich nun eh nicht mehr zwanghaft zwecks Jobsuche woanders hin musste, bin ich eh immer mehr ins Zweifeln gekommen, ob ich den kostenlosen Schlafplatz hier aufgeben soll... Da ich unterwegs bei meiner zukünftigen Arbeitsstelle vorbei gekommen bin direkt mal die Gunst der Stunde genutzt und die Umgebung abgecheckt. Tristes Industrigebiet, allerdings ein Camping Resort nebenan. Wäre eine Überlegung Wert gewesen dort zu campen. Bei 35$/Nacht um ein Zelt auf einem Stück Wiese aufzuschlagen, hatte sich das aber schnell wieder erledigt. Anschließend wieder Mal ins Hostel und für eine weitere Nacht eingecheckt, um endlich den Rucksack wieder los zu werden. Dann die Referenz im Internet organisiert und den Abend damit verbracht im Hostel zu kochen. Ich kann zwar nicht kochen, aber das störte weniger. Bei dem einfältigen Essen der letzten Tage braucht es quasi überhaupt keine Kochkünste um meinen Gaumen zu beglücken.

Den Freitag dazu genutzt, um meine Steuernummer aus dem Postoffice abzuholen und bei der Vermittlungsagentur einzureichen und neben einer längeren Internetsession in der Bücherei und einem Fußmarsch zum Fĺughafen war es das auch bald schon...

Den Samstag dann mal einen kleinen Rucksack gekauft und im Hostel umgepackt. Habe mich nämlich dazu entschieden die nächsten beiden Wochen weiterhin am Flughafen zu wohnen. Die Hostels sind die Kohle echt nicht wert und vom Flughafen dauert es in etwa genau so lang bis zur Arbeit, wie von der Stadt aus. Am Abend am Flughafen angekommen habe ich auch wieder Thomas getroffen. Die Cops haben ihm von seinem geheimen Campingplatz vertrieben und das Trampen nach Katherine hat sich auch schwieriger als gedacht gestaltet, weshalb er jetzt hier weiter auf einen Job wartet und solange ebenfalls im Flughafen wohnt. Soll ja nur noch Zwei-Drei Wochen dauern, bis die Mango-Saison so richtig beginnt... Kein Ding, in meinem Zimmer sind noch einige Betten frei. Schön meinen ersten Mitbewohner in der Flughafen-WG zu begrüßen!

Am Sonntag waren wir beide dann glatt von den Nachbarn zu einem Grillfest eingeladen. Nachbarn ist relativ, aber was sind mittlerweile schon 5-6km Fußmarsch? Dort angekommen beglückte uns dann irgendeine sinnlose Partei mit kostenlosen Bratwürsten und Getränken in einem kleinen Wasserpark. Endlich werden die Wahlgelder mal sinnvoll genutzt! Abends dann wieder mal auf meinem Lieblingssofa im Flughafen gechillt und diese Zeilen verfasst. Morgenfrüh beginnt dann das Arbeitsleben für mich!

Samstag, 10. September 2011

Was ein beschissenes Datum


Am 11. September 1973 stürzten die USA gewaltsam die demokratisch gewählte Allende-Regierung in Chile und errichtete dort eine bis 1990 anhaltende Diktatur. In den ersten Tagen dieses Putsches wurden etwa 3000 Menschen ermordet.   Öffentliche Gebäude wuden zu Konzentrationslagern umgebaut und mehrere Zehntausend Menschen  gefoltert und „verschwinden“ gelassen. Der Staatsterror hielt ganze 17 Jahre lang an.

Am 11. September 2001 wurden etwa 3000 Menschen während eines Terroranschlags auf das World Trade Center getötet. Dieses Verbrechen nutzte die US-Amerikanische Regierung um Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ihrer Freiheit und Privatsphäre zu berauben. Außerdem dient dieses Attentat dazu mehrere hunderttausend Menschen im Irak und Afghanistan zu töten und den Ländern ihre Rohstoffe zu stehlen. Der US-Imperialistische Terror hält bis heute an.

Mittwoch, 7. September 2011

Endlich (?) Arbeit!


Hätte ich mich mal besser nicht über die schlechten Kontrollen lustig gemacht. So startete der heutige Morgen doch direkt damit, dass auf dem Weg zur morgendlichen Dusche meine Nagelschere entdeckt und konfisziert wurde. Da ich nicht total verschwitzt zum Jobinterview erscheinen wollte, habe ich Sechs Dollar investiert um meinen geliebten Rucksack für die kommenden 12 Stunden im Flughafen-Schließfach einzusperren. Die Investition hat sich gelohnt, lief das Interview doch super. Wobei „Interview“ übertrieben ist. Es bestand eigentlich nur darin, dass ich die Angaben aus meinen Resume bestätigt habe und mir dann aus den Fingern saugen musste, bei welchem der ausgedachten Jobs aus meinen Lebenslauf ich annähernd etwas mit administrativen Tätigkeiten zu tun hatte. Der Hauptteil bestand letztendlich darin, an einem Computer binnen Fünf Minuten so viele Nummern wie möglich von einem Zettel zu kopieren. Und das hat offensichtlich recht gut geklappt, jeden Falls bekam ich gleich nach Auswerten der Ergebnisse die weiteren Unterlagen. Na, da sag noch mal jemand, dass meine dreijährige Pokerkarriere mir im weiteren Leben nicht weiterhilft! Kommenden Montag werde ich also nun für ein Krankenhaus „Data Entry“ (gibt’s dafür eigentlich eine Berufsbezeichnung?) betreieben. Die Arbeit ist leider auf Zwei-Drei Wochen à 38 Stunden pro Woche beschränkt, dafür aber mit 25$-Stundenlohn doch recht gut bezahlt. Zumindest für einen solchen Idiotenjob. Ist zwar noch nicht der Lohn den ich hier anpeile, aber derzeit kann ich nicht wählerisch sein und als Einstiegsgehalt ins Berufsleben geht das gerade so klar :-P Und ich bin mal gespannt wofür ich die Stahlkappenschuhe und das Neonorangene Arbeits-T-Shirt brauche. Ersteres habe ich mir in weiser Voraussicht in Vietnam für etwa 6€ gekauft und letzteres wird mir vom Lohn abgezogen. Die nächsten Stunden war ich dann damit beschäftigt die ganzen Zettel auszufüllen. Scheint wohl ein globales Problem zu sein, diese Bürokratie... Abends noch ein bisschen mit Thomas gequatscht, der bisher weniger Glück hatte und immer noch auf Jobsuche ist, und dann einmal mehr im Flughafen eingecheckt.

Dienstag, 6. September 2011

Wenig Neues aus Darwin


Der Job am Sonntag war ein Reinfall. Gemeinsam mit einigen anderen Backpackern sind wir letztendlich von Tür zu Tür gezogen um den Leuten ihr kostenloses Losticket zu übergeben, mit dem sie entweder 1000$ Cash oder eine kostenlose Reinigung ihres Teppichs, der Matratze, oder der Stube gewinnen konnten. Die 1000$ gab es natürlich nie. Dafür eine kostenlose Reinigung, falls die Familie genug Kohle hatte (verheiratet plus beide arbeitend) mit dem Ziel ihnen den entsprechenden Staubsauger für schlappe 4490$ aufzuschwatzen. Wir sollten pro gesammeltem Name + Telefonnummer + Schätzung ob genug Kohle 1$ bekommen und bei einem Verkauf noch mal 20$ extra. Mit ein bisschen Übung hätte man es sicher auf 20-30$ die Stunde schaffen können, aber es würde einige Wochen dauern bis wir die Kohle sehen würden. Im besten Fall... Das war auch der Grund, weshalb sich letztendlich jeder nach der Lunchpause aus dem Staub machte. Der andere Deutsche unter Vorwand von Kopfschmerzen, der Rest war einfach ehrlich. Das einzig gute an diesem vergeudeten Sonntagvormittag war die Tatsache, dass ich dort den den Italiener Thomas kennengelernt habe, der derzeit in einer ähnlichen Situation wie ich ist. Seine Anreise erfolgte auch über Asien, wenn auch zu 90% als Anhalter und deutlich langsamer (knapp Zwei Jahre war er schon unterwegs), dafür war er auch fast pleite und seit einer Woche erfolglos auf Jobsuche, weshalb er derzeit in der Nähe des Flughafens campt. Für reichlich Gesprächsstoff war an diesem Tag also gesorgt.

Am Montag bin ich dann wieder in die City. Mittlerweile scheinen hier mehr Backpacker mit Lebensläufen in der Hand durch die Stadt zu ziehen, als normale Fußgänger unterwegs sind. Dazu habe ich erfahren, dass die Mangosaison frühestens (!) nächste Woche beginnt. Damit war die Sache klar: Den Rucksack aus dem Hostel geholt und am nächsten Morgen würde ich dann die 300km südlich durchs Outback nach Katherine trampen. Ich war gerade nach gefühlt ewigen Fußmarsch – mit 15kg extra Gepäck auf dem Rücken macht das bei der Hitze echt keinen Spaß mehr – angekommen, da klingelte das Handy. Die gute Nachricht war, dass ich nun am Mittwoch Mittag ein Vorstellungsgespräch habe, die schlechte, dass ich also noch Zwei weitere Nächte am Flughafen ausharren muss und nun auch noch mein gesamtes Gepäck dabei habe.

Loswerden konnte ich den Rucksack leider nirgends in Flughafennähe, weshalb ich ihn mit zum nächsten Einkaufszentrum in Casuarina schleppen musste. Im Endeffekt war das dann aber irgendwo doch ein Glücksfall, hoffe ich zumindest. Als ich auf dem Rückweg an einer Bushaltestelle eine Verschnaufpause einlegte quatschte mich ein etwa 40-jähriger Einheimischer an. Soweit nichts ungewöhnliches, ist es in der Stadt doch noch das normalste der Welt mit Fremden zu schnacken. Als ich antwortete, dass ich nur eine Pause mache und auf dem Weg zum Flughafen sei, bot er mir an, bei ihm im Taxi ein Stück weit in die passende Richtung mitzufahren. Ein Taxi kam zwar nicht, dafür zahlte er mir den nächsten Bus, steckte mir noch einen 10er zu und versprach mir sich bei mir zu melden, sobald er einen Job für mich hat, beziehungsweise seine Stimme wieder gefunden hat. Der Gute hat nämlich gerade Zwei Tage Dauersuff hinter sich und konnte kaum noch sprechen. Den Rest des Tages habe ich dann damit verbracht im Flughafenklo meine Wäsche zu waschen und ihr auf einer Wiese beim trocknen zuzuschauen. Nur gut, dass ich in Vietnam meinen Büchervorrat erneuert hatte... Großartig war auch die Kontrolle zum Departure Gate, wo sich das Free Wifi und die Duschen befinden. Anders als die Tage zuvor wurde mein Nagelknipser bemerkt und sie wollten ihn sich genauer anschauen, ehe sie zum Entschluss kamen, dass er ungefährlich ist. Trotzdem musste der Rucksack ein weiteres Mal durch den Scanner geschoben werden, bevor es das entgültige Okay gab. Na, dann bin ich ja mal gespannt, wann sie endlich die Nagelschere finden, die mich schon seit Vietnam problemlos im Handgepäck begleitet...

Samstag, 3. September 2011

Broke and Homeless in Down Under



Der Flug war, wie es Flüge meist an sich haben, ereignislos. Ebenso die Einreise nach Australien. Für 270$ (1AU$ = 0,70€) hatte ich mir im Verlauf der Reise bereits das ein Jahr gültige Work and Holiday Visa gesichert, welches einen Tag später per E-Mail bestätigt wurde. Offiziell braucht man zusätzlich 5000$ Geldreserven und/oder zumindest einen Rückflug. Wird zwar selten bis nie kontrolliert, aber falls doch, dann hätte ich ein gutes Problem gehabt :-) Die Uhr wurde noch Mal einen ordentlichen Schub nach Vorne gedreht und obwohl es in Darwin schon bald Morgen wurde, befand sich mein Körper noch mitten in der Nacht. Folgerichtig also auf einer kleinen, aber dafür gut gepolsterten Bank, bis Mittag geschlafen. Die meisten Hostels waren ohnehin voll und da ich am Sonntag eh nicht fiel hätte erledigen können, bin ich direkt am Flughafen geblieben. Der Service tut sich aucch nicht viel. Hostel Airport bietet kostenlose Dusche und Wlan. Nur das Bett ist etwas kurz geraten und der Schlafsaal riesig. Im Hostel Youth Shack teilt man sich den Schlafsaal nur mit Drei weiteren und das Bett ist deutlich komfortabler, dafür ist das Internet nicht umsonst, obwohl man satte 31$ für die Nacht latzt. Der Blick in die Jobanzeigen war weder in der Tageszeitung, noch im Internet, wirklich viel versprechend. Aber das wird schon noch.

Frühmorgens bin ich dann etwa 40 Minuten Richtung City gelatscht und konnte von dort für die letzten 7-8km einen günstigen Stadtbus nehmen. Erster Anlaufpunkt war das Seafare Center, welches laut Wikitravel Einzelzimmer für 100$/Woche anbietet. Dürfte aber ein paar Jahre her sein, dass in der Ruine zuletzt ein menschliches Wesen für Geld übernachtet hat... Dann also im Youth Shack einquartiert um den Rucksack loszuwerden und eine Adresse zu haben um die weiteren Formalitäten zu erledigen: Sim-Karte organisieren, Bankaccount eröffnen und eine Steuernummer beantragen. Nun konnte ich endlich mein Resume (so nennt man hier den Lebenslauf, übrigens ohne Foto) komplettieren und ausdrucken um auf Jobsuche zu gehen. Abends im Hostel dann noch mit einem Holländer angefreundet, der mir dann auch gleich die ersten Kochschritte beigebracht hat, beziehungsweise mich letztendlich lecker bekocht hat :-P Für die Mahlzeit waren wir aber trotzdem direkt jeder einen Zehner los. So viel zu den Lebenshaltungskosten hier... Das Angebot ihm beim Leeren seiner mitgebrachten Rum-Flasche zu helfen musste ich schweren Herzens ausschlagen. Zum einen war ich hundemüde und zum anderen hatte die Jobsuche am nächsten Tag definitiv Priorität.

Von Dienstag an haben sich die Tage bis zum heutigen Samstagabend nun mehr oder weniger in eintöniger Manier wiederholt. Den Großteil des Gepäcks habe ich im Hostel gelassen und nur das nötigste in meinen Stoffbeutel gepackt, mit dem ich anfangs von Jobagentur zu Jobagentur gezogen bin, um mich dort zu bewerben. Dazwischen habe ich dann immer direkt bei diversen Geschäften, Firmen und Lokalitäten angeklopft und nach Arbeit gefragt – wohl der gängigsten Form hier einfache Jobs zu finden – und hier und da mal einen Lebenslauf gelassen. Außerdem gehört das morgige Prüfen der Stellenanzeigen in der Tageszeiten, sowie ständiges aktualisieren selbiger in sämtlichen Internetportalen zur täglichen Routine. Plus das checken der Aushänge an den schwarzen Bretts der Hostels. Derzeit sieht es aber alles andere als rosig aus und um das zu verstehen vielleicht zunächst mal ein paar Infos zur Stadt selber:

Darwin ist die Hauptstadt des Northern Territory, eines von Sechs Bundesstaaten in Australien, und eine der wenigen Städte hier im Outback. 130.000 Einwohner reichen aber bereits aus um sich den Titel „Größte Stadt“ im NT zu sichern. Und auf diese kleine Stadt kommen etwa Zehn riesige Hostels, von denen Sieben-Acht derzeit durchgehend ausgebucht sind. Die Stadt ist also gerammelt voll mit Backpackern und es scheint so, dass jeder probiert die Zeit bis zur Erntesaison der Mangos mit anderer Arbeit zu überbrücken. Und ohne perfektes Englisch (sind viele Engländer und Iren hier), ohne jegliche berufliche Erfahrungen, ohne Referenzen australischer Arbeitgeber (ganz wichtig hier) und ohne Führerschein sehen meine Chancen hier nicht so gut aus... Hinzu kommt, dass sich der Beginn der Mangosaison ständig nach hinten verschiebt. Anfang der Woche hieß es noch Ende der Woche, am gestrigen Freitag dann erst in Ein bis Zwei Wochen.

Eigentlich halb so wild, so heiß bin ich ja eigentlich nicht aufs Arbeiten.... Wenn ich nicht zeitnah wirklich darauf angewiesen wäre. Etwas Kohle habe ich zwar noch, allerdings brauche ich ja während der ersten Arbeitstage auch noch Geld für Unterkunft und Verpflegung. Der Sparmodus ist derzeit also angestellt, weshalb ich nun mehr oder weniger am Flughafen wohne und tagsüber zwecks Jobsuche mit dem Bus in die Stadt fahre. Das 1$-Baguette sind neben Kraneberger und dem 5$-Fastfood-Menü im Red Rooster und alten Bustickets derzeit meine besten Freunde :-) Die Jobsuche beschränkt sich mittlerweile auch nur noch auf Aushänge in Hostels und dem checken der Onlineanzeigen, dafür habe ich aber nun fast jede Ecke der Stadt erkundigt. Und ich muss sagen, dass es mir hier echt gut gefällt. Die Stadt kann einiges! Gut, vielleicht nicht die Stadt selber, da man hier außer für teuer Geld saufen und am Stadtstrand liegen, nicht all zu viel machen kann. Viel mehr sind es die super freundlichen und relaxten Einwohner, die hier ein angenehmes Klima schaffen. Apropos Klima... 35° und ständiger Sonnenschein :-)

Am Donnerstagabend brachte der Besuch des Wochenmarktes direkt am Strand, inklusive Livemusik, etwas Abwechslung und am heutigen Samstag kam ich sogar zufällig noch in den Genuss von Fußball! Wollte eigentlich nur zum Australian Football unweit des Flughafens, als in einem kleinen Stadion mit einer überdachten Tribüne für etwa 2000 Leute die Zweite Halbzeit Amateurfußball angepfiffen wurde. Klar, dass ich da zu einem der etwa 40 Zuschauer wurde um mir das Spektakel anzuschauen. Spektakel im wahrsten Sinne des Wortes. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso der Torschüsse zum 2:3 Anschluss in der 90. Minute über das gesamte Spielfeld rennt um eine sinnlose Tor-Jubel-Show abzuziehen, anstatt den Ball aus dem Netz zu fischen und zum Mittelpunkt zu tragen. Aber das kommt wohl davon, wenn der Fußball von klein auf kommerzialisiert wird. Anschließend war ich passend zum Anstoß, oder wie man es hier nennt, bei den Thunders. Australien Football ist wohl, neben Rugby, der Nationalsport Nummer Eins und mit vielleicht 8.000 Zuschauern war das Stadion auch fast voll. Der Sport ist eine Mischung aus Fußball, Handball und Ringen auf einem viel zu großen und dazu auch noch fast runden Spielfeld. 15 Minuten haben gereicht um zu erkennen, dass das nicht mein Sport ist.

Ahja am Freitag klingelte dann tatsächlich das Handy und mein Handy zeigte mir an, dass Scotty am anderen Ende der Leitung ist. Dummerweise hatte ich keine Ahnung mehr wer Scotty war, aber als er mich fragte, wo er mich am Sonntagmorgen abholen kann, damit ich ein paar Stunden für ihn arbeite, war es auch zu spät um nachzufragen. Muss die Nummer wohl aus einer der Anzeigen im Hostel haben und mich dort per SMS beworben haben... Auf jeden Fall holt er mich Morgen früh um 10 Uhr ab, hat 4-5h Arbeit (was auch immer) für mich und ich brauche nichts weiter als einen Hut (und normale Klamotten, hoffe ich mal). Vielleicht springt ja sogar noch etwas mehr Arbeit bei heraus. Ansonsten kann ich nur weiter täglich die Stellenanzeigen durchforsten, hoffen, dass das Handy erneut klingelt und vor allem darauf warten, dass die scheiß Mangos endlich reif werden.
PS an Oma und an alle anderen besorgten Mitleser: Keine Sorge! Verhungern tue ich hier so schnell nicht und ohne Arbeit würde ich wohl so oder so am Flughafen schlafen, ganz egal was der Kontostand sagt :-) Außerdem habe ich die Drei-Wöchige-Skandinavien-Tour vor ein paar Jahren mit einem ähnlichen Budget gemacht und hatte ein verdammt gute Zeit!