Mittwoch, 27. Juli 2011

Guangzhou und Shenzhen


Das Angebot mit einem Minibus von der Grenze nach Guangzhou zu fahren habe ich natürlich dankend abgelehnt und statt dessen lieber einen der unzähligen Reisebusse genommen. So sitze ich im Fall der Fälle wenigstens im stärkeren KFZ ;-) Kein Wunder, dass die häufigste Todesursache für Chinesen zwischen 18 und 45 der Straßenverkehr ist, wenn sich hier jeder Depp einfach so für kleines Geld einen Lappen kaufen kann. Und noch viel weniger verwunderlich, wenn die Chinesen so Auto fahren, wie sie sich als Fußgänger bewegen. Chinsische Fußgänger sind das schlimmste, was mir je unter die Augen, beziehungsweise auf die Füße gekommen ist. Allein eine Rolltreppe zu versperren, einfach kurz davor stehen zu bleiben, oder auf dem Bürgersteig einfach von jetzt auf gleich die Richtung zu wechseln - ohne dabei mal zur Seite zu schauen versteht sich - ist das normalste der Welt für einen Chinesen. Und selbst wenn du irgendwo als letzter in der Schlange stehst: Bevor der Chinese den minimalen Umweg macht und um dich herum läuft, versucht er lieber auf Biegen und Brechen durch dich durch zulaufen. Und in der Metro sind die Chinesen schlimmer als eine Horde Fußballfans, die sich einen der wenigen Sitzplätze auf der WET-Tour erhoffen. Nur mit dem Unterschied, dass die Chinesen vorher wissen müssten, dass sie keinen Sitzplatz bekommen, aber trotzdem erst einstiegen wollen, bevor andere ausgestiegen sind. Guangzhou gilt als drittgrößte Stadt China's, auch wenn keiner genau weiß, wie viele Menschen hier tatsächlich leben. Irgendwas zwichen 10 und 20 Millionen, auch abhängig davon wie viele Wanderarbeiter aus dem Osten Chinas gegenwärtig hier sind. Eigentlich besteht die Stadt nur aus diesen armen Säuen, die vom öden Leben auf dem Land gelangweilt sind und völlig planlos an die Ostküste ziehen um dort dem American Dream, der großen Lüge vom Glück durch Geld und materiellen Wohlstand, zu verwirklichen. In der Realität arbeiten sie dann für Hungerlöhne und unter miserablen Lebensumständen in einer riesigen Fabrik, um für Firmen wie Adidas und Co unsere Kleidung herzustellen. Allein ein Drittel aller Sportschuhe weltweit wird hier hergestellt. Der Name „Fabrik der Welt“ kommt also nicht von ungefähr... Von der angeblich kommunistischen Regierung wird das dann in so weit gefördert, dass Guangzhou und andere Städte Sonderwirtschaftszonen sind, wodurch den großen Konzernen (zum Beispiel steuerliche) Vorteile garantiert werden. Die Großkonzerne werden also auch noch für diese Art moderner Sklaverei belohnt. Und über die Häfen, dessen Öffnung übrigens 1843 im Zuge des ersten Opiumkriegs von den Briten erzwungen wurde, gelangt die Waren dann zu uns. Aber genug der Kritik. Das herausgesuchte Hostel habe ich irgendwann gefunden. Gar nicht so einfach, lag es doch versteckt im 27. Stock eines Hochhauses und war mal wieder Null deklariert. Die Dorms waren natürlich ausgebucht und da 120Yuan eben so noch drin waren, beziehungsweise viel mehr weil in weniger als Zwei Stunden Fußball angesagt war und das Stadion direkt um die Ecke war, dann dort eingebucht.

Der örtliche Fußballverein gilt als einer der größten und mit einer Durchschnittsbesucherzahl von 50.000 ist er dabei die Red Urawa Diamonds aus Japan als beliebtesten asiatischen Fußballverein abzulösen. Amtierender Zweitligameister, dazu auch noch Tabellenführer, klar, dass die 60.000er-Schüssel heute ausverkauft war. Auch wenn wieder hier und da einige Plätze frei blieben, kein Plan, wie sich das erklärt. Für 60Yuan bekam ich eine Karte (Originalpreis 50Yuan) vom Schwarzmarkthändler meines Vertrauens und war ganz überrascht dabei auch noch einen der wenigen überdachten Plätze zu haben. Was ganz praktisch war, fing es doch zeitweise recht fies an zu pissen. Die daraus resultierende Regenschirmchoreo war eines der wenigen optischen Highlights des Spiels... Zwar versammelten sich rund 1000 supportende Heimfans hinter einigen Zaunfahnen (Schwenkfahnen waren verboten) und sangen die bekannten Melodien, während der Rest des Publikums ab und zu in kürzere Schlachtrufe mit einstimmte. Die meiste Zeit war es aber einfach nur laut, ob der Massen an mitfiebernden Chinesen. Ganze 150 Gäste waren auch am Start. Keine Ahnung wie viele von ihnen tatsächlich die 850km unter der Woche auf sich genommen hatten. Waren aber auch die ganze Zeit fleißig dabei ihren Verein zu unterstützen und hatten auch ein paar Fahnen im schlepptau. Na ja, zumindest bis sie irgendwann zu frustriert waren. Wurden ihnen doch ganze Fünf Buden eingeschenkt... Die Vereinsgeschichte wieder ziemlich krank ist. Ganze Sieben verschiedene Besitzer hatte der Verein seit 1985. Jeweils mit komplett verschiedenen Farben, Logo und Namen. Halt je nach dem, für was geworben wird. Aufgrund dessen ist schon mehr als erstaunlich, wie viele Menschen sich dem verbunden fühlen und dem ganzen auch noch blind nachfiebern.

Den nächsten Tag habe ich dann damit verbracht mir die Stadt anzuschauen. Flusspromenade, Fußgängerzone, paar Tempel und ein großer Park. Kann man mal gesehen haben, aber ist jetzt auch nichts besonderes. Außerdem habe ich probiert ein vernünftiges Visum zu bekommen. Aber selbst hier hätte ich nur ein 15-Tages-Visum zur einmaligen Einreise bekommen und dafür wieder den ganzen bürokratischen Scheiß wie Hotelreservierungen und Flugticket vorzeigen müssen. Nee, kein Bock mehr auf die Schikane, dann gammel ich halt die eine Woche hier in der Nähe herum, bis ich notgedrungen frühzeitig nach Hong Kong ausreise. Ich hätte mir zwar liebend gerne noch ein paar schönere Ecken im Landesinnere angeschaut, aber das nervt einfach nur noch. Sorry China, so kann ich halt leider nur von versmogten Großstädten berichten, statt von schönen Landschaften und was ich sonst noch so gesehen hätte ;-) Abends wollte ich dann ins Riverside Hostel umsiedeln, weil das alte Hostel immer noch voll war. Sich in der Hauptverkehrszeit mit dem Rucksack durch die Metro zu schlagen ist überhaupt kein Spaß. Dumm nur, dass mir dort angekommen das gleiche Schicksal widerfuhr. Sprich ausgebucht. Nebenan gab es aber im Orange Hostel für 100Yuan ein Zimmer mit eigenem Bad. Faire Preisleistungsverhältnis und deshalb meine Heimat für die nächsten beiden Nächte. Passend dazu (eher der Grund wieso ich da war hehe) befindet sich in selbiger Straße eine Bar Street und eine der Bars wusste sogar einigermaßen zu gefallen, halt für asiatische Verhältnisse. Nur die Bierpreise sind echt zum abgewöhnen... 30Yuan fürs günstigste, kleine Bier. So oder so war das Hotel aber eine gute Entscheidung, wollte mich nach Feierabend doch eine süße Barkeeperin dorthin begleiten, auch wenn die Interessen dann doch etwas auseinander gingen. Klar, wir kannten uns noch nicht so lange, aber würde sich das wirklich ändern, wenn man gemeinsam einen Film schaut??? Frauen...

Samstag ewig gepennt und dann in einen großen Wasserpark. Von 17:30 bis 22:30 kostete der Spaß 130Yuan und hätte sich aufgrund der Größe auch voll gelohnt. Wenn nach einer Stunde nicht ein Gewitter aufgekommen und der Spaß damit viel zu früh beendet gewesen wäre. So ein Mist, dabei hatte ich noch nicht einmal alle Rutschen ausprobiert. Für einen kurzen Moment hatte ich vor dem Ticketkauf sogar noch darüber nachgedacht, ob sich das wirklich lohnt. Schließlich kam es die letzten Tage zur selben Uhrzeit immer wieder zu solchen Unwettern und der Himmel sah auch heute keinesfalls vertrauenerweckend aus... Aber die Massen an Chinesen, die extra auf 17:30 warteten, wären doch nicht so dumm, die wissen doch wohl was sie tun. Ne, natürlich nicht. Was ein Trugschluss. Abends wieder ein paar Bier gegönnt, aber recht früh zurück ins Hotel, da die letzte Nacht noch in den Knochen steckte und ich mir wohl auch eine kleine Erkältung eingefangen hatte. Keine gute Idee, im Suff an der Klimaanlage herum zuspielen...

Die nächsten beiden Nächte bin ich dann ins Hostel umgezogen und habe die meiste Zeit auch dort verbracht um die Erkältung auskurieren. Verpasst hatte ich eh nichts, ging mir die Stadt doch mächtig auf die Nerven. Ich brauch unbedingt eine Abwechslung zu diesen neuen Millionenmetropolen, aber es schien hier nichts anderes zu geben. Am Dienstagabend bin ich dann nach Shenzhen. Nicht weil ich die Stadt sehen wollte, sondern einfach weil es auf dem Weg nach Hong Kong lag, konkreter unmittelbar daran angrenzte. Shenzhen ist noch eine Nummer krasser. 1979 lebten dort 30.000 Menschen. Ein Jahr später wurde der Stadt der Status als Sonderwirtschaftszone erklärt, womit ein nicht anhaltender Bauboom einsetzte. Heute ist es die wohlhabendste Stadt China's (Ohne HK und Macao) und beherbegt 12 Millionen Menschen, Tendenz steigend. Dazu ist sie auch noch ein beliebtes Ziel für chinesische Touristen, obgleich es eigentlich keine Sehenswürdigkeiten, dafür aber eine Menge Themen- Erlebnisparks gibt. Am Mittwoch hab ich mir wieder mal ein Rad gemietet, was mit Abstand die beste Option ist um eine chinesische Großstadt zu erkunden, und am nächsten Morgen ging es per Metro (!) an die Grenze zu Hong Kong. Öfter mal was neues.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Macau


Den ersten Tag in Macau habe ich noch Tourist gespielt. Geld gezogen (1€ = 11,5MOP) und dann mit einem der Shuttlebusse der Casinos kostenlos ins Zentrum fahren lassen und per Zufall fast am einzigen Hostel der Insel, der Augusters Lodge, ausgestiegen. Ein Bett war zwar nicht mehr frei, dafür bekam ich für die Nacht eine Liege in der Lobby für den halben Preis (60MOP) und dann mal etwas durch die Straßen geschlendert. Das Monte Carlo bzw. Las Vegas das Ostens – wie Macau immer wieder genannt wird – macht echt einen coolen Eindruck. Die Horden der Touristen tummeln sich überwiegend in den etlichen und total verrückten Casinos und Zwei Straßen weiter steht man plötzlich in menschenleeren engen Gassen im Kolonialstil. Dies ist wenig verwunderlich, ist Macau doch eine ehemalige portugiesische Kolonie, weshalb neben kantonesisch auch portugiesisch als Amtssprache gilt. 1999 wurde das Inselbündnis dann als Sonderverwaltungszone wieder in die Volksrepublik China eingegliedert, ist nun also eine Art eigener Staat inklusive eigener Regierung, Währung, Fußballverband und was noch so dazugehört, der aber trotzdem irgendwo noch der VR China untergeordnet ist. Ich bin dann per Bus zu der südlich gelegenen Insel Taipa weiter, die durch eine große Brücke mit Macau verbunden ist. Dort etwas in der netten Altstadt umher gewandert und am Abend dann ins Estádio Campo Desportivo, dem Nationalstadion. Kaum zu glauben, aber hier fand heute Abend tatsächlich ein Länderspiel zur WM-Quali 2014 zwischen Macau und Vietnam statt. Es stand weder in der Zeitung, noch irgendwo anders, geschweige denn, dass irgendwer von dem Spiel gewusst hätte und dementsprechend waren auch die Stadiontore geschlossen. Außer für den Gästesektor, der von etwa 100 Vietnamesen die hier und da mal etwas Krach machten, belagert wurde. Lag vermutlich an der 6:0 Niederlage aus dem Hinspiel. Ich schloss mich also notgedrungen den Vietnamesen an. Nach Jordanien – Vietnam also nun schon mein Zweites Spiel im Gästesektor. Wer weiß, vielleicht werde ich jetzt, wo ich in Deutschland eh bis 2014 Stadionverbot habe, halt zum Vietnam-Allesfahrer ;-) Ob der vielen Tore (dieses Mal nur ein 1:6) verlief das Spiel natürlich wie im Fluge. Die unbeholfenen Macaunesen konnten einen fast schon Leid tun... Aber wie will ein Staat, in dem Fußball nicht sonderlich populär ist und in dem keine 600.000 Menschen leben, sich auch ernsthaft für eine Weltmeisterschaft qualifizieren? Die nächsten 8-9 Tage sind schnell erzählt. Bin in die San Van Hospedaria (Einzelzimmer ist dafür mit 100MOP günstiger als nen Dorm im Hostel) umgezogen, einer günstigen und heruntergekommen Absteige im ehemaligen Rotlichtviertel und Drehort einiger Chackie Chan-Filme, und habe sonst die meiste Zeit an den Pokertischen der Casinos verbracht. Na gut, 4-5 Mal bin ich noch zur chinesischen Botschaft gelaufen und habe mich dort mit der Beantragung eines Visas herumgeplagt. Ich kann gar nicht beschrieben, wie sehr mir das auf die Eier ging. Und am Ende gab es leider auch nur ein Visa für Sieben Tage zur einmaligen Einreise, was bedeutet, dass ich mich noch mal mit dem Scheiß herumplagen muss die nächsten Wochen... Nun zum Poker. Einen Buy-In (2500HKD, Währung in den Casinos ist der Honk Kong Dollar, entspricht aber dem selben Wert des MOP) habe ich mir vorgenommen einzusetzen und hatte dann das Glück gleich am ersten Tag aufzudoppeln und Zwei Tage später ein 1000HKD Deepstack Turnier für 6400HKD als Zweiter abzuschließen. Eine zeit lang hatte ich wieder richtig Spaß am Pokern und habe schon überlegt hier ein günstiges Zimmer zu mieten und ein paar Monate zu bleiben. Bin dann aber recht schnell wieder in den alten Trott verfallen und habe nur noch recht gelangweilt die Hände heruntergespielt. Lag wohl daran, dass ich absolut keine Abwechslung hatte und Live-Fullring-Poker deutlich langweiliger als Heads Up ist. Dazu habe ich noch etwas Lehrgeld bezahlt, sprich immer mal wieder dumme Fehler gemacht. Außerdem pokert es sich ohne die passenden Rücklagen, die ich nicht ansatzweise habe, auch nicht so relaxt. Montagnacht kam es dann über mich und von jetzt auf gleich habe ich beschlossen hier bald wieder aufzubrechen und hab die Entscheidung dann mit einer philippinischen Familie ordentlich begossen. Mal schaun, vielleicht komme ich noch mal wieder, sobald ich die passenden Rücklagen habe. Trotz der vielen Regulars kann man hier sicherlich trotzdem ganz gut ein paar Tausend Euronen zur Seite legen im Monat... Nichts desto trotz waren die letzten 11 oder 12 Tage, ich weiß es gar nicht mehr so genau, ganz cool und mal eine Abwechslung und es sprangen auch noch ein bisschen Gewinn bei raus. Morgen früh werde ich dann wieder nach China, ist am Abend doch wieder Erstligafußball in Guangzhou. Mal schauen, ich habe leider nur ein Sieben-Tages-Visum für China. Wenn ich dies nicht verlängern kann, dann werde ich danach schon frühzeitig nach Hong Kong. Andernfalls noch etwas weiter durch China reisen, sprich ich bin wieder eine zeitlang nur per E-Mail erreichbar. Den August werde ich dann wohl in Vietnam verbringen und Ende August von dort aus nach Darwin (Australien) fliegen um dort zu arbeiten.

Bin aufm guten Weg!


"...und mit der Transib fahren,
einmal quer durch die ganze Mongolei nach Shanghai...

irgendwann nach China fahren,
wenn auch nur der Mauer wegen...

oder mal ins Casino so mit Blackjack und mit Baccara..."

Der Teil war easy... Aber wie zum Teufel soll ich den Israelis klarmachen endlich den Völkermord an den Palästinensern zu beenden?

Beijing und Shanghai

Am nächsten Tag stand als erstes der Zugticketkauf für die Weiterfahrt am kommenden Montagabend nach Shanghai an. Die verschiedensten Züge inklusive komplett verschiedener Fahrtdauer und Preisen kann man bequem auf www.chinatravelguide.com nachschauen und muss dann hoffen, dass es den herausgeschriebenen Fahrkartenwunsch noch gibt, weil die Züge wohl regelmäßig ausgebucht sind. Das ganze ist übrigens nichts für schlechte Nerven – selten so ein Gewusel in einer so kleinen Halle erlebt. Zum Glück klappte alles bestens. Ein hilfsbereiter Chinese zeigte mir die richtige Schlange und nach 30 Minuten hatte ich für 320Yuan mein Ticket im Hard Sleeper für die 13 stündige Nachtzugfahrt in der Tasche. Die Strecke kann man übrigens auch in 4,5 Stunden absolvieren, aber kostet halt entsprechend und man verliert im Endeffekt einen halben Tag. Dann wieder ins Krankenhaus und am Abend stand Zweitligafußball bei Beijing Baxi auf dem Plan. Theoretisch wäre sogar ein Doppler drin gewesen, aber einmal chinesische Zweite Liga reicht wohl pro Tag. Zumal mir beim Überfliegen der ganzen Clubhistorien schon die Galle hoch kam. Bei den ganzen Umbenennungen und neuen Besitzern kommt ja keiner mehr mit. Hier scheint der Fußball schon direkt von klein auf nur zum Geldvermehren genutzt zu werden. Als ich eine Stunde vor Anstoß dann vor dem falschen Stadion stand machte sich fast Erleichterung breit. Ich weiß gar nicht warum ich mich überhaupt auf den Weg gemacht hatte. Die Motivation tendierte schon die ganze Zeit gen Null. Muss wohl die Gewohnheit gewesen sein. Auf jeden Fall dann gar nicht weiter nach dem richtigen Spielort gesucht, sondern direkt zum Hotel und dort noch etwas ausgeruht. Später wollte ich dann endlich mal das Nachtleben erkunden, war doch vom Hotel aus die ein oder andere Sufförttlichkeit leicht zu erreichen. Zum einen der kleine alternative Konzertschuppen. 30Yuan Eintritt gelöhnt und 25Yuan für das kleine 0,3l-Bier - wohl noch einer der moderateren Preise für das Bier in Kneipen  und Co – und dazu gab es chinesischen Hip Hop einiger lokaler Gruppen. Leider total Gangster-Ami-mäßig, weshalb ich dann doch recht schnell weiterzog zum Hohai-See. Nachts ist dort gut was los, an einigen Stellen drängt sich eine Bar an die nächste. Aber aufgrund der Preise zog ich es vor mit ein paar Kannen vom Kiosk um den See zu schlendern. So richtig vom Hocker reissen konnte mich das alles nicht, weshalb ich relativ früh wieder ins Hotel getorkelt bin.

Für die nächste Nacht bin ich wieder ins Hostel umgezogen und dann ein letztes Mal ins Krankenhaus um mich von Thomas und Marius zu verabschieden und gemeinsam mit Lukas zum Fußball zu fahren. Bei den anderen fehlte es entweder an der Fähigkeit Laufen oder vernünftig sehen zu können. Bei Lukas klappte beides, wobei er den Krankenschwestern das Ziel unseres kleinen Ausflugs natürlich verschweigen musste. Beijing Guoan gegen Tianjin gilt als Derby, auch wenn Tianjin etwa 80km entfernt liegt (aber was ist das schon für eine Distanz in diesem Land?) und soll wohl das interessanteste Spiel in China sein. Die Vereinshistorien lesen sich auch bei diesem Aufeinandertreffen wenig romantisch, die Details erspare ich euch... Das Taxi setzte uns 20 Minuten vor dem Workers Stadium ab und wir hatten direkt eine ordentliche Traube an Schwarzmarkthändler um uns, was auch gut so war, denn Kartenhäuschen waren Fehlanzeige. Nach einigem Vergleichen und Feilschen kauften wir für insgesamt 300Yuan Zwei Haupttribünenkarten (Einzelpreis original 100Y). Der Affe versuchte uns noch zu bescheissen in dem er bei der Übergabe ein der Karten gegen eine günstigere Kurvenkarte zu tauschen, was aber beim Versuch blieb. Pünktlich zum Einlaufen waren wir dann auf unseren Plätzen. Mit 45.000 Zuschauern war das Stadion besser gefüllt als erwartet (Fassungsvermögen 62.000), liegt der Schnitt in der CSL doch nur bei 16.000 Zuschauern. Eine Choreo oder so gab es nicht, dafür stand zum Einlaufen ein jeder und streckte seinen Schal in die Luft. Hinterm Tor fanden sich etwa 150-200 Leute ein, die durchgehend hinter ein paar Zaunfahnen umher sprangen und unter Einsatz einiger Schwenkfahnen und Trommeln bekannte Melodien von sich gaben. Eine weitere, etwas kleinere Gruppe, fand sich auf der Gegentribüne ein. Dazu ging das ganze Publikum ziemlich authentisch mit und auch auf dem Platz schenkten sich die Spieler nichts. Ständige Rudelbildungen, einer der Auswechselspieler der Gäste wurde schon nach ein paar Minuten in die Katakomben geschickt und es folgte auch noch eine rote Karte in der zweiten Halbzeit. Die Fans reagierten darauf mit Becherwürfen und Pöbeleien. Anfangs nahmen viele Stadionbesucher die Beschimpfungen noch mit einem verschmitzten Lächeln zur Kenntnis, gelten solche Emotionsausbrüche im Land des Dauerlächelns doch als Tabu. Später stimmte aber ein jeder mit ein. Da konnte auch der Stadionsprecher nichts dran ändern, der durch Krach und mahnende Worte das ganze immer wieder zu unterbinden versuchte. Ehe er irgendwann wohl selber die Schnauze voll hatte, zumal die Gäste bald auch noch in Führung gingen. Aber da sieht man mal wieder hervorragend, dass Fußball mehr ist als die viel zitierten 22 Mann die einem Ball hinterherrennen. Nirgendwo sonst erlebt man die Menschen so authentisch und frei wie in einem Fußballstadion, und da ist auch das totalitäre China keine Ausnahme. In der zweiten Halbzeit gelingt dann endlich der vielumjubelte und längst überfällige Ausgleich und danach ist dann leider auch schon Schluss. Die Gästespieler werden mit reichlich Wurfgeschossen verabschiedet und fast jeder Stadionbesucher wartet darauf, dass die eigenen Fans sich persönlich vor jeder Kurve verabschieden und für die Unterstützung bedanken. Faire Geste! Schade, dass keine Gäste da waren, dann wäre es sicherlich noch eine Nummer besser geworden. Werden wohl verboten gewesen sein. Anschließend noch eine Rikscha für Lukas gesucht, die ihn zurück ins Krankenhaus bringen sollte und damit nun auch vom letzten der Drei Weggefährten verabschiedet. War mal wieder fett mich euch zu Reisen, wir sehen uns dann  in Südamerika!

Um Sieben klingelte bereits der Wecker und wenig später saß ich bereits in einem der lokalen Busse zur chinesischen Mauer. Die Fahrt zu einem der ersten Orte, an denen man dieses krasse Bauwerk bestaunen kann, dauert etwa 90 Minuten und für 60Yuan kann man dann auf selbigen herumlaufen. Klettern trifft es an manchen Stellen aber wohl besser, auf jeden Fall ist der Spaß echt schweißtreibend. Dafür lohnt sich die Aussicht echt und es ist mehr als nur beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass die Mauer sich auf über 8000km erstreckt, womit sie als das größte Bauwerk der Welt ist. Erbaut übrigens um sich vor den verrückten Mongolen zu schützen ;-) Im Hostel konnte ich mich noch etwas ausruhen und am Abend ging es dann zum Bahnhof. Krass, was hier los war. Überall Menschen. Viele lagen einfach so auf dem Boden und schliefen gemütlich. Die Chinesen kennen sich und ihr Gewusel wohl nur zu gut, dass sie lieber ein etwas größeres Puffer vor Abfahrt ihres Zuges einplanen. Es gibt vereinfacht gesagt Vier verschiedene Klassen und ich hatte mich für die Dritte entschieden, was immer noch eine recht gute Wahl war. Soft Sleeper (Schlafkabinen) Soft Seater (glaube Sitzekabinen, aber wie auch immer, eh sinnlos), Hard Sleeper (Großraumwagen ähnlich der Platzkartny, nur deutlich moderner und Drei Betten übereinander und dafür keine Betten auf dem Gang) und Hard Seater (normales Sitzwagenabteil). Ich weiß nicht was das Soft genau bedeutet, aber das Hard ist auf jeden Fall überholt und stammt noch aus Mao's Zeit, in der es in der Tat nur Holzpritschen gab. Heute ist aber auch in der Hard Class alles gepolstert... Noch etwas mit einem der vielen Geschäftsmänner gequatscht und die letzten Bier vernichtet und dann ab ins Bett.

11 Uhr ist mal eine angemessene Ankunft für einen Nachtzug, da kann man endlich mal Ausschlafen! Nach der Ankunft in Shanghai bin ich ins Hotel von Elaine, einer in den USA lebenden Südkoreanerin, die ebenfalls derzeit durch China reist und mit der ich mir für die Nacht ein Zimmer teilte (110Yuan für jeden im guten 3 Sterne Mopped). Kurz frisch gemacht, denn Besteigung der Mauer plus anschließende Nachtzugfahrt wirken sich nicht unbedingt positiv auf den Körpergeruch aus, und dann gemeinsam etwas die Stadt erkundet. 13 Millionen Menschen lebenhier im direkten Stadtzentrum (20 im Ballungsraum) und allgemein gilt die Stadt als Wirtschaftshauptstadt China's. Und das merkt man. Eine richtige Altstadt gibt es überhaupt nicht mehr, die Stadt scheint nur noch aus Hochhäusern zu bestehen. Besonders krass wird das, wenn man am Bund, der alten Hafenmauer, entlang spaziert und auf die andere Seite des Flusses, dem Stadtteil Pudong schaut. Diese Ansammlung absolut futuristischer Skyscraper ist echt ein krasser Anblick. Schon skurril, dass der Lonely Planet die chinesische Mauer in Beijing ernsthaft mit diesen Skyscrapern in Shanghai vergleicht... Nach einem viel zu teurem Bier in einer normalen Kneipe – die normalen Chinesen haben halt keine Trinkkultur, also gehen hier wohl nur die Reichen aus, die versuchen den westlichen Lebensstil zu kopieren und für die Geld eh keine Rolle spielt, beziehungsweise es toll ist möglichst viel davon zu verprassen – zurück ins Hotel.

Elaine musste am nächsten Morgen früh raus, weil sie irgendwo in die Berge wollte. Klang zwar gut, aber auf Fünf Stunden Busfahrt hatte ich beim besten Willen keine Lust und entschied mich  daher fürs Ausschlafen. Anschließend in ein Hostel umgezogen und dann mal ein paar Pläne für die nächsten Tage gemacht. Es war erst Mittwoch und ich hatte gestern bereits alles von der Stadt gesehen, was man sehen müsste, wollte aber den Freitag noch in der Stadt verbringen, da ich anlässlich des 90. Geburtstag der Kommunistischen Partei doch eine fette Propagandashow in der Gründungsstadt selbiger vermutete. Passte auch ganz gut, da es reichte am Samstag einen Zug zu nehmen, um am Sonntag zum Länderspiel in Macau zu sein und vorher war eh kein (Erst)Ligafußball möglich, weil die einzig beiden Vereine im Süden (Guangzhou und Shenzen) auswärts ran mussten. Also als nächstes das Zugticket klargemacht. Gar nicht mal so einfach, zeigten am Südbahnhof die Schalter für den Fahrkartenkauf stets in entgegengesetzte Richtungen. Nach einer halben Stunde (!) Suchen waren die Schalter aber endlich gefunden und wenig später bekam ich dann am eigenen Leib zu spüren, warum man die Tickets besser so früh wie möglich kaufen sollte. Eigentlich wollte ich ein Hard Seat Ticket für einen Zug von Samstag auf Sonntag der 15 Stunden benötigt kaufen. Für diesen gab es aber nur noch die Dreimal so teure Soft-Variante. Was dann die Soft Sleeper kosten will ich gar nicht erst wissen... Für einen ähnlichen Zug, der allerdings Fünf Stunden mehr braucht, bekam ich dann aber immerhin noch ein Hard Sleeper-Ticket für 350Y. Abends dann noch eine Runde durch den Regen gejoggt und noch etwas im Hostel abgehangen.

Am nächsten Tag ausgecheckt und mit einer frischen Boxershorts, ein paar Socken, einem T-Shirt und der Zahnbürste im Schlepptau ins benachbarte Zhujiajiao aufgebrochen. Gar nicht mal so einfach. Im Hostel kannte man meinen herausgeschriebenen Abfahrtsort in der Innenstadt nicht und schickte mich zum Busstop am Südbahnhof. Extra nachgehakt, aber nee, ist nicht zu verfehlen. Tatsächlich gibt es dort aber Drei verschiedene große Abfahrtsbereiche für Busse und an der Info schickte man mich entlang einer Straße zu einem normalen Bushalt. Ebenfalls extra noch mal nachgefragt, weil erst mal eine ewig lange Unterführung folgte, unter der wohl kaum ein Bus halten wird. Aber nee, genau die Straße muss ich entlang. Eine frustrierende halbe Stunde später schickte man mich natürlich wieder in die andere Richtung und es stellte sich heraus, dass direkt hinter der Info der richtige Busbahnhof war. Dort noch mal von jedem Busfahrer in einen anderen Bus geschickt worden und irgendwann war dann tatsächlich Abfahrt in das 60.000-Einwohner Dorf. Oh Man, generell ist das Reisen hier echt einfach und unbeschwert, aber nur bis zu dem Punkt, wo man sich zuvor alles haargenau herausgeschrieben hat und nicht auf die (kompetente) Hilfe Einheimischer angewiesen ist! Zhujiajiao ist eine von vielen Städten die Venedig-mäßig von kleinen Kanälen umsäumt ist. Ist ganz nett anzusehen und vor allem bietet das kleine Städtchen mal eine willkommene Abwechslung von den stressigen und versmogten Millionenmetropolen. Deshalb wollte ich auch über Nacht bleiben, aber das einzige Hostel lehnte sich mit seinem Alleinstellungsmerkmal etwas zu weit auf dem Fenster. 80Y für das recht schäbige Dormzimmer, welches den Anschein macht, als seien die einzigen Besucher in den letzten Wochen Horden von Moskitos gewesen. Ne ne, dann lieber für 45Y ein gepflegtes Dormzimmer mit Aircon und Co in Shanghai. Zumal man mir in der coolen Rockpinte auch eine gute Empfehlung für Shanghai gegeben hatte, so dass ich zuverlässig war, dort endlich mal wieder Spaß am Nachtleben zu finden. Aber denkste... Zurück in Shanghai entpuppte sich der Laden zwar ebenfalls als kleine gemütliche Kneipe mit Platz für Live-Musik, aber genau wie schon in Beijing, stand heute wieder nur Gangster-Rap auf der Agenda. Also mit der letzten Metro zurück zum Hostel und mich auf Morgen vertröstet, sollte es dann doch wieder rockiges geben.

Hätte ich es nicht vorher gewusst beziehungsweise in deutschen Medien gelesen, dann hätte man vom 90. Geburtstag der CCP gar nichts mitbekommen. Gab wohl einen Kinofilm, aber hier in Shanghai hat man echt nichts mitbekommen, kein Plan, ob in Beijing was los war?! Wäre sicher interessant gewesen so eine kranke Militärparade oder ähnliches mit eigenen Augen zu sehen. Großartig auch der Artikel in der TAZ. Von wegen China als vorbildlichen marxistischen und sozialistischen Staat. Scheint so als könnte man echt gar nichts mehr lesen. China ist jeden Falls noch weiter vom Marxismus und Sozialismus entfernt, wie das blaue Pack von der deutschen Meisterschaft. Ich nutzte die Zeit um im dritten Anlauf (zuvor immer ein paar Minuten nach Schließung dort angekommen) um endlich das empfohlene Shanghai Museum zu besuchen. Aber wenn man keinen Fetish für alte Töpfe, Münzen und Papierrollen hat, dann kann man den Besuch getrost als Zeitverschwendung abtun. Anschließend mal in eine große Bücherei und ein englischsprachiges importiertes Buch erstanden, da der gesamte Vorrat an Lesestoff in der Transib und in der Mongolei aufgebraucht wurde. Interessante Info am Rande: Wie allseits bekannt sein dürfte, herrscht in China eine strenge Zensur der Medien. Und obwohl der Buchladen gerammelt voll war, geht der Großteil der Bücher auf dem Schwarzmarkt über die Theke. Dabei handelt es sich um fliegende Händler die schlecht kopierte Bücher an den Mann bringen, von denen aus Sicherheitsgründen oftmals nur einige wenige Seiten in der gleichen Druckerei gedruckt werden. Aber dürfte schwierig werden da was englischsprachiges zu finden... Schon mal am Bund ein paar Bier reingehauen und dann zum Laden von gestern, der komischerweise gerammelt voll mit Amis war. Ne ne, ich fahr nicht nach China um mit irgendwelchen amerikanischen Studenten zu total überteuerten Preisen zu schlechten amerikanischen Rockbands zu feiern. Den Abend hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Wollte eigentlich durchsaufen, weil der Zug schon um Neun Uhr fuhr, und war deshalb extra erneut ausgecheckt. So dann aber entschlossen die letzte Metro zurück zu nehmen. Diese fuhr natürlich direkt vor meiner Nase ab und daher für 25Yuan die rund 5km per Motorradtaxi zum Hostel und dort erneut eingecheckt.

Am nächsten Morgen dann viel zu früh aus dem Bett gequält und auf dem Südbahnhof. Noch etwas Proviant eingekauft und dann für 20 Stunden in den Zug gen Süden. Am frühen Sonntagmorgen kam ich dann bestens ausgeschlafen in Guangzhou an und folgte einfach mal den Menschenmessen die mich zum nahe gelegenen Busbahnhof führten. 5 Minuten später fuhr der passende Bus auch schon ab und setzte mich 2,5 Stunden später vor der Grenze zu Macau ab. Ganz schön was los hier, wohl alles chinesische Tagestouristen, weshalb ich mich noch locker eine Stunde auf beiden Seiten einreihen musste, ehe ich dann in Macau stand.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Hey, Polizeimann!


Weiterreise nach China

So, gibt mal wieder einen Bericht. Neben Facebook und Co ist halt auch Blogspot in China gesperrt... Wer einen kostenlosen Proxyserver zum umgehen der Internetzensur kennt, der kann sich gerne mal melden, weil ich wohl noch ein paar weitere Wochen in China verweilen werde. Jetzt bin ich aber erst Mal für ein paar Tage in Macau, dem Las Vegas Asien's, und Versuche mich an den Pokertischen. Läuft bisher ganz gut und wenn das so weitergeht, dann werde ich ernsthaft in Erwägung ziehen mich hier niederzulassen und auf diese Art und Weise etwas Geld zu sparen. Der Traum kann aber leider auch wieder ganz schnell vorbei sein, da ich nicht annähernd die Rücklagen habe, die ich bräuchte. Aber dann kann ich immer noch weiter nach Australien und mich dort auf die Lohnsklaverei einlassen ;-)

Hier nun eine Zusammenfassung der letzten Wochen:

Der vorherige Bericht war echt ziemlich kurz. So hab ich zum Beispiel den Besuch im Nationalpark und den in der alten Hauptstadt während der Tour komplett vergessen zu erwähnen. Lag wohl daran, dass am Ende der Tour der Nationalpark mit seinem einem wilden Pferd, welches man mit dem Fernrohr gerade so erahnen konnte, nicht sonderlich spektakulär war, weil 99% des ganzes Landes eigentlich Nationalpark sein könnten. Auch die ehemalige Hauptstadt des unter Dschnigis Khan riesigen Mongolischen Reichs (reichte bis nach Europa) war eher weniger sehenswert, da kaum noch etwas stand. Aber schon krass, wenn man bedenkt, dass die Mongolen mal die mächtigste Nation der Welt waren. Da kann man nur von Glück reden, dass dieses planlose Volk heute nicht mehr an der Weltspitze steht...
Nun aber genug der Mongolei. Montagnachmittag ging es binnen 20 Stunden an die mongolisch/chinesische Grenze. Die Fahrt kostete rund 8€, und das obwohl ich mir sogar die Zweite Klasse gegönnt hab, obgleich hier die Zweite Klasse das gleiche wie in Russland die Dritte Klasse ist, sprich Platzkartny. Als die vorerst letzte Nacht im sowjetischen Großraumwagen einmal mehr während des monotonen Klackern des Zuges bestens verschlafen wurde, ging es am nächsten Morgen irgendwo im nirgendwo direkt in die Jeeps, die am Ende der Gleise bereit standen. Das Grenzprozedere dauerte knappe Fünf Stunden, weil wohl alle Insassen, des mit 25 Wagons endlos wirkenden Zuges, das gleiche Ziel hatten. Alles übrigens Mongolen, die wohl auf der anderen Seite groß Einkaufen, um dann am Ende des Tages wieder zurück nach UB zu reisen. Die Einreise nach China verlief dafür total problemlos und kurz darauf entließ uns der Fahrer in der chinesischen Grenzstadt Erlian. Natürlich nicht am Bahnhof, sondern vor einem riesigen Markt. Der Kontrast könnte größer nicht sein. Während die mongolische Grenzstadt aus ein paar Häusern und Jurten mitten in der Steppe besteht, empfing uns in China eine doppelspurig ausgebaute Straße, befahren von einem merkwürdigen Mix aus Neuwagen, Rollern und Rikschas. Links und Rechts säumten Shops und Boutiquen das Sraßenbild, und dort wo noch nichts stand, da stand zumindest schon ein Baukran. Wirkte irgendwie alles mehr wie ein gigantisches Outletcenter, als eine Stadt. Schnell war eine Bank gefunden an der ich Geld ziehen konnte (1€ = 9 Yuan) und für 6Y mal einen Milchshake gegönnt. Währenddessen versammelten sich 5-6 Chinesen um mich herum, die nur damit beschäftigt waren, mich schüchtern zu inspizieren. Das sollte sich auf der Straße nicht groß ändern. Aber anstatt wie in der Mongolei skeptisch beäugt zu werden, grüßten die Chinesen oftmals freundlich. Die Zwei Kilometer zum Busbahnhof legte ich mit purer Muskelkraft zurück, allerdings nicht mit meiner, sondern für 3Yuan mit der des Rikschfahrers. Für 200Yuan bekam ich ein Ticket für den nächsten Bus nach Beijing um 16:00, so dass noch einige Stunden totgeschlagen werden mussten. Gelang in einer chinesischen Fastfoodkette ganz gut (man zahlt so um 30Yuan für das Menü). Der Bus war eine Überraschung. Beim Einstieg müssen die Schuhe ausgezogen werden und anstatt Sitze, gibt es pro Reihe Drei kleine Doppelbetten. Ich passte da noch ganz gut rein, könnte für den ein oder anderen größer gewachsenden aber recht unbequem werden.

Dementsprechend die Nacht bestens verpennt, was auch gut so war, denn um Fünf Uhr Morgens kamen wir bereits in der chinesischen Hauptstadt Beijing an. Morgens um Fünf Uhr in einer Nebenstraße einer 20 Millionen Einwohner Metropole und Null Orientierungsmöglichkeiten, was gibt es schöneres? Die Tatsache, dass ich nicht wusste wo ich war, war noch zu verschmerzen. Viel problematischer war der Punkt, dass ich noch nicht wusste wo ich hin wollte, sprich in welchem Hostel die Schweizer waren. Internetcafes sind recht schwer zu finden, da es dafür einer besondere Lizenz benötigt. Und so dauerte es einige Zeit, bis ich endlich eins fand und der Chinesin dann auch noch weiß machen konnte, dass ich gern einen PC hätte (was wollen die Kunden in einem Inetcafe sonst?), um dann feststellen zu können, dass ich noch keine Mail bekommen hatte. Argh, was ein Reinfall. Dann also selber eins rausgesucht und mit dem 40Y Schnapper Namens Joys King Ho(s)tel nähe des Tiananmenplatzes fündig geworden. Ist tatsächlich eher ein Hotel als ein Hostel, aber die Preisleistung ist unschagbar. Noch eine günstige chinesische Mahlzeit eingeschmissen und dabei ganz vergessen, dass hier stets mit Stäbchen gegessen wird. Aber nach kurzer Zeit konnte sich die Besitzerin dieses Leid wohl nicht mehr mit ansehen und reicht mir einen Löffel. Das krieg ich aber schon noch hin in den nächsten Wochen ;-) Dann erst mal aufs Ohr gehauen und später etwas durch die Stadt gelaufen um die ersten Eindrücke der Stadt aufgesaugt. Gar nicht so chaotisch wie erwartet und irgendwie ein skuriler Mix aus dem typischen traditionellen China, so wie man es sich vorstellt, und einer modernen Stadt das 21. Jahrhunderts. Wobei man sich wohl von der Vorstellung, China sei ein Land, welches nur von chinesischen Reisbauern mit lustigen Hüten besteht, trennen sollte. Das trifft wohl nur noch auf den Westen des Landes zu... Als am Abend immer noch keine Meldung der Schweizer im Postfach war, wurde ich dann schon etwas nachdenklich. Aber da der für den heutigen Mittwoch angesetzte Spieltag kurzfristig abgesetzt wurde, habe ich mich dann damit abgefunden, dass die Jungs wohl spontan nach Tibet gefahren sind. Noch ordentlich für kleines Geld den Bauch vollgehauen – die chinesische Küche weiß jetzt schon zu überzeugen – und dann ins Bett.

Donnerstag mal gemütlich zum Tiananmenplatz geschlendert. Übersetzt bedeutet der Name so viel wie Platz des himmlischen Friedens, wobei dieser Ort nicht unbedingt mit Frieden assoziiert werden dürfte. Am 4. Juni 1989 wurde der Platz von einer studentischen Demokratiebewegung besetzt, die letztendlich mit Gewalt niedergeschlagen wurde, was etwa 2600 Tote und mehrere Tausend Verletzte mit sich zog plus etliche weitere Repressionen im Nachhinein. In den chinesischen Geschichtsbüchern wird dieser Vorfall wohl (wie vieles andere) verschwiegen und wenn sich die Regierung dann doch mal dazu äußert, dann rechtfertigt man das Massaker an das Volk damit, dass es für die Stabilität des Landes notwendig war. Wohl eher für die Stabilität der Partei... So blieben Proteste in den kommenden Jahre aus und erst in diesem Jahr, wohl inspiriert von den Aufständen in den arabischen Staaten, wurde wieder leise zu Protesten aufgerufen. Anschließend bin ich weiter in die Verbotene Stadt (60Y). Hier lebten bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Ming und Qing Dynastien. In der Zeit war es der normalen Bevölkerung verboten dieses große Arenal zu betreten, daher der Name. Kann man mal gesehen haben, aber sieht im Endeffekt alles gleich aus und das ganze gleicht eher einem Slamlonlauf um die unzähligen (asiatischen) Touristenhorden. Die sind hier nämlich genau so geil auf die sinnlosesten Bilder, wie überall anders auch... Einige Parks und interessante Viertel lagen auch noch auf dem Weg und als ich dann einen Fahrradverleih sah und die Füße bereits ordentlich am Schmerzen waren, dort zugeschlagen und für 30Y ein Rad gemietet und damit die nächsten Drei Stunden die Stadt auf dem Sattel erkundet. Kann ich nur jedem empfehlen der mal nach Beijing kommt! Die letzten 20 Minuten war absoluter Endspurt angesagt. 10 Sekunden nach dem ich das Rad wieder abgegeben hatte, folgte ein monsunartiger Regenfall. Ich schaffte es eben noch so in eine Bar zu springen, bevor es richtig los ging. Nur dumm, dass hier noch renoviert und es daher noch keine Getränke gab. So war ich da also nun gefangen und konnte mit ansehen wie sich die Straßen binnen Minuten in kleine Flüsse verwandelten. Schlauchboote hatte der Fahrradverleih leider nicht im Angebot, weshalb ich Zwei Stunden später, als der Regenfall etwas nachließ zu Fuß durch das Wasser watete. Am Ende natürlich trotzdem komplett durchnässt wieder am Hostel angekommen... Beim checken der Mails dann ein kleiner Schock. Ob Hähnel mir becheid gegeben hätte (hatte er, aber per Facebook, was hier wie viele anderen Seiten auch, gesperrt ist)?! Thomas wurde heute operiert, alle Drei sind nun in ein Krankenhaus in Beijing verlegt worden. Ach du kacke. Also wieder raus in den Regen. Dummerweise gab es Zwei Krankenhäuser mit diesem Namen. Das erste stellte sich als eine (geschlossene) Klinik in einem absolut kranken Nobelhotel heraus, also weiter zum Zweiten. An der letzten Metrostation wusste dann keiner Bescheid, obwohl ich mir sicher war, dass es keine 3 Kilometer von hier entfernt war. Nicht einmal die Taxifahrer. Ohne Straßennamen ist man hier aufgeschmissen. Grundsätzlich gilt, dass keiner irgendwas weiß... War auch schon 22 Uhr, also wohl oder übel die Suche auf den nächsten Tag verlegt.

Und in der Tat. Es waren vielleicht 2,5km von der Station bis zum Krankenhaus. 300 Meter vor diesem musste ich noch mal nachfragen und wurde natürlich in ein anderes Krankenhaus geschickt. Wozu haben die überhaupt Namen? Da wusste die Rezeptionistin auch nichts von dem fast benachbarten Krankenhaus, rief aber freundlicherweise dort an und an der anderen Seite des Hörers beschrieb man mir den Weg. Beim Anblick der Drei war ich erst mal recht geschockt, sahen sie doch echt scheiße aus. Sind wohl mit einem Minibus von Erlian nach Beijing, beziehungsweise kurz nach Fahrtantritt hatten sie einen Frontalcrash. Zwei Tote, ein Gelähmter, die beiden Spanierinnen, die im selben Hostel wie wir in UB waren lagen eine zeitlang im Koma und was mit den schwerverletzten Mongolen ist, wird man wohl nicht mehr erfahren. Krasse Scheiße. Angesichts dessen sind die paar kleineren Brüche und ganzen Wunden und Prellungen natürlich nichts. Die Tour ist natürlich nun beendet (wären wohl sonst noch bis übernächsten Sonntag gemeinsam unterwegs gewesen), aber in 2-3 Monaten sollte alles wieder paletti sein. Abends dann das Hostel gegen ein Hotel eingetauscht um den Mythen rund um den asiatischen Mädels mal auf den Grund zu gehen... 

Morgen gibt's dann wohl den nächsten Teil.