Sonntag, 30. Oktober 2011

Integriert & Angepasst


Es gibt mal wieder ein Lebenszeichen, auch wenn es schwer fällt die Zeit hier als Leben zu bezeichnen. Seit vorletzten Freitag arbeite ich als Landschaftsgärter. Martin hat einen Tag später auch angefangen und Nicki, Julian und Niels aus Gütersloh, ein Ultra von Atalanta Bergamo, und ein paar andere korrekte Reisende sowie ein paar Aboriginies waren vorher schon da. Unsere Vorarbeiter sind auch total gut drauf, dafür ist der Chef aber einer der unsympathischsten Personen, denen ich je begegnet bin. Nur gut, das wir kaum etwas mit dem am Hut haben... Die erste 12-Stunden-Schicht hatte ich gleich am Tag und das war natürlich recht hart. Vor allem da ich noch die Akkordarbeit aus Darwin gewohnt war. Das wird hier nicht verlangt, so dass wir es meist recht locker angehen können. Das ist auch gut so, denn unsere Hauptarbeit besteht darin Löcher in den steinigen Boden zu buddeln oder Schubkarren mit Steinen heran zu karren. Wasserleitungen legen oder die neu gepflanzten Pflanzen zu bewässern sind da die deutlich besseren Aufgaben. Dazu ist das Quecksilber derzeit auf dem besten Wege die 40-Grad-Marke zu überschreiten und die Fliegen sind hier so nervig und penetrant wie nirgendwo anders, da sie sich ständig kacken dreist ins Gesicht setzen. Dank der guten Mitarbeiter hätte es uns aber trotzdem deutlich schlimmer treffen können, zumal es derzeit eh ein ungünstiger Zeitpunkt ist. Da die meisten Arbeiter nämlich zum Arbeiten aus Perth und anderen Städten für ein paar Wochen eingeflogen werden, steht hier über Weihnachten wohl für Zwei Wochen alles still, weshalb die Betriebe derzeit schon einen Gang herunter schalten.

Gewohnt haben wir bis letzten Freitag Zwei Wochen für lau im Hostel. Da wir tagsüber eh immer Arbeiten und erst Abends zum Kochen, Duschen und Schlafen da waren, hatte dies auch recht problemlos geklappt. Dumm nur, dass sich Zwei Franzosen in „unserem“ Zimmer erwischen haben lassen. Daraufhin wurden die Besucherregeln erneut verschärft (Gäste nun komplett verboten, statt wie bisher eine Stunde zwischen 11 und 17 Uhr...) und unsere Matratzen aus dem Zimmer geschmissen. Und da uns offenbar auch noch eine dort wohnende Asiatin verpetzt hat, können wir das nun sowieso komplett knicken. Nun sind wir also wieder obdachlos. Gepäck haben wir ohnehin nicht mehr viel, weil der Manager unsere großen Rucksäcke offenbar weggeschmissen hat. Schon ärgerlich, aber da das war in meinem Fall eh nur der kaputte Rucksack mit all dem Kram, welchen ich sowieso nicht brauche. Sprich die überzähligen T-Shirts und alte Bücher. Ahja, und dein Crusher, Nico. Aber da wir Zwei Wochen dort für Lau hausen konnten und Morgen auch schon das Zweite Gehalt bekommen und dann wieder richtig flüssig sind, ist das zu verschmerzen.

Freitag konnten wir vorübergehend in Nils' Bulli schlafen und da wir heute spontan frei hatten sind wir gestern Abend direkt zu einem etwa 80km entfernten See gefahren. Zumindest war das so geplant. Da es schon dunkel war haben wir (der Atalanta-Ultra, ein Engländer, Martin und ich) die passende Abfahrt nicht gefunden und dann einfach an der Straße auf die anderen gewartet, die wohl Probleme mit dem Auto hatten. Handys funktionieren im Outback auch nicht und so haben wir den Abend einfach an einem kleinen Parkplatz verbracht. War aber trotzdem ziemlich genial mit reichlich Bier, Essen und was man sonst noch so für einen gemütlichen Abend braucht, mitten im Outback unter dem kranken Sternenhimmel am Lagerfeuer zu sitzen. Das Zelt hat sich leider nicht von alleine aufgebaut, weshalb wir irgendwann einfach in den Sitzen eingeratzt sind. Am Morgen haben wir den See dann gefunden und da weitergemacht, wo wir am Abend zuvor aufgehört hatten. Nur das wir nun auch noch zusätzlich von den bis zu 11 Meter hohen Klippen ins kühle Nass springen konnten. Das war seit langem mal wieder ein Wochenende nach meinem Geschmack!

Nun ist es aber leider wieder vorbei... Kein Plan, wo wir die nächsten Tage schlafen und dazu ist es auch noch möglich, dass uns bald die Arbeit ausgeht. Es ist also mal wieder alles ungewiss. Genau wie die weiteren Reisepläne allgemein. Physisch habe ich mich eigentlich recht schnell an die Arbeit gewöhnt, psychisch aber noch lange nicht. Und das habe ich auch nicht vor. Jeder Tag ist derzeit eigentlich die reinste Zeitverschwendung und es nervt einfach nur tierisch hier zu sein. Dazu kommt, dass ich bis Weihnachten die 88 Tage eh nicht voll bekomme und es auch keinen Sinn macht, hier Zwei Wochen einfach so herum zu sitzen oder irgendwo anders das Geld zu verprassen.



Donnerstag, 20. Oktober 2011

Karratha – Welcome to hell!

Der Samstagmittag war ein denkbar ungünstiger Tag zur Ankunft, weil die Arbeitsagenturen geschlossen hatten und man in der Stadt eigentlich kaum etwas unternehmen kann, was nicht mit Arbeit zusammenhängt. Stadt ist auch übertrieben. Ich glaube es sind knapp über 10.000 Einwohner, es fühlt sich aber wie das absolute Kleinkaff an. Ja, die Stadt ist letztendlich genau so beschissen, wie ich es mir vorgestellt hatte! Die einzige positive Nachricht ist, dass die Übernachtungsfrage doch nicht so das unlösbare Problem darstellt. Zum einen hatte Nicki uns für eine Woche eine Unterkunft in einem Haus organisiert, was wir dann aber leider wieder absagen mussten, weil wir die Kohle dafür gar nicht hatten. Zum anderen, und das ist derzeit eh viel besser, pennen wir derzeit einfach für lau im ehemaligen Hostel. Bis vor ein paar Monaten war dies noch die einzige kurzfristige Übernachtungsmögklichkeit und stets ausgebucht. Bis McDonalds das ganze Hostel gemietet hat und nun nur noch Leute dort pennen lässt (natürlich gegen Bezahlung -35$/Nacht) die auch für McD knechten. Da das Hostel die einzige Möglichkeit ist hier am Anfang ein Dach über den Kopf zu haben sind die meisten darauf angewiesen. Geschickter Schachzug um den Neuankömmlingen den Job aufzuzwängen und ein „schönes“ Beispiel für die kranken Machenschaften dieses Weltkonzerns, welches sicherlich nicht grundlos eines der „erfolgreichsten“ Unternehmen der Welt ist. Die Asiaten werden hier wohl direkt aus Taiwan und Co eingeflogen und dann richtig verheizt. Kapitalismus in Perfektion! Nun sind stets ein paar Betten leer, was uns ganz gut in die Karten spielt. Auch wenn der Manager etwas nervt und wir statt der Tür immer öfter den Zaun als Ein- und Ausgang nehmen und auch recht früh aufstehen müssen, um nicht entdeckt zu werden. Aber passt schon, derzeit ist es Nachts eh noch recht frisch und man könnte notfalls auch irgendwo den Schlafsack ausrollen... Die meisten Leute machen auch einen korrekten Eindruck. Sieht man mal von dem Engländer ab, der uns wegen Martin's Fußgeruch mitten in der Nacht total hysterisch geweckt hat. Am Montag begann dann die Jobsuche. Anfangs haben wir uns bei den unzähligen Agenturen angemeldet und später sind wir dann von Tür zu Tür gezogen um nachzufragen. Dank der Minen sind die Löhne in dieser Region überdurchschnittlich hoch und Jobs allgemein einfacher zu finden. Bei den Fastfoodketten könnte man wohl von einen auf den anderen Tag anfangen, für die besser bezahlten Jobs muss man trotzdem etwas warten. Diese Warterei nervt in dieser beschissenen Stadt natürlich noch viel mehr als anderswo. Statt mit den Freunden nach Athen zu fahren, verschwenden wir also hier unsere Lebenszeit... Das nervt schon gewaltig. Immerhin hat Martin derzeit einen ziemlich gut bezahlten Job in Aussicht und ich kann Morgenfrüh bereits als Gärtner für 30$/h anfangen und vermutlich 10-12 Stunden 7 Tage die Woche ackern. Fast noch besser als hier nur abzugammeln. Wobei ich diese Meinung Morgenmittag vermutlich revidieren werde. Aber nützt ja alles nichts...

Montag, 17. Oktober 2011

Mit dem Daumentaxi durchs Outback


Das letzte Wochenende konnten wir noch gepflegt für lau im Hostel pennen und am Montagmittag ging es dann endlich weiter. Mit dem Bus sind wir zu einem Roadhouse, wo wir dann den Daumen in die Luft gehalten haben. Fünf Stunden später und Zwei Lifts später (ein australischer Rentner im verdrecktesten Auto der Welt und eine in Australien lebende Neuseeländerin) waren wir dann im 300km südlich gelegenen Katherine. Schnell war klar, dass wir dort unser Nachtquartier aufschlagen mussten. Zuvor war der Verkehr schon sehr rar, und nun fielen auch noch die ganzen Autos und LKW's gen Süden und Osten weg, da wir Richtung Westen abbiegen wollten. Auf die einzige Straße die von Darwin nach Perth, der Hauptstadt Westaustraliens, führt. Klingt gut, aber da das nächste Dorf oder Roadhouse in der Regel 200-300km, und die nächst größere Stadt mit Broome etwa 1500km entfernt liegt, sind auch hier Autos eher Mangelware. Zumal Broome auch nur etwa 15.000 Einwohner hat.... Soviel zu den Distanzen und Größen hier. Einen Plan wo wir in Katherine schlafen sollten hatten wir nicht und das Angebot der beiden Aboriginiemädels, irgendwo bei ihnen zu schlafen, kam auch zu skurril herüber. Zumal es auch nur von der einen ausging, während die andere meinte, dass wir „bad guys“ wären. Als sich später folgender Dialog mit einem Aboriginie ereignete, wussten wir die vorherige Begegnung besser einzuordnen:
Sie: „Hey, how are you?“
Wir: „Good and you?“
Sie: „Good.. Where are you staying?“
Wir: „Down the street in the Hostel.“
Sie: „In a private room or in a dormitory?“
Wir: „In a dormitary.“
Sie: „Oh, then I cannot come... Do you have girlfriends?“
Wir: „Yes“
Sie: „Hm okay, good night!“
Ne ne, der Aboriginie-Länderpunkt ist nur etwas für ganz schmerzfreie... Wir griffen da lieber auf die gute alte Marianne zurück und hauten uns vor einer Arbeitsagentur einfach für ein paar Stunden aufs Ohr.

Am nächsten Morgen bekamen wir schnell einen Lift von einem älteren Kautz, der zu berichten wusste, dass er die Strecke bis Broome mal in Sechs Tagen getrampt und ein anderes Mal in Drei Monaten gelaufen ist. Wenn uns das Wasser ausgeht, könnten wir einfach am tiefgelegensten Punkt ein Loch graben... Das Wasser wurde nach einigen Stunden tatsächlich immer weniger und das obwohl wir die meiste Zeit eh nur im Schatten saßen, weil schlichtweg kaum Autos vorbei fuhren. Anstatt Löcher zu graben haben wir dann aber einfach einen Lift zurück in die Stadt genommen. In die Richtung hielt dann natürlich das erste Auto an... Am Stadtausgang waren wir dann genau so erfolglos. Zumindest hatten wir es aufgrund der Dunkelheit schon aufgegeben und saßen nur noch da um zu überlegen, wo wir pennen könnten, als ein Truckfahrer auf uns zu kam und fragte wo wir hin wollen. Da er uns schon länger hier stehen gesehen hatte, war er bereit uns beide mitzunehmen, obgleich er halt nur einen freien Sitz hatte. Im Endeffekt war die 500km-Übernachtfahrt natürlich der absolute Glücksgriff. Im letzten seiner Drei Anhänger (die Roadtrucks haben bis zu Vier Anhänger und kommen damit auf eine Länge von 50 Metern!) konnten wir uns dann während der Pause auf ein paar Rohren hinhauen und kamen am nächsten Morgen ausgeschlafen in Kununurra an.

Dort hatten wir recht schnell Zwei Trucker gefunden, die beide bereit waren uns bis nach Broome mitzunehmen. Wir mussten nur noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt warten und verließen uns fälschlicherweise darauf. Dumm nur, dass dem einen seine Karre verreckte, während der andere einfach nicht mehr auftauchte. Und unser vorheriger Fahrer wusste auch noch nicht, wann er weiter könnte. Theoretisch sind die Roadtrucks aber sicher die beste Option, zumindest wenn man alleine unterwegs ist. Trotz Verbot sind die meisten wohl bereit Einzelpersonen mitzunehmen und fahren dann auch ganz gerne mal 5000km oder so... Wir kamen am Abend noch mit einem Australischen Lehrer zum nächst entfernten Roadhouse, welches von einer etwa 400 Personen zählenden Aboriginiecommunity umgeben war. Da es bald schon wieder dunkel wurde, war dies dann auch die Endstation für den Tag. Wir bestaunten noch eine Weile das ziemlich krasse und nicht allzu weit entfernte Buschfeuer und hauten uns dann auf den Boden eines kleinen Unterstandes.

Die Nacht wurde erneut bestens verschlafen, sieht man mal von dem Büffel ab, der plötzlich direkt hinter uns am Grasen war. Am nächsten Morgen nahm uns dann ein älteres Camping-Ehepaar weitere 500km bis nach Fitzeroy Crossing mit. Eine deutlich größere Aboriginecommunity, aber trotzdem nicht mehr als ein kleines Dorf. Die einzigen Ausländer sind hier wohl ein paar Asiaten, welche im einzigen Supermarkt der Stadt und an beiden Tankstellen arbeiten, so wie einige australische Bauarbeiter. Kein Wunder, trafen wir später ein paar Reisende, denen aufgrund der Aboriginies vor einem Besuch in der Stadt gewarnt wurde. Krasse Scheiße. Wir saßen stundenlang auf einen Lift wartend in Mitten der ganzen Aboriginies und es gab eigentlich keinen Grund sich unsicher zu fühlen. Nicht einmal als die beiden 16-17 jährigen Gören sich einen Faustkampf unmittelbar vor mir auf der Straße lieferten, begleitet von einer Traube von etwa 50 Jugendlichen, die sich das ganze seelenruhig anschauten und erst ein schritten, als der faire Kampf im Haareziehen endete. Statt Gefahren gab es hier also höchstens interessante Einblicke ins Leben der Aboriginies, welche heute offenbar ein recht trauriges Dasein fristen. Nachdem sie von britischen Einwanderern, die Großteils Häftlinge waren und von der Regierung auf diese weit entfernte Insel abgeschoben wurden (oder „Entdeckern“, wie es aus unserer imperialistischen Sichtweise immer so schön heißt...“) jahrzehntelang verfolgt, ermordet und um ihren Lebensraum beraubt wurden, haben die nachfolgenden Generationen etwas mehr Rücksicht. Die Regierung zahlt den Aboriginies nun finanzielle Entschädigungen. Teilweise wurden sogar gewisse Gebiete den Aboriginies zurück gegeben, aber natürlich nur jene Rohstoffarme, die nichts Wert sind, sprich noch nicht weiter verkauft wurden. Herrliches und trauriges Beispiel zugleich um zu sehen, dass Geld in diesem verfickten System über allem steht... Die Aboriginies können und müssen nun nicht mehr Jagen und geben ihr bestes sich unserem Lebensstil anzupassen. Da sie aber auch nicht Arbeiten müssen und noch nichts von materiellen Sinnlosigkeiten halten, investieren sie ihre Kohle offenkundig Großteils in Alkohol. In der Praxis sieht das dann so aus, dass die Aboriginies komplett stinkend und lattenvoll in Zombi-ähnlichen Zuständen durch die Städte torkeln... Aber keine Sorge, es wird offenbar gut in die „Bildung“ investiert und ich bin mir recht sicher, dass die nachfolgenden Generationen früher oder später schon erkennen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, sein ganzes Leben lang für ein menschenverachtendes Privatunternehmen zu schuften und die Kohle nicht nur für Drogen, sondern auch für Statussymbole zu verprassen. Sprich sich endlich integrieren... Die einzig wirkliche Gefahr in diesem Kaff sind wohl die Krokodile, weil es unweit einen größeren Fluss gibt. Deshalb gestaltete sich die Unterkunftssuche etwas schwieriger. Auf der Ladefläche eines leeren Anhängers wurden wir aber fündig...

...und am nächsten Morgen freundlich von einem Mannsweib von Trucker geweckt. Kurz auf einem Campingplatz geduscht und die Essensvorräte aufgefrischt ging es dann wenig später mit Zwei älteren Frauen bis kurz vor Broome weiter. Am Ende steckten sie uns noch 20 Dollar zu, die letztendlich in eine Packung Kippen weiter investiert wurden, weil unser nächster Lift eine Spritbeteiligung (anfangs 30 Dollar) forderte. Alleine wäre ich da wohl nicht drauf eingegangen, zumal wir eh noch gut Zeit hatten, aber im Endeffekt war das der wohl beste Lift. Auch wenn wir uns auf die Rückbank quetschen mussten, weil Grey's Hund bereits den Beifahrersitz belegte. Dafür machten wir noch einen kurzen Stop an einem Strand und bekamen am Abend sein Zelt, nach dem wir noch mit einem schottischen Päarchen an einem kostenlosen Zeltplatz chillten. Gut ausgeschlafen setzte er uns schließlich am nächsten Nachmittag in Karratha ab, wo uns wenig später Nicki abholte. Und wo nun ein neues, wohl noch viel schlimmeres (Arbeits-)Kapitel beginnt...

Freitag, 7. Oktober 2011

Darwin. Hoffentlich zum letzten Mal!


Freitag bin ich zu Mardin ins Frogshollow Hostel gezogen. Die 25$ pro Nacht sind zwar etwas günstiger als bei den anderen Hostels und es ist dort auch etwas gemütlicher, aber das ist alles relativ. Das größte Problem bei den Hostels hier in Australien sind einfach die Leute. Alles genau die Menschen, bei denen man sich freut, dass man sie bei einer längeren und weiteren Reise nicht am Kopf haben muss. Aber seit dem man für die große Karriere Auslandserfahrung braucht, weil sich das ja super im Lebenslauf macht, sammeln sich diese Gestalten wohl hier in den Hostels... Und so gehören Zwei-stündliches aufstylen vorm hippen Clubbing zum Tagesproblem, während Gespräche mit den meisten Leuten nicht über dem Niveau von RTL und Bild möglich sind. Hach, habe ich diese Dummmenschen vermisst. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel... Zum Glück waren Mardin und Iriepathie's Marianne da, mit denen die nächsten Tage dann doch ganz gut herum gebracht wurden. Außerdem konnte ich die nächsten Tage für Lau im Hostel pennen. Anfangs einfach so, weil eh keiner einen Überblick hatte. Das ging nur einmal in die Hose, als irgendwann spätabends noch Zwei Leute eincheckten und das Zimmer damit komplett belegten. Inklusive "meinem" Bett. Der letzte Bus zum Flughafen war natürlich schon weg. Aber kein Ding, nach 40 Minuten Fußmarsch habe ich einen Lift bis direkt vor die Tür bekommen. Und sowieso. Ich habe zwar genau einen Monat am Flughafen gepennt, ihn dabei aber um Zwei Nächte mit minderwertigen Hostels betrogen. Die Zwei Nächte muss ich also noch nachholen ;-) Später konnte ich dann Mardins Bett übernehmen, da er für eine Woche gezahlt hatte, aber vorzeitig auf eine Mangofarm ist. Es ist schon krass zu beobachten, wie viele Jobs es auf einmal hier in Darwin gibt. Das liegt zum einen sicherlich an der Mangosaison. Noch entscheidender aber an der Tatsache, dass die Regenzeit vor der Tür steht und ziemlich viele Arbeiter die Stadt für diese Zeit, die neben Hitze von Unwettern und drückender Luftfeuchtigkeit geprägt wird, einfach verlassen. Statt zu Arbeiten habe ich indessen aber mal wieder gewartet um am Donnerstag und Freitag endlich einen Staplerschein zu machen. 500$ hat der Spaß gekostet und dürfte die Arbeitssuche wohl deutlich vereinfachen. Mit Staplerschein, White Card und noch ein wenig Kohle auf dem Konto bin ich nun also ganz gut für die Arbeitshölle in Karratha gerüstet.

Heute Abend kommt Mardin dann wieder in die Stadt und am Montag werden wir dann wohl endlich weiter ziehen. Nach Sechs Wochen wird es auch allerhöchste Zeit! Das Ziel ist Karratha, eine kleine Minenstadt im Nordwesten Australiens, und liegt mal eben 2636km entfernt. Ich freue mich schon auf die Fahrt. Wird sicherlich interessant, zumal wir Trampen und uns der Weg quer durch das Outback führt. Spannend geht es dann in Karratha weiter, weil wir noch nicht so recht wissen, wo wir übernachten können. Hostels gibt es dort keine mehr und die Mietpreise sind wohl kaum bezahlbar. Aber wird schon! Immerhin sind Jobs angeblich kein Problem und auch noch überdurchschnittlich bezahlt.

Samstag, 1. Oktober 2011

Anders als man denkt


So lautet nicht nur der Liedtitel eines genialen Lieds von Mono & Nikitaman, sondern diese Vier Wörter beschreiben den Verlauf der letzten Tage auch treffend. Das Gyros auf dem Mindilmarkt war tatsächlich der Hammer und traurigerweise eines der Highlights des bisherigen Australien-Aufenthalts. Außerdem gewann Olympic das torreiche Spiel tatsächlich knapp, ansonsten haute meine Vorschau aber nicht hin. Die Glaskugel bleibt also vorerst im Rucksack. Halb so wild, denn am Freitag klingelte das Handy und es meldete sich tatsächlich eine der Jobagenturen bezüglich Arbeit auf einer Mangofarm. Dreißig Minuten später rief dann auch schon Rob, der Farmer, persönlich an und erklärte mir die Details und versicherte sich, dass ich auch am Sonntagnachmittag tatsächlich dort eintrudel um am darauf folgenden Tag mit der Arbeit zu beginnen. Ist wohl eine kleine Farm irgendwo im nirgendwo 40km von Darwin und es gibt knapp 19$ die Stunde. Schlafen kann ich mit den anderen Leuten in einem Bus (!) wofür 12$ die Nacht vom Lohn abgezogen werden. Und verpflegen können wir uns in der Gemeinschaftsküche. Viel mehr weiß ich auch nicht, aber klingt nach eines der besseren Angebote, zumal ich ja derzeit eh keine Ausahl habe. Eine weitere Stunde später, Thomas und Ich waren gerade in Nightcliff am grillen, klingelte wieder das Handy und eine Stimme redete auf mich ein. Wow, ich dachte ja mich haut nichts mehr vom Hocker, aber das war der fürchterlichste Akzent den ich je gehört habe und irgendwie konnte ich, trotz klarer Leitung, kein einziges Wort verstehen. Erst eine Minute später, als ich ein „Hallo“ vernehmen konnte machte es Klick. Das ist gar kein Englisch, sondern schlichtweg Deutsch. Am Telefon war ein Mädel, welches Sonntag zur gleichen Farm fährt und den Auftrag hat mich mitzunehmen. Top! So einfach kann das gehen.

Samstag standen dann noch ein paar Einkäufe an und am Abend dann das große Finale zwischen Olympic und Casuarina. Ich erkannte wieder viele bekannte Gesichter, allerdings war es heute deutlich mehr los. Dürften sicher so 1500 Zuschauer gewesen sein. Viele aus dem Familien- und Freundeskreis, sicher 100 an der Zahl, waren in Rot-Weißen Trikots gekleidet und dazu hatten sie den Block mit vereinsfarbenden Luftballons geschmückt und sogar eine kleine Zaunfahne „Let's go Reds“ angefertigt. Und bei genauerem hinsehen erkannte ich auch die verblüffende Ähnlichkeit mit dem Olympiakos Piräus Logo. Das Olympiakos-Duplikat konnte dann auch tatsächlich noch ein 3:1 in einen 5:3-Sieg drehen. Die Gegner, Casuarina, übrigens eine weitere große Familie, nämlich alles Portugiesen. Naturgemäß deutlich weniger und leiser, dafür umso hinterfotziger auf dem Rasen. Rote Karten gab es dieses Mal, Dank des gutem Willen des Schiris, keine, dafür immerhin Acht Gelbe. Zum Ende des Spiels gab es dann sogar noch ein paar Griechische Gesänge aus etwa 150 Kehlen und die Jugendlichen hauten sich hinter der Tribüne aufs Maul, was zu einer Festnahme führte. Irgendwie hat das hier echt was, fernab dieser ganzen Kommerzscheiße. Total familiär, aber trotzdem mit viel Emotionen und des Sportes und Vereins wegen. Werbung gibt es hier ganz oldschool-mäßig nur in Form vereinzelter Werbebanden und die Trikos und Hosen von Olympic kommen sogar gänzlich ohne selbige aus. Und statt bescheuerter Gewinnspiele lässt man in der Halbzeit einfach die Kleinen auf einem verkleinerten Spielfeld gegeneinander antreten. So wie es das auch mal im Westfalenstadion vor den Spielen gab...
Ich sag's euch, in 20-30 Jahren wird das noch ein richtig heißes Derby! Praktischerweise liegt das Stadion in Marrara genau zwischen Darwin und Casuarina. Ich sehe es bildlich schon vor mir wie aus beiden Stadtteilen ein paar Tausend Fanatiker zum Stadion marschieren... ;-)

Am Sonntagmorgen dann Mardin, der mich wohl die nächsten Monate begleiten wird, am Flughafen getroffen und ihm kurz das wichtigste zu Darwin erzählt. Dann musste ich aber auch schon wieder weiter. Ganz schlechtes Timing... Das Hippie-Päarchen, beziehungsweise meine zukünftigen Arbeitskollegen, bestehend aus dem Engländer Ben und der Deutschen Marie, nahmen mich in ihrem bunten Van mit auf die Farm. Ganz nett und umgänglich sind sie ja. Ob der Business studierte Ben und Verfechter des Kapitalismus seinem Geschwafel von Peace und Love allein durchs barfuß herumlatschen und übermäßigen Drogenkonsum näher kommen wird, wage ich aber zu bezweifeln... Die Farm lag wie bereits erwähnt 40 Kilometer südlich von Darwin und somit schon mitten in der Pampa. So verwunderte es wenig, dass ich dort auch meine ersten Kangoros gesehen habe. Von den ganzen fiesen Spinnen und Schlangen, die dieses Land ja ach so gefährlich machen und die es hier tatsächlich reichlich gibt, fehlt aber immer noch jede Spur. Zum schlafen hatte uns Bob einen großen alten Bus, der zum Wohnmobil umgebaut war, bereitgestellt und ansonsten stand uns noch eine gut ausgestattete Freilicht-Küche zur Verfügung. War alles ganz nett gemacht und für 12$ die Nacht sicher ein sehr guter Deal. Zumindest für hiesige Verhältnisse. Dumm nur, dass wir nicht zum Vergnügen hier waren, sondern am nächsten Morgen direkt mit der Arbeit gestartet wurde. Zusammen mit einem erfahrenen Australischen Mangopicker und einer nervig lauten Maschine sind wir immer von Baum zu Baum gezogen und haben die annähernd reifen Früchte mit einer etwa Zwei Meter langen Schere gepflückt und in die Maschine geworfen und dort dann den Stengel abgeschnitten. Dabei mussten wir stets aufpassen den ätzenden Saft nicht ins Gesicht, sondern höchstens auf die Klamotten zu bekommen. Klappte bei mir auch groß teils, die anderen plagen sich nun mit braun gefärbten Händen und Verätzungen auf den Armen und im Gesicht herum. Deshalb ist es auch ratsam trotz der brütenden Hitze stets lange Klamotten zu tragen. Am ersten Tag war das alles noch ganz lustig. Am zweiten Tag Okay und ab Tag Drei habe ich dann angefangen die Scheiße zu verfluchen und mich gefragt wie ich so auf die 88 Tage kommen soll, die ich für ein Zweites Visum brauche. So auf jeden Fall nicht. Denn am Ende von Tag Vier gab es die Kündigung, mit der Begründung, dass ich nicht der richtige für den Job sei. Ausschlaggebend war die Tatsache, dass wir am Tagesende weniger geplückt hatten als die Jungs auf der Nachbarfarm, die pro Stunde bezahlt werden und so auf 30$/h kamen. Jo, da hat er recht. Für 18,92$/h, was zwar immer noch gut, aber hier halt auch einer der niedrigst möglichen Löhne ist, bin ich echt der falsche, wenn er absolute Akkord-Arbeit erwartet :-) Schade nur, dass er garantiert jede Menge anderer dummer finden wird... Das einzige was mich wirklich angekotzt hat war die Art und Weise. Das Ganze stand wohl schon etwas früher fest, da er schon Ersatz hatte. Aber anstatt mir das zu sagen, bevor ich am Abend zuvor noch einen Großeinkauf getätigt hatte um endlich/notgedrungen Kochen zu lernen, schob er irgendwelche erfundenen Gründe vor. Jetzt wissen wir aber auch, warum er Mardin nicht nachkommen lassen wollte... Die anderen beiden wussten dazu noch zu berichten, dass so spontane Kündigungen an der Tagesordnung sind. Na ja, wieder um eine Erfahrung und immerhin etwas Kohle reicher war ich am Freitag also wieder zurück in Darwin und bin für eine Nacht ins Hostel zu Mardin, der auch noch ohne Job ist.

So langsam nervt es hier immer mehr. Die erarbeitete Kohle reicht noch nicht für eine Karre oder Van, aber immerhin kann ich mir jetzt locker einen Staplerschein leisten und wir könnten theoretisch auch einfach weiter reisen. Mal schauen.