Mittwoch, 28. Dezember 2011

Wunderschönes Indonesien!


Am Montagabend bin ich also auf Bali, der indonesischen Urlaubsinsel Nummer Eins, gelandet. 25US$ mussten für das 30-Tages-Visum berappt werden und dann stand ich auch schon vor dem Flughafen und wurde, wie nicht anders erwartet, von etlichen Geldwechslern, Taxiafahrern und anderen Verbrechern belagert. Da ich wenig Lust auf mühsame Verhandlungen hatte, bin ich ein paar Meter aus dem Flughafen heraus und habe mich dann von einem Taxi für 20.000R (12.000R = 1€) zu einem Gasthaus (sauberes Doppelzimmer mit Bad und Frühstück für 100.000R) in Kuta bringen lassen. Noch schnell etwas gefuttert und dann gegen das Nachtleben und für das Bett entschieden.

Der Folgetag begann ganz entspannt, bis ich beim Mittagessen entdeckte, dass derzeit doch der Ball in Indonesien rollt. Das passte natürlich hervorragend, da ich noch nicht genau wusste, wo ich die nächste Woche verbringen würde. Nur nicht in Kuta, dem Haupttouristenort, so viel war klar. Kuta ist auf der Liste der nervigsten Plätze ganz, ganz weit oben... Bali verfügt über keinen Erstligisten, allerdings würde am Folgetag auf der Hauptinsel Java Fußball gespielt. 470Km, das soll ja machbar sein. Bevor ich weitere Recherchen anstellen konnte – ich wusste immer noch ziemlich genau Null über Indonesien – schmierte das Internet ab, weshalb ich mich einfach so auf den Weg machte. Eine Karte von Bali verriet mir den Namen des Fährhafens gen Java – Gilimanuc – und den Spielort hatte ich auch, das sollte genügen. Laut Auskunft der als Touristen Information getarnten Touranbieter und sämtlicher Einheimischer gebe es keinen öffentlich Verkehr in Kuta, aber jeder könnte mir natürlich ein Taxi oder ähnliches vermitteln. Ne ne, dann lauf ich lieber 20 Minuten, bevor ich aus dem Touristenstrip raus bin und wieder freundliche Menschen finde, die mich ins nächste Bemo (Minibus) nach Denpasar setzen. Dort stand der Bus bis zur Fähre bereit, so dass ich dort am Abend ohne große Zeitverschwendung ankam. Die Fahrt war ein landschaftlicher Traum und es scheint so, als wäre Bali, abseits von Kuta und Co., doch eine recht sehenswerte Insel. Wie auch immer, Zwei Leute aus dem Bus wiesen mir den Weg auf die Fähre und während der stündlichen Überfahrt fand sich ein englischsprachiger Einheimischer, der mich mit etlichen Informationen für die Weiterfahrt versorgte. Auf der anderen Seite angekommen beschloss ich mein Nachtlager aufzuschlagen. Das Schild „Beach Hotel“ sah etwas zu teuer aus, aber Fragen kostet bekanntlich nichts, und stellte sich als die richtige Entscheidung heraus: Das günstigste Zimmer mit kalter African-Style Dusche (Becher zum über den Kopf schütten) gab es für 30.000R. Da wurde natürlich direkt eingeschlagen und nach einer Mahlzeit am Straßenrand (10.000R inkl. Getränk) ging es ins Reich der Träume.

Schließlich erwartete ich um Fünf Uhr Morgens geweckt zu werden. Das haben die Ottos natürlich vergessen, aber meine, noch arbeitsgeschädigte biologische Zeituhr riss mich nur eine Stunde später von selber aus dem Schlaf. Der Verkehr ist ein absolutes Chaos. Autobahnen sind Fehlanzeige, es gibt einzig einspurige Straßen, die fast ausschließlich durch kleine Dörfer führen und die von Bussen, jeder Menge Rollern und Fußgängern geteilt werden müssen. Da fällt es nicht schwer zu glauben, dass Java die am dichtesten besiedelte Insel der Welt ist. In der Konsequenz brauchte ich für die verbliebenen 270km geschlagene Zehn Stunden bis nach Malang. Am Busbahnhof schnell aufs Motorradtaxi aufgesprungen und mit 30 Minuten Verspätung im reinen und werbefreien Fußbalstadion von Arema angekommen:

Das Ligasystem ist komplett verwirrend, da es seit dieser Saison Zwei separate Ligen gibt. Die IPL (Indonesien Premier League) wurde neu gegründet und hat kurzerhand die ISL (Indonesien Super League) als führende Fußballliga abgelöst. Einige Vereine, wie auch Arema, haben sich kurzerhand geteilt, und spielen nun in beiden Ligen mit. Klingt verwirrend – ist es auch. Arema hat den Ruf die besten Fans des Landes zu haben, dafür war ich heute etwas enttäuscht. Mit 15.000 Zuschauern war dieses bedeutungslose Spiel zwar recht gut besucht, aber etwas mehr als 150 singende Ultras hatte ich mir doch erhofft. Obgleich diese 150, zugegeben sehr junge Fanatiker, einen super Auftritt aufs Parkett legten. Die restlichen Stadionbesucher wollten sich leider nicht einmal mehr zum Mitsingen animieren lassen, als die Gastgeber das Spiel noch zu ihren Gunsten drehten. Wie auch immer, für asiatische Verhältnisse war das trotzdem okay. Dies war wohlgemerkt ein Spiel der neuen IPL. Verglichen mit dem Gastauftritt von Arema bei Gresik in der alten ISL ein paar Tage später, lässt dies den Schluß zu, dass ein Großteil der Fanatiker beim alten Verein bleiben. Obgleich mir wirklich jeder befragte versichert hat, dass er beide Vereine gleichermaßen unterstützt. Letztendlich gewann Arema das Spiel 2:1 gegen die Gäste aus dem Nordosten des Landes, PSMS, von denen keiner mitgereist war.

Die Hotelsuche gestaltete sich etwas schwierig, weil die ersten beiden Anlaufstellen ausgebucht waren, so dass ich erst im dritten Anlauf für überteuerte 100.000R fündig wurde. Und wieder ab ins Bett. Bisher hatte ich neben Bussen, Betten und dem einen Spiel noch nicht viel gesehen und wusste immer noch herzlich wenig darüber, wo ich mich überhaupt befand.

Das änderte sich dann aber schlagartig am nächsten Tag. Etwas Internetrecherche und ein ausführlicher Spaziergang durch die Stadt gaben mir einen ersten, verdammt positiven Eindruck, von diesem Land. Letzteres wurde später mit einer im Hotel kennengelernten Südafrikanerin wiederholt. Die Gute war schon seit Fünf Jahren unterwegs und es tat verdammt gut, mal wieder mit ähnlich gepolten Reisenden zu schnacken. Mit dem Versprechen, nach dem wir beide die ganz Welt bereist haben, gemeinsam am schönsten Ort der Welt ein Hostel zu eröffnen, verabschiedeten wir uns am Folgetag wieder in verschiedene Richtungen.

Mein Ziel war das 90km nördlich gelegene Surabaya, mit 2.7 Millionen Menschen die Zweitgrößte Stadt des Landes. Der Zug brauchte „nur“ gute Drei Stunden und kostete gerade mal 4.500R und bekam deshalb natürlich den Zuschlag. Unterkünfte in den großen Städten scheinen deutlich teurer zu sein, aber für 100.000R bekam ich auch hier ein wirklich gutes Zimmer inkl. Frühstück in zentraler Lage. Anschließend mal zur Touristeninfo, was sich kurz danach als überflüßig herausstellte. Nebenan war nämlich eine Deutschland-Ausstellung vom Goethe-Institut und die hübsche Wida führte mich nicht nur durch selbige, sondern zeigte mir in den kommenden Tagen auch den Rest der Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Sinne gibt es nicht, aber all die neuen Eindrücke, das leckere Essen und die super freundlichen Menschen, sind ohnehin tausend Mal interessanter, als irgendwelche tollen Gebäude, von denen man Drei Fotos schießt und dann meint, die Stadt gesehen zu haben.

Das Highlight war auf jeden Fall der Fußballbesuch im benachbarten Gresik. Wida bestand darauf mit dem Verkehrsmittel Nummero Uno, dem Roller, zu fahren und gab auch nicht nach, als es kurz nach Abfahrt ziemlich übel zu schütten anfing. Anfangs stellten wir uns noch unter und konnten nur zusehen, wie in den Straßen binnen Sekunden das Wasser knie hoch stand. Die Einheimischen ignorierten dies entweder, oder im Falle der ganzen Kids, fanden gefallen an der Möglichkeit, im Chaos zwischen Rollern, Bemos und LKW's zu plantschen und sich von den Fahrzeugen durchs Wasser ziehen zu lassen. Na ja, sauberer als die Flüsse dürfte diese Art von temporären Fluß mit Sicherheit gewesen sein. Der Anstoß rückte näher und es war noch eine Stunde zu fahren, weshalb wir irgendwann die Schuhe auszogen und ebenfalls durchs Wasser „fuhren“. Total durchnässt kamen wir 30 Minuten vor Anstoß am Stadion an und ich staunte nicht schlecht als ich sah, was hier los war. Ordentliches Gewusel und 80% der Leute in gelben Ultras-T-Shirts. Das 25.000 Zuschauer fassende Thri Dhama Stadion war rappelvoll, Ultras Fahnen im ganzen Rund und dazu 600 Fans aus Malang im Gästeblock, in dessen nach und nach noch weitere vereinzelte Fans hinein kletterten. Wie auch immer sie das angestellt haben, da der Rand der Kurve sicherlich 25 Meter über dem Erdboden liegt. Beide Kurven machten auch sichtbar ganz gut Dampf, zwischen ein paar Hundert und ein paar Tausend im Heimbereich, und durchgängig locker 95% der Leute im Gästeblock, was aber leider meist nur optisch erahnbar war. Grund dafür, die unzähligen Tröten, vor allem auf der einzig überdachten Haupttribüne, auf der wir uns befanden. Argh, ohne diese Mistdinger, wäre es echt ein richtiger Knaller gewesen, so konnte das meiste leider nur erahnt werden. Geil auch, als es Mitte der ersten Halbzeit wieder richtig extrem anfing zu regnen, was sich dann auch über den weiteren Spielverlauf fortsetzte. Die sonst bekannte und befürchtete Abwanderwelle auf den Tribünen blieb aber aus. Keiner rührte sich, im Gegenteil, es stachelte die Leute nur noch mehr an. Vor allem die Jungs von Arema. Wahnsinn, was die da im Gästeblock fabrizierten, obwohl sie auf dem Platz total untergingen (im wahrsten Sinne des Wortes, in Deutschland hätte man das Spiel aufgrund der Wassermassen längst abgebrochen...). Wundeschönes Tifo, dazu auch Zwei fette Pyroshows, erinnerte stark an Italien. Dazu einige bekannte Melodien aus Argentinien, und einige unbekannte, allerdings nicht weniger, schöne Melodien. Und das ganze getragen vom ganzen Block. Ohne scheiß, diese 600 Fanatiker tragen ihre Ultras-Shirts mal sowas von zu Recht, die bräuchten sich vor keiner Fanszene verstecken! Bleibt nur zu hoffen, dass ich den Mob noch mal ohne nervige Tröten der Heimfans bestaunen kann.

Am nächsten Tag gab es noch ein wenig Gesichte und Kultur, was hier durchaus interessant ist. Das alte Spiel. Erst kommen die Kolonialmächte, in diesen Fall Japan und die Niederlande. Dann wurden diese, von den einheimischen Freiheitskämpfern bezwungen und bevor sich die USA anschauen, wie eine Nation wirklich Freiheit erreicht, finden und finanzieren sie lieber eine Marionette, die ihre Wirtschaftsinteressen durchsetzt. In diesem Fall Suharto der durch einen Militärputsch, der etwa eine Millionen Menschen das Leben kostete, an die Macht kam. Aber dafür können wir heute in unzähligen modernen Malls shoppen gehen, ist doch auch was feines! Begleitet wurde die Stadtführung mit einigen Fotosessions. Viele Ausländer scheinen sich hier nicht hin zu verirren, gepaart mit dem asiatischen Fotofetishismus, könnt ihr euch ja nun selber ausmalen, was das für mich zur Folge hatte. Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben, 1000R fürs Foto nehmen und auf die Arbeit in Karratha scheißen?! Und das war's dann auch schon mit meinem Aufenthalt in Indonesien. Was ein geiles Land! Würde ich in Bangkok nicht so viele Freunde treffen, dann hätte ich glatt auf den Weiterflug von Bali nach Bangkok geschissen und wäre erst Mal ein paar Wochen hier geblieben. Aber das läuft ja nicht weg, bevor es zurück nach Australien geht, werde ich hier noch einige Zeit verbringen und das ein oder andere Fußballspiel mitnehmen, so viel steht fest. Ausführlich von Wida verabschiedet und letztendlich erst den 18h, statt den geplanten 14h Direktbus nach Denpasar genommen. 140.000R kostet der Spaß, etwas teurer, als das ganze zu stückeln, dafür aber auch ein paar Stunden schneller und kein nerviges Umsteigen mitten in der Nacht. Mit einem Balinese den Lift nach Kuta geteilt und von ihm dann die wenigen Meter zum Flughafen gebracht worden, wo ich auch nicht viel später hätte eintrudeln dürfen. 150.000R Ausreisegebühr mussten noch berappt werden und kurz darauf saßen Nicki und ich, auch schon im Flieger. Perfektes Timing von uns beiden, eher semi-perfektes Timing von Julian, der am Vorabend noch mit Nicki in Kuta Feiern war und eigentlich den selben Flug nehmen wollte, aber offenbar verpennt hat?!

Freitag, 16. Dezember 2011

Zurück im Leben


Mit den üblichen Hilfsmitteln verlief die Fahrt durchs Outback wie im Fluge und am Abend kamen wir endlich im kleinen Stranddorf Coral Bay an. Der kleine Supermarkt hatte leider schon geschlossen, wir fanden aber doch noch etwas günstiges zu Essen und für stolze 45$ auch noch eine Kiste Bier. Der coole Abend endete dann auch noch richtig bequem in einem ehten Bett, da wir kurzerhand ein mehr oder weniger offenes Fenster zu einem leeren Schlafraum im eigentlich überteuerten Backpackers fanden... Nils verabschiedete sich am nächsten Morgen nach Perth, ich blieb letztendlich noch Zwei weitere Nächte hier und genoss die Ruhe an diesem schönen Strand. Weit weg vom Lärm und Streß in Karratha, zumal ich eh noch etwa 10 Tage Zeit hatte, bis mein Flieger von Perth abheben würde. Den ersten Tag war ich sogar zu faul zu schwimmen. Es tat einfach richtig gut, mal gar nichts zu machen. Jetzt kann ich fast verstehen, warum die meisten Deutschen ihre kostbaren 30 Urlaubstage im Jahr dazu nutzen an mittelmäßigen Stränden im Mittelmeer zu gammeln und sich die Birne wegschütten, anstatt ihren Horizont zu erweitern... Unser Kurzaufenthalt im Backpackers muss im nach hinein wohl aufgefallen sein, weshalb ich die nächsten beiden Nächte mit dem Schlafsack direkt am Strand schlief. War ja klar, dass der eigentlich heiß ersehnte erste Regenschauer seit August ausgerechnet in einer dieser Nächte kam, weshalb ich dann doch noch mal für ein paar Stunden ins Backpackers flüchten musste. Irgendwann wurde es dann aber doch etwas öde, weshalb ich eines Morgens wieder an der Dorfausfahrt stand und meinen Daumen in die Luft hielt. Viel Verkehr war ja nicht, genau genommen verließen vielleicht etwa 5-10 Fahrzeuge jeden Vormittag den Strand. Und das dazu auch noch in Zwei verschiedene Richtungen. Aber das Glück war mal wieder auf meiner Seite und nach etwa 20 Minuten drehte eine Familie mit dem Fahrtziel Perth dann doch noch für mich um. Da muss ich mich wohl bei der 20-jährigen Georga auf dem Rücksitz bedanken, die bei Papa ein gutes Wort für meine Mitnahme eingelegt hat. Aber was soll ich sagen. Ich interessiere mich weder fürs Shoppen, noch für australische Soaps, weshalb es wohl nicht zu einem Wiedersehen kommen wird. Dagegen ist die deutsche Durchschnittsfrau ein richtiger Intelligenzbolzen... Anstatt den Direktlift nach Perth wahrzunehmen, ließ ich mich 300km, und einer Menge toter Kangaroos am Straßenrand später, in Carnarvon herausschmeißen. Viel gab es in Australiens Bananenstadt Nummer Eins nicht zu sehen, weshalb sich mein Aufenthalt aufs Einkaufen von Proviant beschränkte. Anschließend war es gar nicht so einfach einen Lift zu finden. Hauptgrund wieder der, dass die nächste Stadt ein paar Hundert Kilometer entfernt liegt und fast alle Morgens losfahren, um nicht im dunkeln fahren zu müssen, um Unfälle mit Kangaroos und Kühen zu vermeiden. Irgendwann hielt dann aber ein Trucker an der Tanke. Meine Frage, ob er mich mitnehmen würde, wurde mit der Gegenfrage: „Do you have good drugs?“ beantwortet. Obwohl ich dies verneinen musste, willigte der total zugehackte Typ nach etwas zögern ein. Er kommt wohl direkt aus Karratha und fährt mehr oder weniger bis nach Perth durch. Also mal eben 1700km ohne Pause. Klar, war er nun etwas müde, aber nachdem er sich noch schnell etwas Speed geraucht hat, konnte es weitergehen. „Don't worry, we are quiet safe“. Recht hat er, in diesen riesigen Roadtrucks gibt es eigentlich nichts, was man befürchten müsste. Ich ließ mich Zwei Roadhäuser weiter in der Nacht absetzen und haute mich dort unmittelbar auf eine Bank zum schlafen.

Am nächsten Morgen habe ich mich dann am Anfang der Abzweigung gen Shark Bay gestellt und gewartet. Ganze Zwei Stunden hat es gedauert, ehe ich im Auto einer älteren Frau saß, die mich bis ins Stadtzentrum genommen hat. Andererseits war das aber auch direkt das fünfte Auto, welches an mir vorbei ist. Drei waren voll, Zwei davon hielten sogar kurz an, um mir dies mitzuteilen. Im Endeffekt ist Trampen also total einfach, das Problem ist allein der wenige Verkehr. Aber ich stehe lieber etwas länger in der Natur, als das in der Großstadt Autos um Autos ignorant an mir vorbei rasen... Der Tag in Shark Bay war ein Reinfall. Zur passenden Jahreszeit kann man hier wohl Riffhaie in der Bucht bestaunen, ansonsten ist aber echt der Hund begraben. Am Abend wurde dann immerhin eine Ladung Touristen mit einem „Adventure“-Bus (organisierte Reise entlang der Westküste, offenbar für viele junge Urlauber die einzige Option zum eigenen Van) ins einzige Backpackers des Ortes gekarrt. Na ja, da wird sich immerhin wer zum saufen finden, dachte ich. Falsch gedacht. Zehn Minuten war ich im Hostel, da hat mich der Hostelbesitzer auch schon wieder heraus geschmissen. Nebenbei ist er auch noch der Ranger der Region, was ein Zufall. Deshalb sollte ich mich nicht nur aus seinem Hostel, sondern auch noch aus „seine Ort verpissen“, ansonsten gebe es neben der 300$-Strafe für den unerlaubten Hostelbesuch auch noch die 100$ fürs Wildcampen. Was ein Arschloch. Notgedrungen den restlichen Weinvorrat alleine herunter gespult und dann eine etwas besser versteckte Bank zum schlafen gesucht und gefunden.

Am nächsten Morgen ging es früh raus, da im 30km entfernten Monkey Mia bereits um 7:30 Uhr die groß angepriesene Delphin-Fütterung beginnen sollte. Ein Deutsches Trio hatte Einsicht und drehte um, nach dem sie schon einmal grüßend an mir vorbei gedüst waren, um mich doch noch in den hinteren Bereich ihres Vans einzuladen. Die 8$-Eintritt in das Strandresort konnte gespart werden, da dies eher nach dem Prinzip „Wir stellen einfach irgendwo ein Tickethäuschen auf und hoffen, dass wir wen doofes finden, der freiwillig bezahlt“ funktionierte und dann ging es auch schon los. Auf Kommando durften sich die etwa 50 Schaulustigen dem Strand nähern, an dem schon, wie jeden Morgen, einige Delphine darauf warteten, von einigen auserwählten einen Fisch ins Maul gelegt zu bekommen. Also doch wie im Zoo, aber eigentlich hatte ich es auch nicht anders erwartet... Noch eine Runde geschwommen und unter die Dusche die wenigen Klamotten gewaschen, da stand ich auch schon wieder auf der Straße. Ein in Australien arbeitendes Päarchen aus Neu Seeland (arbeitet überhaupt noch jemand in Neu Seeland???) nahm mich 50km mit und da stand ich nun mitten im Outback mit einem Liter Wasser im Gepäck. Wäre wohl schlauer gewesen, 20km vorher am Ortsausgang aus zusteigen... Als ich eine Stunde später schon damit begonnen hatte den Daum in beide Richtungen auszustrecken, hielt dann aber Matt, mein Direktlift bis nach Perth und einer der interessantesten Lifts überhaupt. Geboren war er in Afghanistan und mit 16 Jahren ist er von der Taliban geflohen. Vater hat ihn bis nach Pakistan bringen lassen, dort war er mit 2000$ in der Tasche auf sich alleine gestellt und hat sich irgendwie ohne Englischkenntnisse bis nach Australien durchgeschlagen und sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Was die Probleme in Afghanistan sind? Die Religion und die USA, inklusiver ihrer unterworfener Handlanger (Schönen Gruß in die kalte BRD...)! Klar, auch die Taliban, wobei diese bekanntlich (schön wär's...) eine Erfindung der Vereinigten Staaten. Einst um gegen den russischen Feind zu kämpfen, heute als Grund für US-Militärbasen im Nahen Osten. Für Gesprächsstoff war die nächsten 800km also gesorgt und oben drauf grillte Matt für uns noch ein typisch afghanische Mahlzeit. Am Abend setzte er mich in einem Vorort von Perth ab und ich hatte echt Schwierigkeiten, mich wieder an das Stadtleben zu gewöhnen. Die Metro hat mich anfangs leicht überfordert, und ich hatte auch keine Idee wohin, weil ich total planungslos und deutlich eher als geplant in Perth angkommen bin. Na ja, also mal ins Zentrum und da mir keiner sagen konnte, wie ich günstig zum Flughafen komme, notgedrungen in ein Hostel eingecheckt, welches ich nach kurzem herum irren auch gefunden habe. 24$ kostete die Nacht im Sechser-Dorm in dieser Bruchbude, sicherlich das schlechteste Preis-Leistungsverhätlniss, was ich jemals für eine Übernachtung gelöhnt habe.

Montagmorgen in Perth, was mache ich eigentlich schon hier?? Geht mein Flug nach Bali doch erst am Freitagabend. Aber auf dem Weg lag eigentlich nichts mehr, was sich gelohnt hätte, zu besuchen. Fünf Tage in Perth ist natürlich genau so beschissen. Ich meine, es tut super gut, mal wieder in einer Stadt zu sein, überall junge Leute um einen herum zu haben und ich hätte auch mal wieder richtig Lust, Abends wegzugehen. Aber im Endeffekt ist mir das hier alles viel zu teuer und ich will nicht wie all die anderen Backpacker enden, die ihr hart verdientes Geld direkt wieder diesem überteuerten Land in den Rachen werfen. Erst mal ins Internet und geschaut was es neues gibt, dann mal probiert den Flug umzubuchen, schien aber nicht zu gehen. Vorsichtshalber doch trotzdem bei der Airline angerufen und die erfreuliche Nachricht bekommen, dass es doch möglich ist. Für 80$ Gebühr könnte ich es online umbuchen, so dass ich schon in Fünf Stunden im Flieger sitzen könnte. Kurz überlegt – eigentlich hätte ich hier schon noch Eins-Zwei Dinge zu erledigen gehabt – aber die Verlockung war dann einfach zu groß. Schnell zurück ins Internet, den Flug umgebucht, dann noch ins Taxoffice und denen meine neue und aktuelle Adresse in Karratha zwecks Steuerbegünstigungen gegeben, den Rucksack abgeholt und ab zum Flughafen. Laut Touristeninfo gibt es keine öffentliche Verkehrsmittel zum Flughafen. 15km entfernt vom Zentrum einer 1,2 Millionen Metropole liegend fahren keine Bus in diese Nähe, weil dort vermutlich weit und breit keine Menschen leben. Ist klar... Um das selber zu recherchieren fehlte leider die Zeit, aber der nationale Flughafen liegt in der Nähe und von diesem gibt es wohl kostenlose Shuttles. Also per Metro und 4-5km Fußmarsch zu diesem und den stündlichen Shuttle knapp verpasst. Mist, aber ein älterer Typ war bei dem Blick auf die Uhr ebenso nervös wie ich, weshalb er direkt einwilligte ein Taxi zu teilen. Den letzten Zehner aus dem Fenster geschmissen und 70 Minuten vor Abflug eingecheckt und wenig später nach Bali abgehoben.

Das war es also nun vorerst mit dem Kapitel Australien und ihr könnt mir gar nicht glauben, wie unendlich froh ich bin, dieses Land endlich wieder zu verlassen. Nicht nur, dass mich der Arbeitsalltag fertig gemacht hat, auch Reisetechnisch ist Australien vermutlich das am meisten überschätzte Land der Welt. Echt ein genialer Schachzug, sich nicht nur viele gebildete junge Menschen für die ganze Drecksarbeit ins Land zu holen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Kohle weitesgehend im Land bleibt. Weil es auf der Welt ja keine besseren Strände, Wellen und Partymöglichkeiten gibt...

Was soll's. Genug mit dem Gemecker, das Leben hat mich wieder. Derzeit sitze ich in Surabaya auf Java, beide indonesischen Länderpunkte sind gemacht, und gleich steht ein weiteres Fußballspiel an. Morgen geht es dann zurück nach Bali, von wo ich am Montag nach Bangkok fliege. Ich halte euch auf dem laufenden!

Die (vorerst) letzten Wochen in Karratha


Mittlerweile sitze ich in Surabaya in Indonesien und weiß schon gar nicht mehr, wie lange ich überhaupt in Karratha war und was dort die letzten Wochen passiert ist. Beziehungsweise will mich auch gar nicht mehr daran erinnern :-) Erwähnenswert ist vielleicht die Tatsache, dass wir für eine Woche zum Arbeiten nach Port Hedland geschickt wurden. Die Stadt ist im Endeffekt ein ähnliches Loch wie Karratha, nur mit dem Vorteil, dass wir dort ein paar Betten, eine Küche und eine Dusche in einer kleinen Hütte gestellt bekommen haben. Das Derby haben wir auch dort verfolgt. Das erste verpasste Heimderby seit 1999 (Danke Papa!), das hat schon übelst geschmerzt. Ganz egal wie sehr sich der Fußball und auch der BVB verändert, der Hass auf die Untermenschen aus GE bleibt wohl für ewig der selbe. Da half es nur sich bestmöglich die Sinne zu betäuben... Der Derbysieg konnte die Laune dann endlich mal wieder etwas verbessern :-) Anschließend ging es aber wieder zurück in unsere kleine Behausung auf Vier Rädern. Letzte Woche Montag kam dann die Nachricht, die sich durch den Buschfunk schon ein paar Tage zuvor angekündigt hatte: Die Arbeit wird knapp, weshalb für ein paar vor uns heute der letzte Arbeitstag ansteht. Dass dies Martin, Nicki und mich traf, stand eigentlich außer Frage. Die Aboriginies können eh machen und tun was sie wollen – sprich den ganzen Tag faul in der Sonne herumstehen – weil die Firma ohne sie nicht die staatlich vergebenen Aufträge bekommen würde. Und wir waren nun mal eine der wenigen Leute, die nicht mehr ins Mitarbeiterhaus konnten, und wurden dazu ein paar Tage zuvor vom Chef beim herum sitzen erwischt. Weil Nils zusätzlich gekündigt hat, hieß es kurz darauf, dass Martin und Ich doch noch für eine Woche nach Port Hedland könnten, bevor für uns das Arbeitsjahr beendet wäre. Na ja, ob nun direkt gekündigt oder noch eine Woche in Port Hedland arbeiten, so oder so war für mich direkt klar, dass dies dann der letzte Abend in Karratha ist. Also Zwei Kisten geholt um meine Freilassung zu feiern. Der Körper war den Alkohol nicht mehr wirklich gewöhnt und verweigerte frühzeitig die weitere Aufnahme und folgerichtig am nächsten Morgen total verkatert bei Nicki im Garten auf der Couch aufgewacht. Kurz überlegt einfach liegen zu bleiben und auf die Woche Arbeit zu scheißen, aber nee, eine Woche in Port Hedland geht schon noch und würde dem Konto auch ziemlich gut tun. Also mit Martin in aller Frühe zur Firma gefahren und da dann von einem anderen Mitarbeiter die Nachricht bekommen, dass ich doch nicht mitkomme. Im verkaterten Zustand war mir das aber herzlich Latte und ich hatte auch keine Lust mehr mich weiter über den Chef aufzuregen. Also noch ein paar Stunden in den Bulli gelegt und als ich dann wieder halbwegs fit war die Sieben Sachen gepackt und mich bereit zur Abreise gemacht. Viel hatte ich ja eh nicht mehr. Ein kleiner Rucksack + Schlafsack, aber im Endeffekt trotzdem alles was ich zum (nun deutlich bequemeren) Reisen brauche. Als ich mir gerade Gedanken übers Trampen machte, kam Nils aus dem Haus und machte seinen Bulli startklar. Sein erstes Ziel war ebenfalls Coral Bay, also auf geht’s. Bye bye Karratha. Endlich wieder frei!

Sonntag, 20. November 2011

Cause every little thing gonna be all right!


Ich hätte es zwar nicht gedacht, aber so langsam vergeht auch hier die Zeit! Eine gute Woche konnten wir im Van von Niels' pennen, beziehungsweise eine Nacht habe ich dazu genutzt, um den Obdachlosen-Ground von Karratha-City zu kreuzen! Die Zeit war recht stressig, da die, nach Feierabend bitter notwendigen kostenlosen Duschen, recht weit von den Supermärkten entfernt liegen. Und diese wiederum am anderen Ende der Stadt vom Bulli sind... Also recht viel latscherei und tramperei und danach ging es dann eigentlich immer direkt ins Reich der Träume. Aber was tut man nicht alles um etwa 1000$ (der hiesige Preis für ein geteiltes Zimmer) im Monat zu sparen.

Danach haben wir uns für 1650$ einen eigenen alten Bulli gekauft. Die Karre hat zwar einige Macken, erfüllt derzeit aber seine Pflicht, die da lautet uns von A nach B zu bringen und Nachts ein Dach über den Kopf zu geben. Wobei ich letzteres aufgrund der Hitze schon des öfteren freiwillig gegen den Sternenhimmel auf einer Bank eingetauscht habe. Vor ein paar Tagen haben uns dann auch zum ersten Mal die Bullenschweine erwischt. Da das Fenster geöffnet war und der eine Bulle da schon halb drin hing, nachdem minutenlanges klopfen, rufen und am Van wackeln von uns mit bravour ignoriert wurde, half alles tot stellen irgendwann nichts mehr und wir mussten uns zu erkennen geben. Es blieb aber bei einer Verwarnung (campen in der Stadt kostet 100$-Strafe) und der Tatsache, dass wir um Vier Uhr Morgens unser Nachtasyl ein paar Straßen weiter besser verstecken mussten. Da müssen wir die nächsten Wochen also etwas vorsichtiger sein, was aber kein Problem darstellen sollte.

Die Arbeit ist uns zum Glück nicht ausgegangen, auch wenn wir die letzten beiden Wochen nur Fünf Tage die Woche arbeiten konnten, so dass wir nur auf 45-50 Stunden kamen. Nicht, dass ich arbeitswütig wäre, aber eigentlich will hier jeder nur so viel und oft wie möglich arbeiten, damit man schnell wieder weg kann. Das wird die nächsten Wochen aber wohl wieder besser. Leider ist uns ein besseres Jobangebot knapp durch die Lappen gegangen (35$/h und kostenlose Unterkunft/Verpflegung), auf das ich etwa Zwei Wochen gewartet hatte. Ansonsten hätte ich mich schon eher um einen besseren Job umgeschaut, was sich jetzt nicht mehr lohnt, da ich nur noch gute Drei Wochen hier bin. Dafür stimmt derzeit das Arbeitstempo. Es ist nur noch ein Supervisor verblieben (einer hat gekündigt und am letzten Abend dem Chef im Suff die Meinung gesagt, der andere wurde unter fadenscheinigen Begründungen gekündigt) und die Arbeit erinnert wieder etwas an die gute alte Schulzeit. Sprich man schaut eher wie man sich drücken kann und sich das Leben leichter macht, als dass man tatsächlich arbeitet. Beim letzten Arbeitsplatz, eine große Neubausiedlung, haben sich sogar schon einige Bauarbeiter über unsere Arbeitsmoral beschwert... Begünstigt wird das ganze dadurch, dass der Chef ohnehin kaum am Arbeitsplatz ist und der verbliebene Supervisor zwar recht lustig und einfach drauf ist, aber auch nicht wirklich der hellste zu sein scheint. Halt der typische Australier. Ohnehin glaube ich immer mehr, dass die Australier auf der Skala der am verblödeten Menschen nicht mehr weit von den US-Amerikanern entfernt sind...

Was passiert hier sonst so? Eigentlich nicht viel. Die Highlights der letzten Wochen war zum einen eine Grill- und Freisuff-Party, organisiert von dem Bauprojekt, an dem wir mitgewirkt haben. Der 95%ige Männeranteil versteht sich von selbst – Karratha halt. Und ein Abendessen bei unserer ehemaligen Supervisorin nach ihrer Kündigung. Quasi zur Feier des Tages... Die freien Wochenenden gammeln wir eigentlich nur in irgendwelchen Parks herum, weil man aufgrund der Hitze nach Sieben Uhr im Bulli nicht mehr schlafen kann, und spielen etwas Fußball. Wobei wir uns gestern Vier Stunden lang bei einer Zeitung noch etwas Kohle dazu verdienen konnten.

Die mit Abstand beste Neuigkeit ist daher mein gebuchter Flug hier weg! Am 16.12. fliege ich von Perth (1500km südlich von Karratha) nach Bali in Indonesien und Drei Tage später weiter nach Bangkok in Thailand, wo ich dann wohl Eins-Zwei Monate wieder das Leben genießen werde. Bevor ich dies komplett verlerne. Nicki hat direkt mal mitgebucht, Julian überlegt auch noch und Nina landet wohl eh eine halbe Stunde vor uns in Bangkok :-) Danach muss ich aber leider noch mal hier her um die 88 Arbeitstage und das Bankkonto voll zu bekommen. Eigentlich wollte ich es ja in einem Rutsch machen, aber die Zweiwöchigen-Betriebsferien über Weinachten, die Hitze, welche von Dezember bis Februar am schlimmsten sein soll und vermutliche Steuerbegünstigungen sind alles gute Gründe, für diesen kleinen Abstecher nach Asien. Einziger Nachteil ist, dass sich meine Ankunft in Südamerika dadurch nach hinten verschiebt. Vor März/April wird das wohl leider nichts.

Wie auch immer. Jetzt liegen noch gute Drei Wochen Arbeit vor mir und so wie es aussieht werden wir recht viel zu tun haben. Danach werde ich dann wohl wieder etwas mehr erleben, von dem es zu berichten gibt. Sprich der Blog sollte dann auch wieder aktueller und spannender werden.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Integriert & Angepasst


Es gibt mal wieder ein Lebenszeichen, auch wenn es schwer fällt die Zeit hier als Leben zu bezeichnen. Seit vorletzten Freitag arbeite ich als Landschaftsgärter. Martin hat einen Tag später auch angefangen und Nicki, Julian und Niels aus Gütersloh, ein Ultra von Atalanta Bergamo, und ein paar andere korrekte Reisende sowie ein paar Aboriginies waren vorher schon da. Unsere Vorarbeiter sind auch total gut drauf, dafür ist der Chef aber einer der unsympathischsten Personen, denen ich je begegnet bin. Nur gut, das wir kaum etwas mit dem am Hut haben... Die erste 12-Stunden-Schicht hatte ich gleich am Tag und das war natürlich recht hart. Vor allem da ich noch die Akkordarbeit aus Darwin gewohnt war. Das wird hier nicht verlangt, so dass wir es meist recht locker angehen können. Das ist auch gut so, denn unsere Hauptarbeit besteht darin Löcher in den steinigen Boden zu buddeln oder Schubkarren mit Steinen heran zu karren. Wasserleitungen legen oder die neu gepflanzten Pflanzen zu bewässern sind da die deutlich besseren Aufgaben. Dazu ist das Quecksilber derzeit auf dem besten Wege die 40-Grad-Marke zu überschreiten und die Fliegen sind hier so nervig und penetrant wie nirgendwo anders, da sie sich ständig kacken dreist ins Gesicht setzen. Dank der guten Mitarbeiter hätte es uns aber trotzdem deutlich schlimmer treffen können, zumal es derzeit eh ein ungünstiger Zeitpunkt ist. Da die meisten Arbeiter nämlich zum Arbeiten aus Perth und anderen Städten für ein paar Wochen eingeflogen werden, steht hier über Weihnachten wohl für Zwei Wochen alles still, weshalb die Betriebe derzeit schon einen Gang herunter schalten.

Gewohnt haben wir bis letzten Freitag Zwei Wochen für lau im Hostel. Da wir tagsüber eh immer Arbeiten und erst Abends zum Kochen, Duschen und Schlafen da waren, hatte dies auch recht problemlos geklappt. Dumm nur, dass sich Zwei Franzosen in „unserem“ Zimmer erwischen haben lassen. Daraufhin wurden die Besucherregeln erneut verschärft (Gäste nun komplett verboten, statt wie bisher eine Stunde zwischen 11 und 17 Uhr...) und unsere Matratzen aus dem Zimmer geschmissen. Und da uns offenbar auch noch eine dort wohnende Asiatin verpetzt hat, können wir das nun sowieso komplett knicken. Nun sind wir also wieder obdachlos. Gepäck haben wir ohnehin nicht mehr viel, weil der Manager unsere großen Rucksäcke offenbar weggeschmissen hat. Schon ärgerlich, aber da das war in meinem Fall eh nur der kaputte Rucksack mit all dem Kram, welchen ich sowieso nicht brauche. Sprich die überzähligen T-Shirts und alte Bücher. Ahja, und dein Crusher, Nico. Aber da wir Zwei Wochen dort für Lau hausen konnten und Morgen auch schon das Zweite Gehalt bekommen und dann wieder richtig flüssig sind, ist das zu verschmerzen.

Freitag konnten wir vorübergehend in Nils' Bulli schlafen und da wir heute spontan frei hatten sind wir gestern Abend direkt zu einem etwa 80km entfernten See gefahren. Zumindest war das so geplant. Da es schon dunkel war haben wir (der Atalanta-Ultra, ein Engländer, Martin und ich) die passende Abfahrt nicht gefunden und dann einfach an der Straße auf die anderen gewartet, die wohl Probleme mit dem Auto hatten. Handys funktionieren im Outback auch nicht und so haben wir den Abend einfach an einem kleinen Parkplatz verbracht. War aber trotzdem ziemlich genial mit reichlich Bier, Essen und was man sonst noch so für einen gemütlichen Abend braucht, mitten im Outback unter dem kranken Sternenhimmel am Lagerfeuer zu sitzen. Das Zelt hat sich leider nicht von alleine aufgebaut, weshalb wir irgendwann einfach in den Sitzen eingeratzt sind. Am Morgen haben wir den See dann gefunden und da weitergemacht, wo wir am Abend zuvor aufgehört hatten. Nur das wir nun auch noch zusätzlich von den bis zu 11 Meter hohen Klippen ins kühle Nass springen konnten. Das war seit langem mal wieder ein Wochenende nach meinem Geschmack!

Nun ist es aber leider wieder vorbei... Kein Plan, wo wir die nächsten Tage schlafen und dazu ist es auch noch möglich, dass uns bald die Arbeit ausgeht. Es ist also mal wieder alles ungewiss. Genau wie die weiteren Reisepläne allgemein. Physisch habe ich mich eigentlich recht schnell an die Arbeit gewöhnt, psychisch aber noch lange nicht. Und das habe ich auch nicht vor. Jeder Tag ist derzeit eigentlich die reinste Zeitverschwendung und es nervt einfach nur tierisch hier zu sein. Dazu kommt, dass ich bis Weihnachten die 88 Tage eh nicht voll bekomme und es auch keinen Sinn macht, hier Zwei Wochen einfach so herum zu sitzen oder irgendwo anders das Geld zu verprassen.



Donnerstag, 20. Oktober 2011

Karratha – Welcome to hell!

Der Samstagmittag war ein denkbar ungünstiger Tag zur Ankunft, weil die Arbeitsagenturen geschlossen hatten und man in der Stadt eigentlich kaum etwas unternehmen kann, was nicht mit Arbeit zusammenhängt. Stadt ist auch übertrieben. Ich glaube es sind knapp über 10.000 Einwohner, es fühlt sich aber wie das absolute Kleinkaff an. Ja, die Stadt ist letztendlich genau so beschissen, wie ich es mir vorgestellt hatte! Die einzige positive Nachricht ist, dass die Übernachtungsfrage doch nicht so das unlösbare Problem darstellt. Zum einen hatte Nicki uns für eine Woche eine Unterkunft in einem Haus organisiert, was wir dann aber leider wieder absagen mussten, weil wir die Kohle dafür gar nicht hatten. Zum anderen, und das ist derzeit eh viel besser, pennen wir derzeit einfach für lau im ehemaligen Hostel. Bis vor ein paar Monaten war dies noch die einzige kurzfristige Übernachtungsmögklichkeit und stets ausgebucht. Bis McDonalds das ganze Hostel gemietet hat und nun nur noch Leute dort pennen lässt (natürlich gegen Bezahlung -35$/Nacht) die auch für McD knechten. Da das Hostel die einzige Möglichkeit ist hier am Anfang ein Dach über den Kopf zu haben sind die meisten darauf angewiesen. Geschickter Schachzug um den Neuankömmlingen den Job aufzuzwängen und ein „schönes“ Beispiel für die kranken Machenschaften dieses Weltkonzerns, welches sicherlich nicht grundlos eines der „erfolgreichsten“ Unternehmen der Welt ist. Die Asiaten werden hier wohl direkt aus Taiwan und Co eingeflogen und dann richtig verheizt. Kapitalismus in Perfektion! Nun sind stets ein paar Betten leer, was uns ganz gut in die Karten spielt. Auch wenn der Manager etwas nervt und wir statt der Tür immer öfter den Zaun als Ein- und Ausgang nehmen und auch recht früh aufstehen müssen, um nicht entdeckt zu werden. Aber passt schon, derzeit ist es Nachts eh noch recht frisch und man könnte notfalls auch irgendwo den Schlafsack ausrollen... Die meisten Leute machen auch einen korrekten Eindruck. Sieht man mal von dem Engländer ab, der uns wegen Martin's Fußgeruch mitten in der Nacht total hysterisch geweckt hat. Am Montag begann dann die Jobsuche. Anfangs haben wir uns bei den unzähligen Agenturen angemeldet und später sind wir dann von Tür zu Tür gezogen um nachzufragen. Dank der Minen sind die Löhne in dieser Region überdurchschnittlich hoch und Jobs allgemein einfacher zu finden. Bei den Fastfoodketten könnte man wohl von einen auf den anderen Tag anfangen, für die besser bezahlten Jobs muss man trotzdem etwas warten. Diese Warterei nervt in dieser beschissenen Stadt natürlich noch viel mehr als anderswo. Statt mit den Freunden nach Athen zu fahren, verschwenden wir also hier unsere Lebenszeit... Das nervt schon gewaltig. Immerhin hat Martin derzeit einen ziemlich gut bezahlten Job in Aussicht und ich kann Morgenfrüh bereits als Gärtner für 30$/h anfangen und vermutlich 10-12 Stunden 7 Tage die Woche ackern. Fast noch besser als hier nur abzugammeln. Wobei ich diese Meinung Morgenmittag vermutlich revidieren werde. Aber nützt ja alles nichts...

Montag, 17. Oktober 2011

Mit dem Daumentaxi durchs Outback


Das letzte Wochenende konnten wir noch gepflegt für lau im Hostel pennen und am Montagmittag ging es dann endlich weiter. Mit dem Bus sind wir zu einem Roadhouse, wo wir dann den Daumen in die Luft gehalten haben. Fünf Stunden später und Zwei Lifts später (ein australischer Rentner im verdrecktesten Auto der Welt und eine in Australien lebende Neuseeländerin) waren wir dann im 300km südlich gelegenen Katherine. Schnell war klar, dass wir dort unser Nachtquartier aufschlagen mussten. Zuvor war der Verkehr schon sehr rar, und nun fielen auch noch die ganzen Autos und LKW's gen Süden und Osten weg, da wir Richtung Westen abbiegen wollten. Auf die einzige Straße die von Darwin nach Perth, der Hauptstadt Westaustraliens, führt. Klingt gut, aber da das nächste Dorf oder Roadhouse in der Regel 200-300km, und die nächst größere Stadt mit Broome etwa 1500km entfernt liegt, sind auch hier Autos eher Mangelware. Zumal Broome auch nur etwa 15.000 Einwohner hat.... Soviel zu den Distanzen und Größen hier. Einen Plan wo wir in Katherine schlafen sollten hatten wir nicht und das Angebot der beiden Aboriginiemädels, irgendwo bei ihnen zu schlafen, kam auch zu skurril herüber. Zumal es auch nur von der einen ausging, während die andere meinte, dass wir „bad guys“ wären. Als sich später folgender Dialog mit einem Aboriginie ereignete, wussten wir die vorherige Begegnung besser einzuordnen:
Sie: „Hey, how are you?“
Wir: „Good and you?“
Sie: „Good.. Where are you staying?“
Wir: „Down the street in the Hostel.“
Sie: „In a private room or in a dormitory?“
Wir: „In a dormitary.“
Sie: „Oh, then I cannot come... Do you have girlfriends?“
Wir: „Yes“
Sie: „Hm okay, good night!“
Ne ne, der Aboriginie-Länderpunkt ist nur etwas für ganz schmerzfreie... Wir griffen da lieber auf die gute alte Marianne zurück und hauten uns vor einer Arbeitsagentur einfach für ein paar Stunden aufs Ohr.

Am nächsten Morgen bekamen wir schnell einen Lift von einem älteren Kautz, der zu berichten wusste, dass er die Strecke bis Broome mal in Sechs Tagen getrampt und ein anderes Mal in Drei Monaten gelaufen ist. Wenn uns das Wasser ausgeht, könnten wir einfach am tiefgelegensten Punkt ein Loch graben... Das Wasser wurde nach einigen Stunden tatsächlich immer weniger und das obwohl wir die meiste Zeit eh nur im Schatten saßen, weil schlichtweg kaum Autos vorbei fuhren. Anstatt Löcher zu graben haben wir dann aber einfach einen Lift zurück in die Stadt genommen. In die Richtung hielt dann natürlich das erste Auto an... Am Stadtausgang waren wir dann genau so erfolglos. Zumindest hatten wir es aufgrund der Dunkelheit schon aufgegeben und saßen nur noch da um zu überlegen, wo wir pennen könnten, als ein Truckfahrer auf uns zu kam und fragte wo wir hin wollen. Da er uns schon länger hier stehen gesehen hatte, war er bereit uns beide mitzunehmen, obgleich er halt nur einen freien Sitz hatte. Im Endeffekt war die 500km-Übernachtfahrt natürlich der absolute Glücksgriff. Im letzten seiner Drei Anhänger (die Roadtrucks haben bis zu Vier Anhänger und kommen damit auf eine Länge von 50 Metern!) konnten wir uns dann während der Pause auf ein paar Rohren hinhauen und kamen am nächsten Morgen ausgeschlafen in Kununurra an.

Dort hatten wir recht schnell Zwei Trucker gefunden, die beide bereit waren uns bis nach Broome mitzunehmen. Wir mussten nur noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt warten und verließen uns fälschlicherweise darauf. Dumm nur, dass dem einen seine Karre verreckte, während der andere einfach nicht mehr auftauchte. Und unser vorheriger Fahrer wusste auch noch nicht, wann er weiter könnte. Theoretisch sind die Roadtrucks aber sicher die beste Option, zumindest wenn man alleine unterwegs ist. Trotz Verbot sind die meisten wohl bereit Einzelpersonen mitzunehmen und fahren dann auch ganz gerne mal 5000km oder so... Wir kamen am Abend noch mit einem Australischen Lehrer zum nächst entfernten Roadhouse, welches von einer etwa 400 Personen zählenden Aboriginiecommunity umgeben war. Da es bald schon wieder dunkel wurde, war dies dann auch die Endstation für den Tag. Wir bestaunten noch eine Weile das ziemlich krasse und nicht allzu weit entfernte Buschfeuer und hauten uns dann auf den Boden eines kleinen Unterstandes.

Die Nacht wurde erneut bestens verschlafen, sieht man mal von dem Büffel ab, der plötzlich direkt hinter uns am Grasen war. Am nächsten Morgen nahm uns dann ein älteres Camping-Ehepaar weitere 500km bis nach Fitzeroy Crossing mit. Eine deutlich größere Aboriginecommunity, aber trotzdem nicht mehr als ein kleines Dorf. Die einzigen Ausländer sind hier wohl ein paar Asiaten, welche im einzigen Supermarkt der Stadt und an beiden Tankstellen arbeiten, so wie einige australische Bauarbeiter. Kein Wunder, trafen wir später ein paar Reisende, denen aufgrund der Aboriginies vor einem Besuch in der Stadt gewarnt wurde. Krasse Scheiße. Wir saßen stundenlang auf einen Lift wartend in Mitten der ganzen Aboriginies und es gab eigentlich keinen Grund sich unsicher zu fühlen. Nicht einmal als die beiden 16-17 jährigen Gören sich einen Faustkampf unmittelbar vor mir auf der Straße lieferten, begleitet von einer Traube von etwa 50 Jugendlichen, die sich das ganze seelenruhig anschauten und erst ein schritten, als der faire Kampf im Haareziehen endete. Statt Gefahren gab es hier also höchstens interessante Einblicke ins Leben der Aboriginies, welche heute offenbar ein recht trauriges Dasein fristen. Nachdem sie von britischen Einwanderern, die Großteils Häftlinge waren und von der Regierung auf diese weit entfernte Insel abgeschoben wurden (oder „Entdeckern“, wie es aus unserer imperialistischen Sichtweise immer so schön heißt...“) jahrzehntelang verfolgt, ermordet und um ihren Lebensraum beraubt wurden, haben die nachfolgenden Generationen etwas mehr Rücksicht. Die Regierung zahlt den Aboriginies nun finanzielle Entschädigungen. Teilweise wurden sogar gewisse Gebiete den Aboriginies zurück gegeben, aber natürlich nur jene Rohstoffarme, die nichts Wert sind, sprich noch nicht weiter verkauft wurden. Herrliches und trauriges Beispiel zugleich um zu sehen, dass Geld in diesem verfickten System über allem steht... Die Aboriginies können und müssen nun nicht mehr Jagen und geben ihr bestes sich unserem Lebensstil anzupassen. Da sie aber auch nicht Arbeiten müssen und noch nichts von materiellen Sinnlosigkeiten halten, investieren sie ihre Kohle offenkundig Großteils in Alkohol. In der Praxis sieht das dann so aus, dass die Aboriginies komplett stinkend und lattenvoll in Zombi-ähnlichen Zuständen durch die Städte torkeln... Aber keine Sorge, es wird offenbar gut in die „Bildung“ investiert und ich bin mir recht sicher, dass die nachfolgenden Generationen früher oder später schon erkennen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, sein ganzes Leben lang für ein menschenverachtendes Privatunternehmen zu schuften und die Kohle nicht nur für Drogen, sondern auch für Statussymbole zu verprassen. Sprich sich endlich integrieren... Die einzig wirkliche Gefahr in diesem Kaff sind wohl die Krokodile, weil es unweit einen größeren Fluss gibt. Deshalb gestaltete sich die Unterkunftssuche etwas schwieriger. Auf der Ladefläche eines leeren Anhängers wurden wir aber fündig...

...und am nächsten Morgen freundlich von einem Mannsweib von Trucker geweckt. Kurz auf einem Campingplatz geduscht und die Essensvorräte aufgefrischt ging es dann wenig später mit Zwei älteren Frauen bis kurz vor Broome weiter. Am Ende steckten sie uns noch 20 Dollar zu, die letztendlich in eine Packung Kippen weiter investiert wurden, weil unser nächster Lift eine Spritbeteiligung (anfangs 30 Dollar) forderte. Alleine wäre ich da wohl nicht drauf eingegangen, zumal wir eh noch gut Zeit hatten, aber im Endeffekt war das der wohl beste Lift. Auch wenn wir uns auf die Rückbank quetschen mussten, weil Grey's Hund bereits den Beifahrersitz belegte. Dafür machten wir noch einen kurzen Stop an einem Strand und bekamen am Abend sein Zelt, nach dem wir noch mit einem schottischen Päarchen an einem kostenlosen Zeltplatz chillten. Gut ausgeschlafen setzte er uns schließlich am nächsten Nachmittag in Karratha ab, wo uns wenig später Nicki abholte. Und wo nun ein neues, wohl noch viel schlimmeres (Arbeits-)Kapitel beginnt...

Freitag, 7. Oktober 2011

Darwin. Hoffentlich zum letzten Mal!


Freitag bin ich zu Mardin ins Frogshollow Hostel gezogen. Die 25$ pro Nacht sind zwar etwas günstiger als bei den anderen Hostels und es ist dort auch etwas gemütlicher, aber das ist alles relativ. Das größte Problem bei den Hostels hier in Australien sind einfach die Leute. Alles genau die Menschen, bei denen man sich freut, dass man sie bei einer längeren und weiteren Reise nicht am Kopf haben muss. Aber seit dem man für die große Karriere Auslandserfahrung braucht, weil sich das ja super im Lebenslauf macht, sammeln sich diese Gestalten wohl hier in den Hostels... Und so gehören Zwei-stündliches aufstylen vorm hippen Clubbing zum Tagesproblem, während Gespräche mit den meisten Leuten nicht über dem Niveau von RTL und Bild möglich sind. Hach, habe ich diese Dummmenschen vermisst. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel... Zum Glück waren Mardin und Iriepathie's Marianne da, mit denen die nächsten Tage dann doch ganz gut herum gebracht wurden. Außerdem konnte ich die nächsten Tage für Lau im Hostel pennen. Anfangs einfach so, weil eh keiner einen Überblick hatte. Das ging nur einmal in die Hose, als irgendwann spätabends noch Zwei Leute eincheckten und das Zimmer damit komplett belegten. Inklusive "meinem" Bett. Der letzte Bus zum Flughafen war natürlich schon weg. Aber kein Ding, nach 40 Minuten Fußmarsch habe ich einen Lift bis direkt vor die Tür bekommen. Und sowieso. Ich habe zwar genau einen Monat am Flughafen gepennt, ihn dabei aber um Zwei Nächte mit minderwertigen Hostels betrogen. Die Zwei Nächte muss ich also noch nachholen ;-) Später konnte ich dann Mardins Bett übernehmen, da er für eine Woche gezahlt hatte, aber vorzeitig auf eine Mangofarm ist. Es ist schon krass zu beobachten, wie viele Jobs es auf einmal hier in Darwin gibt. Das liegt zum einen sicherlich an der Mangosaison. Noch entscheidender aber an der Tatsache, dass die Regenzeit vor der Tür steht und ziemlich viele Arbeiter die Stadt für diese Zeit, die neben Hitze von Unwettern und drückender Luftfeuchtigkeit geprägt wird, einfach verlassen. Statt zu Arbeiten habe ich indessen aber mal wieder gewartet um am Donnerstag und Freitag endlich einen Staplerschein zu machen. 500$ hat der Spaß gekostet und dürfte die Arbeitssuche wohl deutlich vereinfachen. Mit Staplerschein, White Card und noch ein wenig Kohle auf dem Konto bin ich nun also ganz gut für die Arbeitshölle in Karratha gerüstet.

Heute Abend kommt Mardin dann wieder in die Stadt und am Montag werden wir dann wohl endlich weiter ziehen. Nach Sechs Wochen wird es auch allerhöchste Zeit! Das Ziel ist Karratha, eine kleine Minenstadt im Nordwesten Australiens, und liegt mal eben 2636km entfernt. Ich freue mich schon auf die Fahrt. Wird sicherlich interessant, zumal wir Trampen und uns der Weg quer durch das Outback führt. Spannend geht es dann in Karratha weiter, weil wir noch nicht so recht wissen, wo wir übernachten können. Hostels gibt es dort keine mehr und die Mietpreise sind wohl kaum bezahlbar. Aber wird schon! Immerhin sind Jobs angeblich kein Problem und auch noch überdurchschnittlich bezahlt.

Samstag, 1. Oktober 2011

Anders als man denkt


So lautet nicht nur der Liedtitel eines genialen Lieds von Mono & Nikitaman, sondern diese Vier Wörter beschreiben den Verlauf der letzten Tage auch treffend. Das Gyros auf dem Mindilmarkt war tatsächlich der Hammer und traurigerweise eines der Highlights des bisherigen Australien-Aufenthalts. Außerdem gewann Olympic das torreiche Spiel tatsächlich knapp, ansonsten haute meine Vorschau aber nicht hin. Die Glaskugel bleibt also vorerst im Rucksack. Halb so wild, denn am Freitag klingelte das Handy und es meldete sich tatsächlich eine der Jobagenturen bezüglich Arbeit auf einer Mangofarm. Dreißig Minuten später rief dann auch schon Rob, der Farmer, persönlich an und erklärte mir die Details und versicherte sich, dass ich auch am Sonntagnachmittag tatsächlich dort eintrudel um am darauf folgenden Tag mit der Arbeit zu beginnen. Ist wohl eine kleine Farm irgendwo im nirgendwo 40km von Darwin und es gibt knapp 19$ die Stunde. Schlafen kann ich mit den anderen Leuten in einem Bus (!) wofür 12$ die Nacht vom Lohn abgezogen werden. Und verpflegen können wir uns in der Gemeinschaftsküche. Viel mehr weiß ich auch nicht, aber klingt nach eines der besseren Angebote, zumal ich ja derzeit eh keine Ausahl habe. Eine weitere Stunde später, Thomas und Ich waren gerade in Nightcliff am grillen, klingelte wieder das Handy und eine Stimme redete auf mich ein. Wow, ich dachte ja mich haut nichts mehr vom Hocker, aber das war der fürchterlichste Akzent den ich je gehört habe und irgendwie konnte ich, trotz klarer Leitung, kein einziges Wort verstehen. Erst eine Minute später, als ich ein „Hallo“ vernehmen konnte machte es Klick. Das ist gar kein Englisch, sondern schlichtweg Deutsch. Am Telefon war ein Mädel, welches Sonntag zur gleichen Farm fährt und den Auftrag hat mich mitzunehmen. Top! So einfach kann das gehen.

Samstag standen dann noch ein paar Einkäufe an und am Abend dann das große Finale zwischen Olympic und Casuarina. Ich erkannte wieder viele bekannte Gesichter, allerdings war es heute deutlich mehr los. Dürften sicher so 1500 Zuschauer gewesen sein. Viele aus dem Familien- und Freundeskreis, sicher 100 an der Zahl, waren in Rot-Weißen Trikots gekleidet und dazu hatten sie den Block mit vereinsfarbenden Luftballons geschmückt und sogar eine kleine Zaunfahne „Let's go Reds“ angefertigt. Und bei genauerem hinsehen erkannte ich auch die verblüffende Ähnlichkeit mit dem Olympiakos Piräus Logo. Das Olympiakos-Duplikat konnte dann auch tatsächlich noch ein 3:1 in einen 5:3-Sieg drehen. Die Gegner, Casuarina, übrigens eine weitere große Familie, nämlich alles Portugiesen. Naturgemäß deutlich weniger und leiser, dafür umso hinterfotziger auf dem Rasen. Rote Karten gab es dieses Mal, Dank des gutem Willen des Schiris, keine, dafür immerhin Acht Gelbe. Zum Ende des Spiels gab es dann sogar noch ein paar Griechische Gesänge aus etwa 150 Kehlen und die Jugendlichen hauten sich hinter der Tribüne aufs Maul, was zu einer Festnahme führte. Irgendwie hat das hier echt was, fernab dieser ganzen Kommerzscheiße. Total familiär, aber trotzdem mit viel Emotionen und des Sportes und Vereins wegen. Werbung gibt es hier ganz oldschool-mäßig nur in Form vereinzelter Werbebanden und die Trikos und Hosen von Olympic kommen sogar gänzlich ohne selbige aus. Und statt bescheuerter Gewinnspiele lässt man in der Halbzeit einfach die Kleinen auf einem verkleinerten Spielfeld gegeneinander antreten. So wie es das auch mal im Westfalenstadion vor den Spielen gab...
Ich sag's euch, in 20-30 Jahren wird das noch ein richtig heißes Derby! Praktischerweise liegt das Stadion in Marrara genau zwischen Darwin und Casuarina. Ich sehe es bildlich schon vor mir wie aus beiden Stadtteilen ein paar Tausend Fanatiker zum Stadion marschieren... ;-)

Am Sonntagmorgen dann Mardin, der mich wohl die nächsten Monate begleiten wird, am Flughafen getroffen und ihm kurz das wichtigste zu Darwin erzählt. Dann musste ich aber auch schon wieder weiter. Ganz schlechtes Timing... Das Hippie-Päarchen, beziehungsweise meine zukünftigen Arbeitskollegen, bestehend aus dem Engländer Ben und der Deutschen Marie, nahmen mich in ihrem bunten Van mit auf die Farm. Ganz nett und umgänglich sind sie ja. Ob der Business studierte Ben und Verfechter des Kapitalismus seinem Geschwafel von Peace und Love allein durchs barfuß herumlatschen und übermäßigen Drogenkonsum näher kommen wird, wage ich aber zu bezweifeln... Die Farm lag wie bereits erwähnt 40 Kilometer südlich von Darwin und somit schon mitten in der Pampa. So verwunderte es wenig, dass ich dort auch meine ersten Kangoros gesehen habe. Von den ganzen fiesen Spinnen und Schlangen, die dieses Land ja ach so gefährlich machen und die es hier tatsächlich reichlich gibt, fehlt aber immer noch jede Spur. Zum schlafen hatte uns Bob einen großen alten Bus, der zum Wohnmobil umgebaut war, bereitgestellt und ansonsten stand uns noch eine gut ausgestattete Freilicht-Küche zur Verfügung. War alles ganz nett gemacht und für 12$ die Nacht sicher ein sehr guter Deal. Zumindest für hiesige Verhältnisse. Dumm nur, dass wir nicht zum Vergnügen hier waren, sondern am nächsten Morgen direkt mit der Arbeit gestartet wurde. Zusammen mit einem erfahrenen Australischen Mangopicker und einer nervig lauten Maschine sind wir immer von Baum zu Baum gezogen und haben die annähernd reifen Früchte mit einer etwa Zwei Meter langen Schere gepflückt und in die Maschine geworfen und dort dann den Stengel abgeschnitten. Dabei mussten wir stets aufpassen den ätzenden Saft nicht ins Gesicht, sondern höchstens auf die Klamotten zu bekommen. Klappte bei mir auch groß teils, die anderen plagen sich nun mit braun gefärbten Händen und Verätzungen auf den Armen und im Gesicht herum. Deshalb ist es auch ratsam trotz der brütenden Hitze stets lange Klamotten zu tragen. Am ersten Tag war das alles noch ganz lustig. Am zweiten Tag Okay und ab Tag Drei habe ich dann angefangen die Scheiße zu verfluchen und mich gefragt wie ich so auf die 88 Tage kommen soll, die ich für ein Zweites Visum brauche. So auf jeden Fall nicht. Denn am Ende von Tag Vier gab es die Kündigung, mit der Begründung, dass ich nicht der richtige für den Job sei. Ausschlaggebend war die Tatsache, dass wir am Tagesende weniger geplückt hatten als die Jungs auf der Nachbarfarm, die pro Stunde bezahlt werden und so auf 30$/h kamen. Jo, da hat er recht. Für 18,92$/h, was zwar immer noch gut, aber hier halt auch einer der niedrigst möglichen Löhne ist, bin ich echt der falsche, wenn er absolute Akkord-Arbeit erwartet :-) Schade nur, dass er garantiert jede Menge anderer dummer finden wird... Das einzige was mich wirklich angekotzt hat war die Art und Weise. Das Ganze stand wohl schon etwas früher fest, da er schon Ersatz hatte. Aber anstatt mir das zu sagen, bevor ich am Abend zuvor noch einen Großeinkauf getätigt hatte um endlich/notgedrungen Kochen zu lernen, schob er irgendwelche erfundenen Gründe vor. Jetzt wissen wir aber auch, warum er Mardin nicht nachkommen lassen wollte... Die anderen beiden wussten dazu noch zu berichten, dass so spontane Kündigungen an der Tagesordnung sind. Na ja, wieder um eine Erfahrung und immerhin etwas Kohle reicher war ich am Freitag also wieder zurück in Darwin und bin für eine Nacht ins Hostel zu Mardin, der auch noch ohne Job ist.

So langsam nervt es hier immer mehr. Die erarbeitete Kohle reicht noch nicht für eine Karre oder Van, aber immerhin kann ich mir jetzt locker einen Staplerschein leisten und wir könnten theoretisch auch einfach weiter reisen. Mal schauen.

Donnerstag, 22. September 2011

Wenig Neues aus Darwin II


Trotz allem Ärgernissen stand erst mal das Wochenende an, auch wenn es aufgrund akutem Geldmangels nicht wirklich genutzt werden konnte. Was kann man hier in Darwin auch schon groß machen? Saufen und die naheliegenden Nationalparks besuchen (nur mit Karre), was beides doch recht kostspielig ist.
Das Halbfinale um den Sieg in der NTFL, einmal mehr im Darwin Football Stadium, war zum Glück für mich kostenlos und vor etwa den selben 200-250 Zuschauern wie in der Woche zuvor gab es ein spektakuläres 8:0 zwischen Oylmpic und Helenic zu bestaunen. Inklusive der obligatorischen roten Karte für eine Tätlichkeit, zwischen den beiden hitzköpfigen Griechischen Teams. Wobei der Schiri wohl normalerweise Rugby pfeift, ansonsten hätte er wohl die ein oder andere Rote mehr aus der Gesäßtasche holen müssen.
Den Sonntag bin ich dann mit meinem italienischen Freund, der immer noch ohne Arbeit war und woran sich bis heute auch nichts geändert hat, wieder zum Wasserpark. Fleisch und Kartoffeln mussten wir uns dieses Mal selber mitbringen, die vielen elektronischen Grills (wie im übrigen der ganze kleine Wasserpark) stehen aber allen zur freien Verfügung. Faire Sache und eine gute Möglichkeit so einen Sonntag zu verbringen.
Wie befürchtet stellte sich Anfang der Woche dann heraus, dass es wohl besser sei, komplett nach einem neuen Job Ausschau zu halten. Also die Sachen aus dem Spint geholt und mich Drei Minuten am Riemen gehalten um die Nutte von Chefin nicht zu beschimpfen und als Dank ihre Telefonnummer für eine positive Referenz für meinen Lebenslauf bekommen. So läuft das doch, in dieser verlogenen neuen (Arbeits-)Welt, oder?! Da die bescheuerten Mangos immer noch nicht reif sind, war die weitere Arbeitssuche natürlich mehr oder weniger aussichtslos. Na gut, alle paar Tage wurden schon Mal jeweils 10-15 Helfer zum Mangosammeln gesucht. Aber da haben die fleißigen Asiaten derzeit Vorrang. Seit dem der Kapitalismus auch in Asien angekommen ist, sind es nämlich nicht mehr wir Deutschen, die für ihr fleißiges Arbeitsverhalten bekannt und begehrt sind, sondern die kleinen Asiaten. Na, vielen Dank, dass es nun endlich noch dümmere Menschen (respektive menschliche Arbeitmaschinen) gibt :-)
Eigentlich halb so wild, so eilig habe ich es ja nicht wieder, da weiter zumachen, wo ich letzte Woche aufgehört habe. Theoretisch habe ich damit eh schon wieder genug gearbeitet für die nächsten Drei Leben... Und da am Mittwoch auch das Gehalt ankam, steht nach einem knappen Monat Australien sogar ein Plus beim Finanziellen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich derzeit verdammt sparsam lebe. Australien ist einmal mehr der Beweis, dass es sich in teuren Ländern letztendlich günstiger reist, als in den vermeintlichen günstigen, wo man Drei mal täglich Essen geht und Drei oder Zwölf Bier am Abend den Braten auch nicht weiter fett machen.

Wenn da nicht diese Sehnsucht nach Südamerika wäre. Der weitere Plan sieht so aus, dass ich ab Anfang Februar, wenn dort der Ball wieder rollt, in Buenos Aires bin und dann dort für ein halbes Jahr hinziehe um täglichen echten Fußball zu genießen und die Sprache zu lernen. Aufgrund dessen werden die Gästeblöcke der Zweiten Liga ja auch wieder renoviert. Vielleicht liegt's auch nur am Abstieg von River, aber wer weiß das schon so genau?

Bevor es weit ist ruft aber noch diese sogenannte Pflicht. Die eigentlich alles andere als eine natürliche Pflicht ist, der Mensch sich aber offenbar damit abgefunden hat, sie zu seiner Pflicht zu machen. Wie auch immer. Auf jeden Fall habe ich mir vor genommen Drei Monate auf dem Bau (oder in einem anderen dieser „speziellen“ Arbeitsfelder wie Minen oder Farm) zu arbeiten, um mir die Option auf ein Zweites Work and Holiday Visa offen zu halten und vor allem um genug Kohle auf dem Konto zu haben, um in Südamerika eine ordentliche Zeit, ohne diese komischen Pflichten, zu leben. Bevor wir allerdings nach Karratha können, dem Ort im Nordwesten des Landes, wo es angeblich das schnelle, wenn auch wohl keinesfalls leicht verdiente, Geld gibt, brauchen wir aber noch ein kleines Startgeld. Die Wohnungssituation ist dort wohl alles andere als einfach, weshalb wir eine Karre kaufen und selbige zu unserem Domizil machen wollen. Die Tatsache, dass ich auf einmal im Plural schreibe, liegt daran, dass Sonntagnacht Mardin nachkommt.

Da die nächsten Tage wohl ähnlich ereignislos wie die letzten werden kann ich sie eigentlich auch jetzt schon kurz zusammenfassen:
Den Donnerstagabend habe ich mir auf dem Mindilmarkt vom ersten Lohn einen großartigen Gyrosteller gegönnt. Am folgenden Tag bestand das Tageshighlight einmal mehr zwecks Nahrungsaufnahme mit Thomas zum Shoppingcenter zu latschen und mal wieder viel zu Lesen. Gleiches gilt für Samstag, nur mit dem Unterschied, dass am Abend das Finale zwischen Casuarina und Olympic auf dem Plan stand. Das Torreiche Spiel, welches von einigen Roten Karten überschattet wurde und beinahe aufgrund einer Massenschlägerei abgebrochen werden musste, gewannen die Griechen von Olympic knapp. Den Sonntag grillten Thomas und ich erneut im Wasserpark und in der Nacht riss mich Mardin aus meinen schönen Träumen.

Und falls wir dann keinen Job für 1-2 Wochen auf einer Mangofarm gefunden haben, dann findet ihr mich mit einer Glaskugel sitzend in der Fußgängerzone von Darwin!

Freitag, 16. September 2011

Im Dienste der Zinsknechtschaft


Das positive Vorweg: Ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass ich am Samstagnachmittag noch Fußball geschaut habe. Gleich Zwei Spiele der Northern Territory Football League fanden hintereinander im Darwin Football Stadium statt. Dem Stadion, an dem ich die Woche zuvor schon war. Was keinesfalls überrascht, da es offenbar keine Alternative gibt. Die NTFL ist auf dem Papier eine Staffel der nach Regionen aufgeteilten Zweite Liga und noch meilenweit vom Kommerzterror entfernt. Die Liga beschränkt sich auf den jeweiligen Bundesstaat und ist im Falle vom hiesigen Northern Territorry noch einmal in Drei Regionen unterteilt. Wobei derzeit nur hier im Norden (auch nur mit Fünf Teams) und im Süden gekickt wird, da es im Zentrum nicht genug Mannschaften gibt. Zuerst kickten die Griechen (Helenic) gegen die Italiener (Azzuri) und anschließend Olympic gegen Casuarina vor etwa 250 Zuschauern. Die Einwanderer stellen nicht nur einen Großteil der Spieler, sondern bringen auch gleich noch ihre Leidenschaft mit. Ständige Scharmützel auf dem Platz mit einigen roten Karten wegen Tätlichkeiten waren die Folge und auch auf den Rängen wurde ganz gut mitgefiebert. Das Highlight war der Grieche neben mir. Irgendwann ermahnte ihn dann einer der Australier, der wohl nur Kommerz-Events gewöhnt war, ob seiner rauen Wortwahl und fühlte sich dann sogar berufen den Sicherheitsdienst antanzen zu lassen. Letztendlich musste er mehr oder weniger aus dem Stadion flüchten. „What is your fucking problem, Malaka? This is football and if you don't like it just fuck off!“ Großartig!

Das war es dann aber auch mit den erwähnenswerten Erlebnissen. Seit Montag stehe ich jeden Morgen um 6:20 Uhr auf, dusche, und fahre dann mit dem Bus zur Arbeit, wo ich von 8 Uhr bis 16 Uhr dann vor mich hinvegetiere. Zusammen mit Vier Mädels (Zwei Australierinen, eine Irin und eine aus Hong Kong) bin ich den ganzen Tag in einem Lager gefangen. Die Weiber machen den Data Entry am PC und ich bin damit beschäftigt Kartons zu falten und die vollen Kartons dann zu einer Palette zu schleppen. Von Tag zu Tag wird es langweiliger und ich hasse den Job immer mehr. Anschließend zwecks Nahrungsaufnahme zum Supermarkt oder zum Red Rooster und dann wieder zum Flughafen, wo ich noch etwas mit Thomas schnacke (der immer noch erfolglos auf einen Job wartet...) und noch Zwei-Drei Stunden lese, bevor ich hundemüde ins Reich der Träume falle. Und wenn ich dann daran denke, dass ich nach den Zwei-Drei Wochen die der Job dauert, noch mal mindestens Drei Monate Arbeit vor mir habe (um mir die Option auf ein Zweites Work and Holiday Visa offen zu halten), dann wird mir ganz schlecht. Mit Leben hat das derzeit herzlich wenig zu tun... Das einzige was hilft, sind die fetten Erinnerungen an die letzten Monate und die nächsten Träume, welche ich mir von der Kohle zeitnah erfüllen werde. Freitag war dann endlich Wochenende und kurz danach meine Laune trotzdem so richtig im Keller. Die Chefin sagte noch, dass sie zwar noch nicht genau weiß, was ab Montag meine Aufgabe sein wird, aber da ich erst am Vortag nachgehakt habe, ob denn auch Anfang der Woche noch genug Arbeit vorhanden sein wird (haben den ersten Container weitesgehend bearbeitet und warten nun auf die nächste Lieferung), habe ich mir da keine weiteren Sorgen gemacht. Zehn Minuten später kam dann die SMS, dass ich in der kommenden Woche daheim bleiben kann, weil es nichts zu tun gibt. Nicht von der Chefin, sondern von meiner Jobagentur. So eine hinterfotzige Schlange. Diese komische Arbeitswelt wird mir weiterhin von Tag zu Tag suspekter... Konkret heißt das, dass ich nun wieder eine weitere Woche auf Arbeit warten muss und die Zeit auch nicht wirklich nutzen kann, weil das erste Gehalt wohl erst Ende nächster Woche auf meinem Konto eintrudelt. Und Dank der verlogenen Hinhalterei meiner Chefin werde ich so kurzfristig wohl auch keinen Arbeitsersatz finden...

Sonntag, 11. September 2011

Die letzten Tage in Freiheit


Argh, da war ich gerade in Palmerston (eine kleine Stadt, etwa 10km südlich von Darwin) angekommen, da meldet sich doch glatt die Trulla von der Jobvermittlung, dass sie nun noch gerne eine Referenz eines vorherigen Arbeitgebers möchte, obgleich ich den Job schon sicher hatte. Damit waren die Pläne nach Katherine zu trampen gestorben. Halb so wild. Da ich nun eh nicht mehr zwanghaft zwecks Jobsuche woanders hin musste, bin ich eh immer mehr ins Zweifeln gekommen, ob ich den kostenlosen Schlafplatz hier aufgeben soll... Da ich unterwegs bei meiner zukünftigen Arbeitsstelle vorbei gekommen bin direkt mal die Gunst der Stunde genutzt und die Umgebung abgecheckt. Tristes Industrigebiet, allerdings ein Camping Resort nebenan. Wäre eine Überlegung Wert gewesen dort zu campen. Bei 35$/Nacht um ein Zelt auf einem Stück Wiese aufzuschlagen, hatte sich das aber schnell wieder erledigt. Anschließend wieder Mal ins Hostel und für eine weitere Nacht eingecheckt, um endlich den Rucksack wieder los zu werden. Dann die Referenz im Internet organisiert und den Abend damit verbracht im Hostel zu kochen. Ich kann zwar nicht kochen, aber das störte weniger. Bei dem einfältigen Essen der letzten Tage braucht es quasi überhaupt keine Kochkünste um meinen Gaumen zu beglücken.

Den Freitag dazu genutzt, um meine Steuernummer aus dem Postoffice abzuholen und bei der Vermittlungsagentur einzureichen und neben einer längeren Internetsession in der Bücherei und einem Fußmarsch zum Fĺughafen war es das auch bald schon...

Den Samstag dann mal einen kleinen Rucksack gekauft und im Hostel umgepackt. Habe mich nämlich dazu entschieden die nächsten beiden Wochen weiterhin am Flughafen zu wohnen. Die Hostels sind die Kohle echt nicht wert und vom Flughafen dauert es in etwa genau so lang bis zur Arbeit, wie von der Stadt aus. Am Abend am Flughafen angekommen habe ich auch wieder Thomas getroffen. Die Cops haben ihm von seinem geheimen Campingplatz vertrieben und das Trampen nach Katherine hat sich auch schwieriger als gedacht gestaltet, weshalb er jetzt hier weiter auf einen Job wartet und solange ebenfalls im Flughafen wohnt. Soll ja nur noch Zwei-Drei Wochen dauern, bis die Mango-Saison so richtig beginnt... Kein Ding, in meinem Zimmer sind noch einige Betten frei. Schön meinen ersten Mitbewohner in der Flughafen-WG zu begrüßen!

Am Sonntag waren wir beide dann glatt von den Nachbarn zu einem Grillfest eingeladen. Nachbarn ist relativ, aber was sind mittlerweile schon 5-6km Fußmarsch? Dort angekommen beglückte uns dann irgendeine sinnlose Partei mit kostenlosen Bratwürsten und Getränken in einem kleinen Wasserpark. Endlich werden die Wahlgelder mal sinnvoll genutzt! Abends dann wieder mal auf meinem Lieblingssofa im Flughafen gechillt und diese Zeilen verfasst. Morgenfrüh beginnt dann das Arbeitsleben für mich!

Samstag, 10. September 2011

Was ein beschissenes Datum


Am 11. September 1973 stürzten die USA gewaltsam die demokratisch gewählte Allende-Regierung in Chile und errichtete dort eine bis 1990 anhaltende Diktatur. In den ersten Tagen dieses Putsches wurden etwa 3000 Menschen ermordet.   Öffentliche Gebäude wuden zu Konzentrationslagern umgebaut und mehrere Zehntausend Menschen  gefoltert und „verschwinden“ gelassen. Der Staatsterror hielt ganze 17 Jahre lang an.

Am 11. September 2001 wurden etwa 3000 Menschen während eines Terroranschlags auf das World Trade Center getötet. Dieses Verbrechen nutzte die US-Amerikanische Regierung um Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ihrer Freiheit und Privatsphäre zu berauben. Außerdem dient dieses Attentat dazu mehrere hunderttausend Menschen im Irak und Afghanistan zu töten und den Ländern ihre Rohstoffe zu stehlen. Der US-Imperialistische Terror hält bis heute an.

Mittwoch, 7. September 2011

Endlich (?) Arbeit!


Hätte ich mich mal besser nicht über die schlechten Kontrollen lustig gemacht. So startete der heutige Morgen doch direkt damit, dass auf dem Weg zur morgendlichen Dusche meine Nagelschere entdeckt und konfisziert wurde. Da ich nicht total verschwitzt zum Jobinterview erscheinen wollte, habe ich Sechs Dollar investiert um meinen geliebten Rucksack für die kommenden 12 Stunden im Flughafen-Schließfach einzusperren. Die Investition hat sich gelohnt, lief das Interview doch super. Wobei „Interview“ übertrieben ist. Es bestand eigentlich nur darin, dass ich die Angaben aus meinen Resume bestätigt habe und mir dann aus den Fingern saugen musste, bei welchem der ausgedachten Jobs aus meinen Lebenslauf ich annähernd etwas mit administrativen Tätigkeiten zu tun hatte. Der Hauptteil bestand letztendlich darin, an einem Computer binnen Fünf Minuten so viele Nummern wie möglich von einem Zettel zu kopieren. Und das hat offensichtlich recht gut geklappt, jeden Falls bekam ich gleich nach Auswerten der Ergebnisse die weiteren Unterlagen. Na, da sag noch mal jemand, dass meine dreijährige Pokerkarriere mir im weiteren Leben nicht weiterhilft! Kommenden Montag werde ich also nun für ein Krankenhaus „Data Entry“ (gibt’s dafür eigentlich eine Berufsbezeichnung?) betreieben. Die Arbeit ist leider auf Zwei-Drei Wochen à 38 Stunden pro Woche beschränkt, dafür aber mit 25$-Stundenlohn doch recht gut bezahlt. Zumindest für einen solchen Idiotenjob. Ist zwar noch nicht der Lohn den ich hier anpeile, aber derzeit kann ich nicht wählerisch sein und als Einstiegsgehalt ins Berufsleben geht das gerade so klar :-P Und ich bin mal gespannt wofür ich die Stahlkappenschuhe und das Neonorangene Arbeits-T-Shirt brauche. Ersteres habe ich mir in weiser Voraussicht in Vietnam für etwa 6€ gekauft und letzteres wird mir vom Lohn abgezogen. Die nächsten Stunden war ich dann damit beschäftigt die ganzen Zettel auszufüllen. Scheint wohl ein globales Problem zu sein, diese Bürokratie... Abends noch ein bisschen mit Thomas gequatscht, der bisher weniger Glück hatte und immer noch auf Jobsuche ist, und dann einmal mehr im Flughafen eingecheckt.

Dienstag, 6. September 2011

Wenig Neues aus Darwin


Der Job am Sonntag war ein Reinfall. Gemeinsam mit einigen anderen Backpackern sind wir letztendlich von Tür zu Tür gezogen um den Leuten ihr kostenloses Losticket zu übergeben, mit dem sie entweder 1000$ Cash oder eine kostenlose Reinigung ihres Teppichs, der Matratze, oder der Stube gewinnen konnten. Die 1000$ gab es natürlich nie. Dafür eine kostenlose Reinigung, falls die Familie genug Kohle hatte (verheiratet plus beide arbeitend) mit dem Ziel ihnen den entsprechenden Staubsauger für schlappe 4490$ aufzuschwatzen. Wir sollten pro gesammeltem Name + Telefonnummer + Schätzung ob genug Kohle 1$ bekommen und bei einem Verkauf noch mal 20$ extra. Mit ein bisschen Übung hätte man es sicher auf 20-30$ die Stunde schaffen können, aber es würde einige Wochen dauern bis wir die Kohle sehen würden. Im besten Fall... Das war auch der Grund, weshalb sich letztendlich jeder nach der Lunchpause aus dem Staub machte. Der andere Deutsche unter Vorwand von Kopfschmerzen, der Rest war einfach ehrlich. Das einzig gute an diesem vergeudeten Sonntagvormittag war die Tatsache, dass ich dort den den Italiener Thomas kennengelernt habe, der derzeit in einer ähnlichen Situation wie ich ist. Seine Anreise erfolgte auch über Asien, wenn auch zu 90% als Anhalter und deutlich langsamer (knapp Zwei Jahre war er schon unterwegs), dafür war er auch fast pleite und seit einer Woche erfolglos auf Jobsuche, weshalb er derzeit in der Nähe des Flughafens campt. Für reichlich Gesprächsstoff war an diesem Tag also gesorgt.

Am Montag bin ich dann wieder in die City. Mittlerweile scheinen hier mehr Backpacker mit Lebensläufen in der Hand durch die Stadt zu ziehen, als normale Fußgänger unterwegs sind. Dazu habe ich erfahren, dass die Mangosaison frühestens (!) nächste Woche beginnt. Damit war die Sache klar: Den Rucksack aus dem Hostel geholt und am nächsten Morgen würde ich dann die 300km südlich durchs Outback nach Katherine trampen. Ich war gerade nach gefühlt ewigen Fußmarsch – mit 15kg extra Gepäck auf dem Rücken macht das bei der Hitze echt keinen Spaß mehr – angekommen, da klingelte das Handy. Die gute Nachricht war, dass ich nun am Mittwoch Mittag ein Vorstellungsgespräch habe, die schlechte, dass ich also noch Zwei weitere Nächte am Flughafen ausharren muss und nun auch noch mein gesamtes Gepäck dabei habe.

Loswerden konnte ich den Rucksack leider nirgends in Flughafennähe, weshalb ich ihn mit zum nächsten Einkaufszentrum in Casuarina schleppen musste. Im Endeffekt war das dann aber irgendwo doch ein Glücksfall, hoffe ich zumindest. Als ich auf dem Rückweg an einer Bushaltestelle eine Verschnaufpause einlegte quatschte mich ein etwa 40-jähriger Einheimischer an. Soweit nichts ungewöhnliches, ist es in der Stadt doch noch das normalste der Welt mit Fremden zu schnacken. Als ich antwortete, dass ich nur eine Pause mache und auf dem Weg zum Flughafen sei, bot er mir an, bei ihm im Taxi ein Stück weit in die passende Richtung mitzufahren. Ein Taxi kam zwar nicht, dafür zahlte er mir den nächsten Bus, steckte mir noch einen 10er zu und versprach mir sich bei mir zu melden, sobald er einen Job für mich hat, beziehungsweise seine Stimme wieder gefunden hat. Der Gute hat nämlich gerade Zwei Tage Dauersuff hinter sich und konnte kaum noch sprechen. Den Rest des Tages habe ich dann damit verbracht im Flughafenklo meine Wäsche zu waschen und ihr auf einer Wiese beim trocknen zuzuschauen. Nur gut, dass ich in Vietnam meinen Büchervorrat erneuert hatte... Großartig war auch die Kontrolle zum Departure Gate, wo sich das Free Wifi und die Duschen befinden. Anders als die Tage zuvor wurde mein Nagelknipser bemerkt und sie wollten ihn sich genauer anschauen, ehe sie zum Entschluss kamen, dass er ungefährlich ist. Trotzdem musste der Rucksack ein weiteres Mal durch den Scanner geschoben werden, bevor es das entgültige Okay gab. Na, dann bin ich ja mal gespannt, wann sie endlich die Nagelschere finden, die mich schon seit Vietnam problemlos im Handgepäck begleitet...

Samstag, 3. September 2011

Broke and Homeless in Down Under



Der Flug war, wie es Flüge meist an sich haben, ereignislos. Ebenso die Einreise nach Australien. Für 270$ (1AU$ = 0,70€) hatte ich mir im Verlauf der Reise bereits das ein Jahr gültige Work and Holiday Visa gesichert, welches einen Tag später per E-Mail bestätigt wurde. Offiziell braucht man zusätzlich 5000$ Geldreserven und/oder zumindest einen Rückflug. Wird zwar selten bis nie kontrolliert, aber falls doch, dann hätte ich ein gutes Problem gehabt :-) Die Uhr wurde noch Mal einen ordentlichen Schub nach Vorne gedreht und obwohl es in Darwin schon bald Morgen wurde, befand sich mein Körper noch mitten in der Nacht. Folgerichtig also auf einer kleinen, aber dafür gut gepolsterten Bank, bis Mittag geschlafen. Die meisten Hostels waren ohnehin voll und da ich am Sonntag eh nicht fiel hätte erledigen können, bin ich direkt am Flughafen geblieben. Der Service tut sich aucch nicht viel. Hostel Airport bietet kostenlose Dusche und Wlan. Nur das Bett ist etwas kurz geraten und der Schlafsaal riesig. Im Hostel Youth Shack teilt man sich den Schlafsaal nur mit Drei weiteren und das Bett ist deutlich komfortabler, dafür ist das Internet nicht umsonst, obwohl man satte 31$ für die Nacht latzt. Der Blick in die Jobanzeigen war weder in der Tageszeitung, noch im Internet, wirklich viel versprechend. Aber das wird schon noch.

Frühmorgens bin ich dann etwa 40 Minuten Richtung City gelatscht und konnte von dort für die letzten 7-8km einen günstigen Stadtbus nehmen. Erster Anlaufpunkt war das Seafare Center, welches laut Wikitravel Einzelzimmer für 100$/Woche anbietet. Dürfte aber ein paar Jahre her sein, dass in der Ruine zuletzt ein menschliches Wesen für Geld übernachtet hat... Dann also im Youth Shack einquartiert um den Rucksack loszuwerden und eine Adresse zu haben um die weiteren Formalitäten zu erledigen: Sim-Karte organisieren, Bankaccount eröffnen und eine Steuernummer beantragen. Nun konnte ich endlich mein Resume (so nennt man hier den Lebenslauf, übrigens ohne Foto) komplettieren und ausdrucken um auf Jobsuche zu gehen. Abends im Hostel dann noch mit einem Holländer angefreundet, der mir dann auch gleich die ersten Kochschritte beigebracht hat, beziehungsweise mich letztendlich lecker bekocht hat :-P Für die Mahlzeit waren wir aber trotzdem direkt jeder einen Zehner los. So viel zu den Lebenshaltungskosten hier... Das Angebot ihm beim Leeren seiner mitgebrachten Rum-Flasche zu helfen musste ich schweren Herzens ausschlagen. Zum einen war ich hundemüde und zum anderen hatte die Jobsuche am nächsten Tag definitiv Priorität.

Von Dienstag an haben sich die Tage bis zum heutigen Samstagabend nun mehr oder weniger in eintöniger Manier wiederholt. Den Großteil des Gepäcks habe ich im Hostel gelassen und nur das nötigste in meinen Stoffbeutel gepackt, mit dem ich anfangs von Jobagentur zu Jobagentur gezogen bin, um mich dort zu bewerben. Dazwischen habe ich dann immer direkt bei diversen Geschäften, Firmen und Lokalitäten angeklopft und nach Arbeit gefragt – wohl der gängigsten Form hier einfache Jobs zu finden – und hier und da mal einen Lebenslauf gelassen. Außerdem gehört das morgige Prüfen der Stellenanzeigen in der Tageszeiten, sowie ständiges aktualisieren selbiger in sämtlichen Internetportalen zur täglichen Routine. Plus das checken der Aushänge an den schwarzen Bretts der Hostels. Derzeit sieht es aber alles andere als rosig aus und um das zu verstehen vielleicht zunächst mal ein paar Infos zur Stadt selber:

Darwin ist die Hauptstadt des Northern Territory, eines von Sechs Bundesstaaten in Australien, und eine der wenigen Städte hier im Outback. 130.000 Einwohner reichen aber bereits aus um sich den Titel „Größte Stadt“ im NT zu sichern. Und auf diese kleine Stadt kommen etwa Zehn riesige Hostels, von denen Sieben-Acht derzeit durchgehend ausgebucht sind. Die Stadt ist also gerammelt voll mit Backpackern und es scheint so, dass jeder probiert die Zeit bis zur Erntesaison der Mangos mit anderer Arbeit zu überbrücken. Und ohne perfektes Englisch (sind viele Engländer und Iren hier), ohne jegliche berufliche Erfahrungen, ohne Referenzen australischer Arbeitgeber (ganz wichtig hier) und ohne Führerschein sehen meine Chancen hier nicht so gut aus... Hinzu kommt, dass sich der Beginn der Mangosaison ständig nach hinten verschiebt. Anfang der Woche hieß es noch Ende der Woche, am gestrigen Freitag dann erst in Ein bis Zwei Wochen.

Eigentlich halb so wild, so heiß bin ich ja eigentlich nicht aufs Arbeiten.... Wenn ich nicht zeitnah wirklich darauf angewiesen wäre. Etwas Kohle habe ich zwar noch, allerdings brauche ich ja während der ersten Arbeitstage auch noch Geld für Unterkunft und Verpflegung. Der Sparmodus ist derzeit also angestellt, weshalb ich nun mehr oder weniger am Flughafen wohne und tagsüber zwecks Jobsuche mit dem Bus in die Stadt fahre. Das 1$-Baguette sind neben Kraneberger und dem 5$-Fastfood-Menü im Red Rooster und alten Bustickets derzeit meine besten Freunde :-) Die Jobsuche beschränkt sich mittlerweile auch nur noch auf Aushänge in Hostels und dem checken der Onlineanzeigen, dafür habe ich aber nun fast jede Ecke der Stadt erkundigt. Und ich muss sagen, dass es mir hier echt gut gefällt. Die Stadt kann einiges! Gut, vielleicht nicht die Stadt selber, da man hier außer für teuer Geld saufen und am Stadtstrand liegen, nicht all zu viel machen kann. Viel mehr sind es die super freundlichen und relaxten Einwohner, die hier ein angenehmes Klima schaffen. Apropos Klima... 35° und ständiger Sonnenschein :-)

Am Donnerstagabend brachte der Besuch des Wochenmarktes direkt am Strand, inklusive Livemusik, etwas Abwechslung und am heutigen Samstag kam ich sogar zufällig noch in den Genuss von Fußball! Wollte eigentlich nur zum Australian Football unweit des Flughafens, als in einem kleinen Stadion mit einer überdachten Tribüne für etwa 2000 Leute die Zweite Halbzeit Amateurfußball angepfiffen wurde. Klar, dass ich da zu einem der etwa 40 Zuschauer wurde um mir das Spektakel anzuschauen. Spektakel im wahrsten Sinne des Wortes. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso der Torschüsse zum 2:3 Anschluss in der 90. Minute über das gesamte Spielfeld rennt um eine sinnlose Tor-Jubel-Show abzuziehen, anstatt den Ball aus dem Netz zu fischen und zum Mittelpunkt zu tragen. Aber das kommt wohl davon, wenn der Fußball von klein auf kommerzialisiert wird. Anschließend war ich passend zum Anstoß, oder wie man es hier nennt, bei den Thunders. Australien Football ist wohl, neben Rugby, der Nationalsport Nummer Eins und mit vielleicht 8.000 Zuschauern war das Stadion auch fast voll. Der Sport ist eine Mischung aus Fußball, Handball und Ringen auf einem viel zu großen und dazu auch noch fast runden Spielfeld. 15 Minuten haben gereicht um zu erkennen, dass das nicht mein Sport ist.

Ahja am Freitag klingelte dann tatsächlich das Handy und mein Handy zeigte mir an, dass Scotty am anderen Ende der Leitung ist. Dummerweise hatte ich keine Ahnung mehr wer Scotty war, aber als er mich fragte, wo er mich am Sonntagmorgen abholen kann, damit ich ein paar Stunden für ihn arbeite, war es auch zu spät um nachzufragen. Muss die Nummer wohl aus einer der Anzeigen im Hostel haben und mich dort per SMS beworben haben... Auf jeden Fall holt er mich Morgen früh um 10 Uhr ab, hat 4-5h Arbeit (was auch immer) für mich und ich brauche nichts weiter als einen Hut (und normale Klamotten, hoffe ich mal). Vielleicht springt ja sogar noch etwas mehr Arbeit bei heraus. Ansonsten kann ich nur weiter täglich die Stellenanzeigen durchforsten, hoffen, dass das Handy erneut klingelt und vor allem darauf warten, dass die scheiß Mangos endlich reif werden.
PS an Oma und an alle anderen besorgten Mitleser: Keine Sorge! Verhungern tue ich hier so schnell nicht und ohne Arbeit würde ich wohl so oder so am Flughafen schlafen, ganz egal was der Kontostand sagt :-) Außerdem habe ich die Drei-Wöchige-Skandinavien-Tour vor ein paar Jahren mit einem ähnlichen Budget gemacht und hatte ein verdammt gute Zeit!

Montag, 29. August 2011

Die letzte Woche in Ho Chi Minh City


Die letzten Acht Tage meines Vietnam-Aufenthalts habe ich in der ehemaligen Hauptstadt Südvietnams verbracht. Die Stadt ist auch unter dem Namen Saigon bekannt, den sie bis zur Eroberung der Vietcong trug um dann nach dem Revolutinär Ho Chi Minh benannt zu werden. Mit geschätzten Acht bis Zwölf Millionen Menschen ist dies die größte Stadt Vietnams und zeitgleich auch die mit Abstand modernste. Schon krass, hier erinnert kaum noch etwas an das ursprüngliche Vietnam und die glitzernde Konsumwelt bestimmt längst das Denken und Handeln der (jungen) Menschen. Vietnam ist heute vermutlich an dem Punkt, an dem China in den 70ern stand. Man hat peu a peu die Gesetzte geändert und die offiziell kommunistische Partei agiert längst kapitalistisch. Immer größere Teile der Wirtschaft werden privatisiert und bei ausreichendem Schmiergeld dürfen es auch gerne ausländische Investoren sein. Viele beklagen die wachsende Schere zwischen Arm und Reich und die wenigen Gewinner dieses Systems zocken nun in modernen Shoppingmals Kriegsspiele an Automaten. Da fragt man sich echt wofür Zehntausende von Freiheitskämpfern der Vietcong und Millionen von Zivilisten eine Generation zuvor ihre Leben gelassen haben. Klar, allgemein steigt der (finanzielle) Lebensstandart. Die vielen Studenten, die oft im Park nähe des Touristen-Ghettos District 1 und dem Ben Than Market Touristen „auflauern“ um ihr Englisch zu verbessern, besitzen längst alle ein eigenes Motorrad und Blueberry. Beklagen aber zeitgleich, dass sie absolut keine Freizeit mehr haben und von ihren Eltern gezwungen werden, irgendwelche skurilen Wirtschaftsjobs zu studieren, an denen sie verständlicherweise Null Interesse haben. Und studieren heißt hier längst von Morgends bis in die Nacht, Wochenende inklusive. Die wenigen freien Stunden am Tag nutzen sie dann um im Park ihr Englisch weiter zu verbessern. Schöne neue Welt! Eigentlich wollte ich von hier aus noch mal an den Strand und ins Mekong Delta, war aber total reisemüde und habe es oft genossen lange in meinem schönen Hotel rumzugammeln. Meinen Geburtstag habe ich mit der Einheimischen Thao gefeiert. Sie hat mir mit dem Cafe Acoustic eine echt coole (Einheimischen-)Bar gezeigt und anschließend noch weniger coole Clubs nach westlichen Vorbild. War aber echt cool, bezüglich Party sicherlich der beste Abend seit Monaten. Außerdem wusste sie genau, was ich mir zum Ehrentag gewünscht habe. Die restlichen Tage habe ich dann oft mit der Studentin Phuong verbracht und einen Abend waren auch noch Zwei nette Schweizer dabei. Das Mädel stimmt mich immer noch nachdenklich. Total liebenswert und fröhlich und scheint von Lebensfreude fasst zu platzen auf der einen Seite, wenn sie aber von ihrem Leben erzählte, dann hätten sie (und ich) wohl am liebsten geheult. 20 Jahre alt und meist musste sie um Neun daheim sein. Sie wäre gerne Lehrer geworden, studiert aber BWL. Sie würde gerne Reisen, kann aber froh sein, wenn sie Abends mal 1-2 Stunden durch Ho Chi Minh laufen kann. Und alles, weil ihre Mutter das so will. Sie würde gerne einen Ausländer als Freund haben, aber das ist ein No-Go. Für ihre Mutter. Alkhol ist natürlich auch tabu, genau so wie Sex vor der Ehe. Erklären kann sie das zwar nicht, aber hat ihr ihre Mutter gesagt. Und auf die Frage ob sie das fair und vor allem sinnvoll findet, wohl wissend dass sie das selbige keinesfalls von ihrem zukünftigen Mann erwarten kann, da zuckt sie nur mit den Schultern. So sieht es wohl in fast allen Familien aus. Ansonsten habe ich mich noch mit den Angestellten im Hotel angefreundet und einem Ami der hier derzeit nen Freiwilligendienst absolviert. Wir wurden sogar zum Geburtstagsessen einer Angestellten eingeladen, sowie zu dem ein oder anderen Umtrunk nach Dienstschluss. Des Weiteren habe ich mich noch einen Morgen mit einer TEFL-Englischlehrerin getroffen und jede Menge interessante Dinge über diese Art von Arbeit erfahren. Die Stadt selber ist weniger sehenswert, vor allem da es schwer fällt dem Touristen-Viertel zu entfliehen. Nur das War Museum war ganz interessant und gab einen eindrückliches Bild über die grausame Geschichte des Landes. Außerdem ist es nirgends so schlimm mit der Touristenabzocke und die ganzen 40-60 jährigen übergewichtigen und „alleinreisenden“ Männer waren auch nicht schön anzusehen. Trotzdem, halt Dank der ganzen genialen Bekanntschaften, ging die Zeit viel zu schnell herum. Am Ende wurde es sogar noch recht stressig, da ich einiges für den kommenden Australien-Aufenthalt und der schnellen Jobsuche vorbereiten musste. So musste ich mir sogar das Pokalfinale am Samstag sparen. Dank des Regen (wie jeden Tag, hier im Süden ist Regensaison) und des geringen Stellenwertes des Pokals, werde ich aber nicht zu viel verpasst haben, denke ich. Der Wichser bei der Ausreise hatte noch sein bestens gegeben, ein paar Dollar aus mir heraus zu quetschen. So dauerte es ganze 30 Minuten, bis er mir endlich den Ausreise-Stempel in den Pass gehauen hat. Die Leute hinter mir in der Schlange waren natürlich genau so begeistert wie ich.... Ich bin schon ein wenig traurig, dass es jetzt weitergeht. Trotz der ganzen Kritik ist Vietnam ein cooles Land, auch wenn die besten Jahre sicherlich Geschichte sind. Traurig bin ich aber nicht in erster Linie weil ich nun das Land verlasse, sondern weil damit auch das Erste Kapitel zu Ende geht. Gute Drei Monate Reisen liegen nun hinter mir und es war mal wieder eine total geniale Zeit. Halt wie immer, wenn die Tage nicht von Pflichten dominiert sind, sondern man Morgens auspennt und dann macht, wozu man Bock hat. Nun ist es erst Mal vorbei mit dieser Freiheit. Die Geldreserven sind doch arg geschrumpft und ich werde mich schnell um einen Job kümmern müssen...