Mittwoch, 28. Dezember 2011

Wunderschönes Indonesien!


Am Montagabend bin ich also auf Bali, der indonesischen Urlaubsinsel Nummer Eins, gelandet. 25US$ mussten für das 30-Tages-Visum berappt werden und dann stand ich auch schon vor dem Flughafen und wurde, wie nicht anders erwartet, von etlichen Geldwechslern, Taxiafahrern und anderen Verbrechern belagert. Da ich wenig Lust auf mühsame Verhandlungen hatte, bin ich ein paar Meter aus dem Flughafen heraus und habe mich dann von einem Taxi für 20.000R (12.000R = 1€) zu einem Gasthaus (sauberes Doppelzimmer mit Bad und Frühstück für 100.000R) in Kuta bringen lassen. Noch schnell etwas gefuttert und dann gegen das Nachtleben und für das Bett entschieden.

Der Folgetag begann ganz entspannt, bis ich beim Mittagessen entdeckte, dass derzeit doch der Ball in Indonesien rollt. Das passte natürlich hervorragend, da ich noch nicht genau wusste, wo ich die nächste Woche verbringen würde. Nur nicht in Kuta, dem Haupttouristenort, so viel war klar. Kuta ist auf der Liste der nervigsten Plätze ganz, ganz weit oben... Bali verfügt über keinen Erstligisten, allerdings würde am Folgetag auf der Hauptinsel Java Fußball gespielt. 470Km, das soll ja machbar sein. Bevor ich weitere Recherchen anstellen konnte – ich wusste immer noch ziemlich genau Null über Indonesien – schmierte das Internet ab, weshalb ich mich einfach so auf den Weg machte. Eine Karte von Bali verriet mir den Namen des Fährhafens gen Java – Gilimanuc – und den Spielort hatte ich auch, das sollte genügen. Laut Auskunft der als Touristen Information getarnten Touranbieter und sämtlicher Einheimischer gebe es keinen öffentlich Verkehr in Kuta, aber jeder könnte mir natürlich ein Taxi oder ähnliches vermitteln. Ne ne, dann lauf ich lieber 20 Minuten, bevor ich aus dem Touristenstrip raus bin und wieder freundliche Menschen finde, die mich ins nächste Bemo (Minibus) nach Denpasar setzen. Dort stand der Bus bis zur Fähre bereit, so dass ich dort am Abend ohne große Zeitverschwendung ankam. Die Fahrt war ein landschaftlicher Traum und es scheint so, als wäre Bali, abseits von Kuta und Co., doch eine recht sehenswerte Insel. Wie auch immer, Zwei Leute aus dem Bus wiesen mir den Weg auf die Fähre und während der stündlichen Überfahrt fand sich ein englischsprachiger Einheimischer, der mich mit etlichen Informationen für die Weiterfahrt versorgte. Auf der anderen Seite angekommen beschloss ich mein Nachtlager aufzuschlagen. Das Schild „Beach Hotel“ sah etwas zu teuer aus, aber Fragen kostet bekanntlich nichts, und stellte sich als die richtige Entscheidung heraus: Das günstigste Zimmer mit kalter African-Style Dusche (Becher zum über den Kopf schütten) gab es für 30.000R. Da wurde natürlich direkt eingeschlagen und nach einer Mahlzeit am Straßenrand (10.000R inkl. Getränk) ging es ins Reich der Träume.

Schließlich erwartete ich um Fünf Uhr Morgens geweckt zu werden. Das haben die Ottos natürlich vergessen, aber meine, noch arbeitsgeschädigte biologische Zeituhr riss mich nur eine Stunde später von selber aus dem Schlaf. Der Verkehr ist ein absolutes Chaos. Autobahnen sind Fehlanzeige, es gibt einzig einspurige Straßen, die fast ausschließlich durch kleine Dörfer führen und die von Bussen, jeder Menge Rollern und Fußgängern geteilt werden müssen. Da fällt es nicht schwer zu glauben, dass Java die am dichtesten besiedelte Insel der Welt ist. In der Konsequenz brauchte ich für die verbliebenen 270km geschlagene Zehn Stunden bis nach Malang. Am Busbahnhof schnell aufs Motorradtaxi aufgesprungen und mit 30 Minuten Verspätung im reinen und werbefreien Fußbalstadion von Arema angekommen:

Das Ligasystem ist komplett verwirrend, da es seit dieser Saison Zwei separate Ligen gibt. Die IPL (Indonesien Premier League) wurde neu gegründet und hat kurzerhand die ISL (Indonesien Super League) als führende Fußballliga abgelöst. Einige Vereine, wie auch Arema, haben sich kurzerhand geteilt, und spielen nun in beiden Ligen mit. Klingt verwirrend – ist es auch. Arema hat den Ruf die besten Fans des Landes zu haben, dafür war ich heute etwas enttäuscht. Mit 15.000 Zuschauern war dieses bedeutungslose Spiel zwar recht gut besucht, aber etwas mehr als 150 singende Ultras hatte ich mir doch erhofft. Obgleich diese 150, zugegeben sehr junge Fanatiker, einen super Auftritt aufs Parkett legten. Die restlichen Stadionbesucher wollten sich leider nicht einmal mehr zum Mitsingen animieren lassen, als die Gastgeber das Spiel noch zu ihren Gunsten drehten. Wie auch immer, für asiatische Verhältnisse war das trotzdem okay. Dies war wohlgemerkt ein Spiel der neuen IPL. Verglichen mit dem Gastauftritt von Arema bei Gresik in der alten ISL ein paar Tage später, lässt dies den Schluß zu, dass ein Großteil der Fanatiker beim alten Verein bleiben. Obgleich mir wirklich jeder befragte versichert hat, dass er beide Vereine gleichermaßen unterstützt. Letztendlich gewann Arema das Spiel 2:1 gegen die Gäste aus dem Nordosten des Landes, PSMS, von denen keiner mitgereist war.

Die Hotelsuche gestaltete sich etwas schwierig, weil die ersten beiden Anlaufstellen ausgebucht waren, so dass ich erst im dritten Anlauf für überteuerte 100.000R fündig wurde. Und wieder ab ins Bett. Bisher hatte ich neben Bussen, Betten und dem einen Spiel noch nicht viel gesehen und wusste immer noch herzlich wenig darüber, wo ich mich überhaupt befand.

Das änderte sich dann aber schlagartig am nächsten Tag. Etwas Internetrecherche und ein ausführlicher Spaziergang durch die Stadt gaben mir einen ersten, verdammt positiven Eindruck, von diesem Land. Letzteres wurde später mit einer im Hotel kennengelernten Südafrikanerin wiederholt. Die Gute war schon seit Fünf Jahren unterwegs und es tat verdammt gut, mal wieder mit ähnlich gepolten Reisenden zu schnacken. Mit dem Versprechen, nach dem wir beide die ganz Welt bereist haben, gemeinsam am schönsten Ort der Welt ein Hostel zu eröffnen, verabschiedeten wir uns am Folgetag wieder in verschiedene Richtungen.

Mein Ziel war das 90km nördlich gelegene Surabaya, mit 2.7 Millionen Menschen die Zweitgrößte Stadt des Landes. Der Zug brauchte „nur“ gute Drei Stunden und kostete gerade mal 4.500R und bekam deshalb natürlich den Zuschlag. Unterkünfte in den großen Städten scheinen deutlich teurer zu sein, aber für 100.000R bekam ich auch hier ein wirklich gutes Zimmer inkl. Frühstück in zentraler Lage. Anschließend mal zur Touristeninfo, was sich kurz danach als überflüßig herausstellte. Nebenan war nämlich eine Deutschland-Ausstellung vom Goethe-Institut und die hübsche Wida führte mich nicht nur durch selbige, sondern zeigte mir in den kommenden Tagen auch den Rest der Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Sinne gibt es nicht, aber all die neuen Eindrücke, das leckere Essen und die super freundlichen Menschen, sind ohnehin tausend Mal interessanter, als irgendwelche tollen Gebäude, von denen man Drei Fotos schießt und dann meint, die Stadt gesehen zu haben.

Das Highlight war auf jeden Fall der Fußballbesuch im benachbarten Gresik. Wida bestand darauf mit dem Verkehrsmittel Nummero Uno, dem Roller, zu fahren und gab auch nicht nach, als es kurz nach Abfahrt ziemlich übel zu schütten anfing. Anfangs stellten wir uns noch unter und konnten nur zusehen, wie in den Straßen binnen Sekunden das Wasser knie hoch stand. Die Einheimischen ignorierten dies entweder, oder im Falle der ganzen Kids, fanden gefallen an der Möglichkeit, im Chaos zwischen Rollern, Bemos und LKW's zu plantschen und sich von den Fahrzeugen durchs Wasser ziehen zu lassen. Na ja, sauberer als die Flüsse dürfte diese Art von temporären Fluß mit Sicherheit gewesen sein. Der Anstoß rückte näher und es war noch eine Stunde zu fahren, weshalb wir irgendwann die Schuhe auszogen und ebenfalls durchs Wasser „fuhren“. Total durchnässt kamen wir 30 Minuten vor Anstoß am Stadion an und ich staunte nicht schlecht als ich sah, was hier los war. Ordentliches Gewusel und 80% der Leute in gelben Ultras-T-Shirts. Das 25.000 Zuschauer fassende Thri Dhama Stadion war rappelvoll, Ultras Fahnen im ganzen Rund und dazu 600 Fans aus Malang im Gästeblock, in dessen nach und nach noch weitere vereinzelte Fans hinein kletterten. Wie auch immer sie das angestellt haben, da der Rand der Kurve sicherlich 25 Meter über dem Erdboden liegt. Beide Kurven machten auch sichtbar ganz gut Dampf, zwischen ein paar Hundert und ein paar Tausend im Heimbereich, und durchgängig locker 95% der Leute im Gästeblock, was aber leider meist nur optisch erahnbar war. Grund dafür, die unzähligen Tröten, vor allem auf der einzig überdachten Haupttribüne, auf der wir uns befanden. Argh, ohne diese Mistdinger, wäre es echt ein richtiger Knaller gewesen, so konnte das meiste leider nur erahnt werden. Geil auch, als es Mitte der ersten Halbzeit wieder richtig extrem anfing zu regnen, was sich dann auch über den weiteren Spielverlauf fortsetzte. Die sonst bekannte und befürchtete Abwanderwelle auf den Tribünen blieb aber aus. Keiner rührte sich, im Gegenteil, es stachelte die Leute nur noch mehr an. Vor allem die Jungs von Arema. Wahnsinn, was die da im Gästeblock fabrizierten, obwohl sie auf dem Platz total untergingen (im wahrsten Sinne des Wortes, in Deutschland hätte man das Spiel aufgrund der Wassermassen längst abgebrochen...). Wundeschönes Tifo, dazu auch Zwei fette Pyroshows, erinnerte stark an Italien. Dazu einige bekannte Melodien aus Argentinien, und einige unbekannte, allerdings nicht weniger, schöne Melodien. Und das ganze getragen vom ganzen Block. Ohne scheiß, diese 600 Fanatiker tragen ihre Ultras-Shirts mal sowas von zu Recht, die bräuchten sich vor keiner Fanszene verstecken! Bleibt nur zu hoffen, dass ich den Mob noch mal ohne nervige Tröten der Heimfans bestaunen kann.

Am nächsten Tag gab es noch ein wenig Gesichte und Kultur, was hier durchaus interessant ist. Das alte Spiel. Erst kommen die Kolonialmächte, in diesen Fall Japan und die Niederlande. Dann wurden diese, von den einheimischen Freiheitskämpfern bezwungen und bevor sich die USA anschauen, wie eine Nation wirklich Freiheit erreicht, finden und finanzieren sie lieber eine Marionette, die ihre Wirtschaftsinteressen durchsetzt. In diesem Fall Suharto der durch einen Militärputsch, der etwa eine Millionen Menschen das Leben kostete, an die Macht kam. Aber dafür können wir heute in unzähligen modernen Malls shoppen gehen, ist doch auch was feines! Begleitet wurde die Stadtführung mit einigen Fotosessions. Viele Ausländer scheinen sich hier nicht hin zu verirren, gepaart mit dem asiatischen Fotofetishismus, könnt ihr euch ja nun selber ausmalen, was das für mich zur Folge hatte. Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben, 1000R fürs Foto nehmen und auf die Arbeit in Karratha scheißen?! Und das war's dann auch schon mit meinem Aufenthalt in Indonesien. Was ein geiles Land! Würde ich in Bangkok nicht so viele Freunde treffen, dann hätte ich glatt auf den Weiterflug von Bali nach Bangkok geschissen und wäre erst Mal ein paar Wochen hier geblieben. Aber das läuft ja nicht weg, bevor es zurück nach Australien geht, werde ich hier noch einige Zeit verbringen und das ein oder andere Fußballspiel mitnehmen, so viel steht fest. Ausführlich von Wida verabschiedet und letztendlich erst den 18h, statt den geplanten 14h Direktbus nach Denpasar genommen. 140.000R kostet der Spaß, etwas teurer, als das ganze zu stückeln, dafür aber auch ein paar Stunden schneller und kein nerviges Umsteigen mitten in der Nacht. Mit einem Balinese den Lift nach Kuta geteilt und von ihm dann die wenigen Meter zum Flughafen gebracht worden, wo ich auch nicht viel später hätte eintrudeln dürfen. 150.000R Ausreisegebühr mussten noch berappt werden und kurz darauf saßen Nicki und ich, auch schon im Flieger. Perfektes Timing von uns beiden, eher semi-perfektes Timing von Julian, der am Vorabend noch mit Nicki in Kuta Feiern war und eigentlich den selben Flug nehmen wollte, aber offenbar verpennt hat?!

Freitag, 16. Dezember 2011

Zurück im Leben


Mit den üblichen Hilfsmitteln verlief die Fahrt durchs Outback wie im Fluge und am Abend kamen wir endlich im kleinen Stranddorf Coral Bay an. Der kleine Supermarkt hatte leider schon geschlossen, wir fanden aber doch noch etwas günstiges zu Essen und für stolze 45$ auch noch eine Kiste Bier. Der coole Abend endete dann auch noch richtig bequem in einem ehten Bett, da wir kurzerhand ein mehr oder weniger offenes Fenster zu einem leeren Schlafraum im eigentlich überteuerten Backpackers fanden... Nils verabschiedete sich am nächsten Morgen nach Perth, ich blieb letztendlich noch Zwei weitere Nächte hier und genoss die Ruhe an diesem schönen Strand. Weit weg vom Lärm und Streß in Karratha, zumal ich eh noch etwa 10 Tage Zeit hatte, bis mein Flieger von Perth abheben würde. Den ersten Tag war ich sogar zu faul zu schwimmen. Es tat einfach richtig gut, mal gar nichts zu machen. Jetzt kann ich fast verstehen, warum die meisten Deutschen ihre kostbaren 30 Urlaubstage im Jahr dazu nutzen an mittelmäßigen Stränden im Mittelmeer zu gammeln und sich die Birne wegschütten, anstatt ihren Horizont zu erweitern... Unser Kurzaufenthalt im Backpackers muss im nach hinein wohl aufgefallen sein, weshalb ich die nächsten beiden Nächte mit dem Schlafsack direkt am Strand schlief. War ja klar, dass der eigentlich heiß ersehnte erste Regenschauer seit August ausgerechnet in einer dieser Nächte kam, weshalb ich dann doch noch mal für ein paar Stunden ins Backpackers flüchten musste. Irgendwann wurde es dann aber doch etwas öde, weshalb ich eines Morgens wieder an der Dorfausfahrt stand und meinen Daumen in die Luft hielt. Viel Verkehr war ja nicht, genau genommen verließen vielleicht etwa 5-10 Fahrzeuge jeden Vormittag den Strand. Und das dazu auch noch in Zwei verschiedene Richtungen. Aber das Glück war mal wieder auf meiner Seite und nach etwa 20 Minuten drehte eine Familie mit dem Fahrtziel Perth dann doch noch für mich um. Da muss ich mich wohl bei der 20-jährigen Georga auf dem Rücksitz bedanken, die bei Papa ein gutes Wort für meine Mitnahme eingelegt hat. Aber was soll ich sagen. Ich interessiere mich weder fürs Shoppen, noch für australische Soaps, weshalb es wohl nicht zu einem Wiedersehen kommen wird. Dagegen ist die deutsche Durchschnittsfrau ein richtiger Intelligenzbolzen... Anstatt den Direktlift nach Perth wahrzunehmen, ließ ich mich 300km, und einer Menge toter Kangaroos am Straßenrand später, in Carnarvon herausschmeißen. Viel gab es in Australiens Bananenstadt Nummer Eins nicht zu sehen, weshalb sich mein Aufenthalt aufs Einkaufen von Proviant beschränkte. Anschließend war es gar nicht so einfach einen Lift zu finden. Hauptgrund wieder der, dass die nächste Stadt ein paar Hundert Kilometer entfernt liegt und fast alle Morgens losfahren, um nicht im dunkeln fahren zu müssen, um Unfälle mit Kangaroos und Kühen zu vermeiden. Irgendwann hielt dann aber ein Trucker an der Tanke. Meine Frage, ob er mich mitnehmen würde, wurde mit der Gegenfrage: „Do you have good drugs?“ beantwortet. Obwohl ich dies verneinen musste, willigte der total zugehackte Typ nach etwas zögern ein. Er kommt wohl direkt aus Karratha und fährt mehr oder weniger bis nach Perth durch. Also mal eben 1700km ohne Pause. Klar, war er nun etwas müde, aber nachdem er sich noch schnell etwas Speed geraucht hat, konnte es weitergehen. „Don't worry, we are quiet safe“. Recht hat er, in diesen riesigen Roadtrucks gibt es eigentlich nichts, was man befürchten müsste. Ich ließ mich Zwei Roadhäuser weiter in der Nacht absetzen und haute mich dort unmittelbar auf eine Bank zum schlafen.

Am nächsten Morgen habe ich mich dann am Anfang der Abzweigung gen Shark Bay gestellt und gewartet. Ganze Zwei Stunden hat es gedauert, ehe ich im Auto einer älteren Frau saß, die mich bis ins Stadtzentrum genommen hat. Andererseits war das aber auch direkt das fünfte Auto, welches an mir vorbei ist. Drei waren voll, Zwei davon hielten sogar kurz an, um mir dies mitzuteilen. Im Endeffekt ist Trampen also total einfach, das Problem ist allein der wenige Verkehr. Aber ich stehe lieber etwas länger in der Natur, als das in der Großstadt Autos um Autos ignorant an mir vorbei rasen... Der Tag in Shark Bay war ein Reinfall. Zur passenden Jahreszeit kann man hier wohl Riffhaie in der Bucht bestaunen, ansonsten ist aber echt der Hund begraben. Am Abend wurde dann immerhin eine Ladung Touristen mit einem „Adventure“-Bus (organisierte Reise entlang der Westküste, offenbar für viele junge Urlauber die einzige Option zum eigenen Van) ins einzige Backpackers des Ortes gekarrt. Na ja, da wird sich immerhin wer zum saufen finden, dachte ich. Falsch gedacht. Zehn Minuten war ich im Hostel, da hat mich der Hostelbesitzer auch schon wieder heraus geschmissen. Nebenbei ist er auch noch der Ranger der Region, was ein Zufall. Deshalb sollte ich mich nicht nur aus seinem Hostel, sondern auch noch aus „seine Ort verpissen“, ansonsten gebe es neben der 300$-Strafe für den unerlaubten Hostelbesuch auch noch die 100$ fürs Wildcampen. Was ein Arschloch. Notgedrungen den restlichen Weinvorrat alleine herunter gespult und dann eine etwas besser versteckte Bank zum schlafen gesucht und gefunden.

Am nächsten Morgen ging es früh raus, da im 30km entfernten Monkey Mia bereits um 7:30 Uhr die groß angepriesene Delphin-Fütterung beginnen sollte. Ein Deutsches Trio hatte Einsicht und drehte um, nach dem sie schon einmal grüßend an mir vorbei gedüst waren, um mich doch noch in den hinteren Bereich ihres Vans einzuladen. Die 8$-Eintritt in das Strandresort konnte gespart werden, da dies eher nach dem Prinzip „Wir stellen einfach irgendwo ein Tickethäuschen auf und hoffen, dass wir wen doofes finden, der freiwillig bezahlt“ funktionierte und dann ging es auch schon los. Auf Kommando durften sich die etwa 50 Schaulustigen dem Strand nähern, an dem schon, wie jeden Morgen, einige Delphine darauf warteten, von einigen auserwählten einen Fisch ins Maul gelegt zu bekommen. Also doch wie im Zoo, aber eigentlich hatte ich es auch nicht anders erwartet... Noch eine Runde geschwommen und unter die Dusche die wenigen Klamotten gewaschen, da stand ich auch schon wieder auf der Straße. Ein in Australien arbeitendes Päarchen aus Neu Seeland (arbeitet überhaupt noch jemand in Neu Seeland???) nahm mich 50km mit und da stand ich nun mitten im Outback mit einem Liter Wasser im Gepäck. Wäre wohl schlauer gewesen, 20km vorher am Ortsausgang aus zusteigen... Als ich eine Stunde später schon damit begonnen hatte den Daum in beide Richtungen auszustrecken, hielt dann aber Matt, mein Direktlift bis nach Perth und einer der interessantesten Lifts überhaupt. Geboren war er in Afghanistan und mit 16 Jahren ist er von der Taliban geflohen. Vater hat ihn bis nach Pakistan bringen lassen, dort war er mit 2000$ in der Tasche auf sich alleine gestellt und hat sich irgendwie ohne Englischkenntnisse bis nach Australien durchgeschlagen und sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Was die Probleme in Afghanistan sind? Die Religion und die USA, inklusiver ihrer unterworfener Handlanger (Schönen Gruß in die kalte BRD...)! Klar, auch die Taliban, wobei diese bekanntlich (schön wär's...) eine Erfindung der Vereinigten Staaten. Einst um gegen den russischen Feind zu kämpfen, heute als Grund für US-Militärbasen im Nahen Osten. Für Gesprächsstoff war die nächsten 800km also gesorgt und oben drauf grillte Matt für uns noch ein typisch afghanische Mahlzeit. Am Abend setzte er mich in einem Vorort von Perth ab und ich hatte echt Schwierigkeiten, mich wieder an das Stadtleben zu gewöhnen. Die Metro hat mich anfangs leicht überfordert, und ich hatte auch keine Idee wohin, weil ich total planungslos und deutlich eher als geplant in Perth angkommen bin. Na ja, also mal ins Zentrum und da mir keiner sagen konnte, wie ich günstig zum Flughafen komme, notgedrungen in ein Hostel eingecheckt, welches ich nach kurzem herum irren auch gefunden habe. 24$ kostete die Nacht im Sechser-Dorm in dieser Bruchbude, sicherlich das schlechteste Preis-Leistungsverhätlniss, was ich jemals für eine Übernachtung gelöhnt habe.

Montagmorgen in Perth, was mache ich eigentlich schon hier?? Geht mein Flug nach Bali doch erst am Freitagabend. Aber auf dem Weg lag eigentlich nichts mehr, was sich gelohnt hätte, zu besuchen. Fünf Tage in Perth ist natürlich genau so beschissen. Ich meine, es tut super gut, mal wieder in einer Stadt zu sein, überall junge Leute um einen herum zu haben und ich hätte auch mal wieder richtig Lust, Abends wegzugehen. Aber im Endeffekt ist mir das hier alles viel zu teuer und ich will nicht wie all die anderen Backpacker enden, die ihr hart verdientes Geld direkt wieder diesem überteuerten Land in den Rachen werfen. Erst mal ins Internet und geschaut was es neues gibt, dann mal probiert den Flug umzubuchen, schien aber nicht zu gehen. Vorsichtshalber doch trotzdem bei der Airline angerufen und die erfreuliche Nachricht bekommen, dass es doch möglich ist. Für 80$ Gebühr könnte ich es online umbuchen, so dass ich schon in Fünf Stunden im Flieger sitzen könnte. Kurz überlegt – eigentlich hätte ich hier schon noch Eins-Zwei Dinge zu erledigen gehabt – aber die Verlockung war dann einfach zu groß. Schnell zurück ins Internet, den Flug umgebucht, dann noch ins Taxoffice und denen meine neue und aktuelle Adresse in Karratha zwecks Steuerbegünstigungen gegeben, den Rucksack abgeholt und ab zum Flughafen. Laut Touristeninfo gibt es keine öffentliche Verkehrsmittel zum Flughafen. 15km entfernt vom Zentrum einer 1,2 Millionen Metropole liegend fahren keine Bus in diese Nähe, weil dort vermutlich weit und breit keine Menschen leben. Ist klar... Um das selber zu recherchieren fehlte leider die Zeit, aber der nationale Flughafen liegt in der Nähe und von diesem gibt es wohl kostenlose Shuttles. Also per Metro und 4-5km Fußmarsch zu diesem und den stündlichen Shuttle knapp verpasst. Mist, aber ein älterer Typ war bei dem Blick auf die Uhr ebenso nervös wie ich, weshalb er direkt einwilligte ein Taxi zu teilen. Den letzten Zehner aus dem Fenster geschmissen und 70 Minuten vor Abflug eingecheckt und wenig später nach Bali abgehoben.

Das war es also nun vorerst mit dem Kapitel Australien und ihr könnt mir gar nicht glauben, wie unendlich froh ich bin, dieses Land endlich wieder zu verlassen. Nicht nur, dass mich der Arbeitsalltag fertig gemacht hat, auch Reisetechnisch ist Australien vermutlich das am meisten überschätzte Land der Welt. Echt ein genialer Schachzug, sich nicht nur viele gebildete junge Menschen für die ganze Drecksarbeit ins Land zu holen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Kohle weitesgehend im Land bleibt. Weil es auf der Welt ja keine besseren Strände, Wellen und Partymöglichkeiten gibt...

Was soll's. Genug mit dem Gemecker, das Leben hat mich wieder. Derzeit sitze ich in Surabaya auf Java, beide indonesischen Länderpunkte sind gemacht, und gleich steht ein weiteres Fußballspiel an. Morgen geht es dann zurück nach Bali, von wo ich am Montag nach Bangkok fliege. Ich halte euch auf dem laufenden!

Die (vorerst) letzten Wochen in Karratha


Mittlerweile sitze ich in Surabaya in Indonesien und weiß schon gar nicht mehr, wie lange ich überhaupt in Karratha war und was dort die letzten Wochen passiert ist. Beziehungsweise will mich auch gar nicht mehr daran erinnern :-) Erwähnenswert ist vielleicht die Tatsache, dass wir für eine Woche zum Arbeiten nach Port Hedland geschickt wurden. Die Stadt ist im Endeffekt ein ähnliches Loch wie Karratha, nur mit dem Vorteil, dass wir dort ein paar Betten, eine Küche und eine Dusche in einer kleinen Hütte gestellt bekommen haben. Das Derby haben wir auch dort verfolgt. Das erste verpasste Heimderby seit 1999 (Danke Papa!), das hat schon übelst geschmerzt. Ganz egal wie sehr sich der Fußball und auch der BVB verändert, der Hass auf die Untermenschen aus GE bleibt wohl für ewig der selbe. Da half es nur sich bestmöglich die Sinne zu betäuben... Der Derbysieg konnte die Laune dann endlich mal wieder etwas verbessern :-) Anschließend ging es aber wieder zurück in unsere kleine Behausung auf Vier Rädern. Letzte Woche Montag kam dann die Nachricht, die sich durch den Buschfunk schon ein paar Tage zuvor angekündigt hatte: Die Arbeit wird knapp, weshalb für ein paar vor uns heute der letzte Arbeitstag ansteht. Dass dies Martin, Nicki und mich traf, stand eigentlich außer Frage. Die Aboriginies können eh machen und tun was sie wollen – sprich den ganzen Tag faul in der Sonne herumstehen – weil die Firma ohne sie nicht die staatlich vergebenen Aufträge bekommen würde. Und wir waren nun mal eine der wenigen Leute, die nicht mehr ins Mitarbeiterhaus konnten, und wurden dazu ein paar Tage zuvor vom Chef beim herum sitzen erwischt. Weil Nils zusätzlich gekündigt hat, hieß es kurz darauf, dass Martin und Ich doch noch für eine Woche nach Port Hedland könnten, bevor für uns das Arbeitsjahr beendet wäre. Na ja, ob nun direkt gekündigt oder noch eine Woche in Port Hedland arbeiten, so oder so war für mich direkt klar, dass dies dann der letzte Abend in Karratha ist. Also Zwei Kisten geholt um meine Freilassung zu feiern. Der Körper war den Alkohol nicht mehr wirklich gewöhnt und verweigerte frühzeitig die weitere Aufnahme und folgerichtig am nächsten Morgen total verkatert bei Nicki im Garten auf der Couch aufgewacht. Kurz überlegt einfach liegen zu bleiben und auf die Woche Arbeit zu scheißen, aber nee, eine Woche in Port Hedland geht schon noch und würde dem Konto auch ziemlich gut tun. Also mit Martin in aller Frühe zur Firma gefahren und da dann von einem anderen Mitarbeiter die Nachricht bekommen, dass ich doch nicht mitkomme. Im verkaterten Zustand war mir das aber herzlich Latte und ich hatte auch keine Lust mehr mich weiter über den Chef aufzuregen. Also noch ein paar Stunden in den Bulli gelegt und als ich dann wieder halbwegs fit war die Sieben Sachen gepackt und mich bereit zur Abreise gemacht. Viel hatte ich ja eh nicht mehr. Ein kleiner Rucksack + Schlafsack, aber im Endeffekt trotzdem alles was ich zum (nun deutlich bequemeren) Reisen brauche. Als ich mir gerade Gedanken übers Trampen machte, kam Nils aus dem Haus und machte seinen Bulli startklar. Sein erstes Ziel war ebenfalls Coral Bay, also auf geht’s. Bye bye Karratha. Endlich wieder frei!