Montag, 29. August 2011

Die letzte Woche in Ho Chi Minh City


Die letzten Acht Tage meines Vietnam-Aufenthalts habe ich in der ehemaligen Hauptstadt Südvietnams verbracht. Die Stadt ist auch unter dem Namen Saigon bekannt, den sie bis zur Eroberung der Vietcong trug um dann nach dem Revolutinär Ho Chi Minh benannt zu werden. Mit geschätzten Acht bis Zwölf Millionen Menschen ist dies die größte Stadt Vietnams und zeitgleich auch die mit Abstand modernste. Schon krass, hier erinnert kaum noch etwas an das ursprüngliche Vietnam und die glitzernde Konsumwelt bestimmt längst das Denken und Handeln der (jungen) Menschen. Vietnam ist heute vermutlich an dem Punkt, an dem China in den 70ern stand. Man hat peu a peu die Gesetzte geändert und die offiziell kommunistische Partei agiert längst kapitalistisch. Immer größere Teile der Wirtschaft werden privatisiert und bei ausreichendem Schmiergeld dürfen es auch gerne ausländische Investoren sein. Viele beklagen die wachsende Schere zwischen Arm und Reich und die wenigen Gewinner dieses Systems zocken nun in modernen Shoppingmals Kriegsspiele an Automaten. Da fragt man sich echt wofür Zehntausende von Freiheitskämpfern der Vietcong und Millionen von Zivilisten eine Generation zuvor ihre Leben gelassen haben. Klar, allgemein steigt der (finanzielle) Lebensstandart. Die vielen Studenten, die oft im Park nähe des Touristen-Ghettos District 1 und dem Ben Than Market Touristen „auflauern“ um ihr Englisch zu verbessern, besitzen längst alle ein eigenes Motorrad und Blueberry. Beklagen aber zeitgleich, dass sie absolut keine Freizeit mehr haben und von ihren Eltern gezwungen werden, irgendwelche skurilen Wirtschaftsjobs zu studieren, an denen sie verständlicherweise Null Interesse haben. Und studieren heißt hier längst von Morgends bis in die Nacht, Wochenende inklusive. Die wenigen freien Stunden am Tag nutzen sie dann um im Park ihr Englisch weiter zu verbessern. Schöne neue Welt! Eigentlich wollte ich von hier aus noch mal an den Strand und ins Mekong Delta, war aber total reisemüde und habe es oft genossen lange in meinem schönen Hotel rumzugammeln. Meinen Geburtstag habe ich mit der Einheimischen Thao gefeiert. Sie hat mir mit dem Cafe Acoustic eine echt coole (Einheimischen-)Bar gezeigt und anschließend noch weniger coole Clubs nach westlichen Vorbild. War aber echt cool, bezüglich Party sicherlich der beste Abend seit Monaten. Außerdem wusste sie genau, was ich mir zum Ehrentag gewünscht habe. Die restlichen Tage habe ich dann oft mit der Studentin Phuong verbracht und einen Abend waren auch noch Zwei nette Schweizer dabei. Das Mädel stimmt mich immer noch nachdenklich. Total liebenswert und fröhlich und scheint von Lebensfreude fasst zu platzen auf der einen Seite, wenn sie aber von ihrem Leben erzählte, dann hätten sie (und ich) wohl am liebsten geheult. 20 Jahre alt und meist musste sie um Neun daheim sein. Sie wäre gerne Lehrer geworden, studiert aber BWL. Sie würde gerne Reisen, kann aber froh sein, wenn sie Abends mal 1-2 Stunden durch Ho Chi Minh laufen kann. Und alles, weil ihre Mutter das so will. Sie würde gerne einen Ausländer als Freund haben, aber das ist ein No-Go. Für ihre Mutter. Alkhol ist natürlich auch tabu, genau so wie Sex vor der Ehe. Erklären kann sie das zwar nicht, aber hat ihr ihre Mutter gesagt. Und auf die Frage ob sie das fair und vor allem sinnvoll findet, wohl wissend dass sie das selbige keinesfalls von ihrem zukünftigen Mann erwarten kann, da zuckt sie nur mit den Schultern. So sieht es wohl in fast allen Familien aus. Ansonsten habe ich mich noch mit den Angestellten im Hotel angefreundet und einem Ami der hier derzeit nen Freiwilligendienst absolviert. Wir wurden sogar zum Geburtstagsessen einer Angestellten eingeladen, sowie zu dem ein oder anderen Umtrunk nach Dienstschluss. Des Weiteren habe ich mich noch einen Morgen mit einer TEFL-Englischlehrerin getroffen und jede Menge interessante Dinge über diese Art von Arbeit erfahren. Die Stadt selber ist weniger sehenswert, vor allem da es schwer fällt dem Touristen-Viertel zu entfliehen. Nur das War Museum war ganz interessant und gab einen eindrückliches Bild über die grausame Geschichte des Landes. Außerdem ist es nirgends so schlimm mit der Touristenabzocke und die ganzen 40-60 jährigen übergewichtigen und „alleinreisenden“ Männer waren auch nicht schön anzusehen. Trotzdem, halt Dank der ganzen genialen Bekanntschaften, ging die Zeit viel zu schnell herum. Am Ende wurde es sogar noch recht stressig, da ich einiges für den kommenden Australien-Aufenthalt und der schnellen Jobsuche vorbereiten musste. So musste ich mir sogar das Pokalfinale am Samstag sparen. Dank des Regen (wie jeden Tag, hier im Süden ist Regensaison) und des geringen Stellenwertes des Pokals, werde ich aber nicht zu viel verpasst haben, denke ich. Der Wichser bei der Ausreise hatte noch sein bestens gegeben, ein paar Dollar aus mir heraus zu quetschen. So dauerte es ganze 30 Minuten, bis er mir endlich den Ausreise-Stempel in den Pass gehauen hat. Die Leute hinter mir in der Schlange waren natürlich genau so begeistert wie ich.... Ich bin schon ein wenig traurig, dass es jetzt weitergeht. Trotz der ganzen Kritik ist Vietnam ein cooles Land, auch wenn die besten Jahre sicherlich Geschichte sind. Traurig bin ich aber nicht in erster Linie weil ich nun das Land verlasse, sondern weil damit auch das Erste Kapitel zu Ende geht. Gute Drei Monate Reisen liegen nun hinter mir und es war mal wieder eine total geniale Zeit. Halt wie immer, wenn die Tage nicht von Pflichten dominiert sind, sondern man Morgens auspennt und dann macht, wozu man Bock hat. Nun ist es erst Mal vorbei mit dieser Freiheit. Die Geldreserven sind doch arg geschrumpft und ich werde mich schnell um einen Job kümmern müssen...

Mittwoch, 24. August 2011

Südvietnam


Nächster Halt also Hué. Die 300.000-Einwohner-Stadt in Zentralvietnam ist ganz cool, weshalb ich dort Drei Nächte geblieben bin. Noch nicht ganz so überlaufen, aber trotzdem recht sehenswert. So zum Beispiel die Verbotene Stadt, die nach dem Vorbild selbiger in Beijing entstanden ist. Zwar etwas kleiner, aber dafür geht es dort deutlich ruhiger zu. Und die Promenade entlang des Flusses im Zentrum der Stadt eignet sich bestens um dort ein paar Bier zu zischen. Außerdem habe ich mir hier erneut ein Motorbike gemietet und bin dann hinein in die fabelhafte Welt der Anarchie. Obwohl der Straßenverkehr hier deutlich übersichtlicher als in Ha Noi oder Ho Chi Minh ist, war es doch ganz abenteuerlich durch den Innenstadtverkehr zu fahren. Aber wer schon immer mal einen Reisebus oder LKW von Rechts auf dem Standstreifen überholen wollte, der ist hier genau richtig! Ich bin dann 80km in den Norden zur DMZ gefahren, was echt Spaß gemacht hat. Lediglich als die Verkehrsbullen einmal vor mir mit der Kelle rumwedelten, wurde ich doch etwas nervös. Zum Glück wurde ich nicht herausgezogen. Wäre wohl nicht so einfach geworden, denen zu verklickern, dass es doch hier praktisch ohnehin keine Verkehrsregeln gibt und ich daher mit meiner Schwarzfahr-Erfahrung aus Deutschland zertifiziert genug bin... Die DMZ (=entmilitarisierte Zone) ist ein 5km breiter Abschnitt der Nord und Südvietnam getrennt und später Schauplatz einiger blutiger Schlachten wurde, von denen heute noch einige Mahnmale zeugen. Ein paar Kilometer nördlich habe die die Vinh Moc Tunnel besucht. Während den Bombardierungen der Amis ist hier ein ganzes Dorf mit 90 Familien in die 2km langen Tunnel unter die Erde gezogen. Und das für ganze Fünf Jahre! In der Zeit wurden sogar einige Kinder geboren... Krasse scheiße! War auch recht unheimlich hier alleine im halbdunklen durch „zulaufen“... Auf dem Rückweg ging mir mitten in der Pampa noch der Sprit aus, weshalb ich etwa eine halbe Stunde zum nächsten Mini-Dorf schieben mussten, wo ich dann Benzin aus der Plastikflasche kaufen konnte.

Am nächsten Morgen ging es mit dem Zug binnen Vier Stunden nach Nha Trang. Lohnt sich hier mit dem Zug zu fahren, da die Strecke entlang zwischen Bergen und Stränden echt der Hammer ist. Nha Trang hingegen lohnt eher weniger. Ist halt ein absolutes Touristen-Resort und dazu hatte ich die meiste Zeit auch noch Pech mit dem Wetter. Trotzdem bin ich da irgendwie Drei Tage versackt. Das Highlight ereignete sich als ich in einem kleinen Restaurant saß, welches auch gleichzeitig Touren anbietet. So wie es eigentlich jedes Hotel oder Restaurant nebenbei macht und wenig später wusste ich auch warum. Denn ich bekam die „Verhandlungen“ eines belgischen Päarchens mit, die am Nebentisch eine Tour buchten. Die 4-5 Tagestour auf dem Motorrad durch Land, inklusive Besichtigung einiger Wasserfälle und Co, den beiden Moppeds inklusive einem Guide und Übernachtungen und Verpflegungen sollten dann 300$ kosten. Pro Person. Noch waren sie sich unsicher, ist ja doch eine Stange Geld, aber als ihnen dann versichert wurde, dass sie nicht, wie befürchtet, in Dorms (die es im Landesinneren wohl eh nicht gebt) übernachten, sondern ihr eigenes Zimmer bekommen, wurde eingeschlagen. Ich musste mich echt zurückhalten nicht laut los zu lachen und dem Typen im wahrsten Sinne die Tour zu verderben.. Der macht mal eben 500$ Gewinn dadurch, Zwei Goldesel durch die Landschaft zu kutschieren. Bei einem Durchschnittlichen Monatslohn von 150$. Letztendlich ist es aber wohl eher zum heulen als zum lachen, so Weltfremd die meisten Menschen einfach sind. Aber unter dem Aspekt verwundert es halt nicht, dass jeder Einheimische laut aufschreit wenn er einen Touristen sieht und versucht den wandelnden Geldsack auszupressen. Und offenbar haben die Einheimischen in den meisten Fällen recht, wenn sie erst mal davon ausgehen, dass jeder Weiße ein Weltfremder Idiot ist, an dem sie binnen Minuten ein Wochengehalt verdienen können... Schade, für die Touristen, die nun alle Mittelmeerinseln besucht haben und nun nach Südostasien kommen ist das natürlich immer noch das Paradies auf Erden, weil es immer noch saugünstig ist, wenn man die Dreifachen Preise bezahlt. Und natürlich sind die Menschen dann auch noch so super freundlich. Ich meine, wenn ich dem Taxifahrer vom Westfalenstadion zum Hauptbahnhof 200€ in die Hand drücke oder dem Dönermann nen Zehner für nen kleinen Dönner, dann werden die mich auch auf Händen in den Laden tragen... Aber wenn man an mehr als schönen Stränden und überteuertem Essen und Suff interessiert ist, dann sind die besten Zeiten hier wohl Geschichte. In vielen Ecken ist es einfach nur tierisch nervig, wenn man im Sekundentakt aufgeforderd wird aufs Mototaxi zu steigen, ne Sonnenbrille zu kaufen oder ins Restaurant zu kommen. Ich will auch gar nicht sagen, dass das auf alle Vietnamesen zutrifft, aber halt auf 95% mit denen man zutun hat, wenn man kein vietnamesisch kann. Und besser wird das wohl sicher nicht.... Einen Abend habe ich mit Zwei Deutschen einige Bierchen getrunken und als ich am nächsten Tag eigentlich mit dem Nachtzug weiter wollte und das das Ticket schon gekauft hatte, habe ich doch noch ein cooles einheimisches Mädel kennengelernt. Mit den Weibern ist das hier nämlich ähnlich und zeitweise scheint es so, als arbeite die komplette weibliche Bevölkerung im horizantale Gewerbe. Und die, die da keinen Bock drauf habe, sind meist noch total traditionell eingestellt, was sich zum Beispiel darin ausdrückt, dass Sex vor der Ehe ein Tabu ist. Das Ticket konnt ich aber zum Glück gegen eine kleine Gebühr umtauschen und die Folgezeit und dann mit Mrs. Nguyen verbringen. Irgendwie heißen dir hier alle so - 40% der Bevölkerung teilen sich einen Nachnamen! So also erst am nächsten Abend mit dem Nachtzug nach Ho Chi Minh City. Die Sehenswürdigkeiten Da Lat und den wohl deutlich besseren Strand in Mui Ne habe ich damit ganz bewusst übersprungen. Irgendwie bin ich derzeit ein bisschen reisemüde. Seit letztem Donnerstag bin ich nun also in Ho Chi Minh und relaxe hier die letzten Tage. Am Samstagabend steht dann noch das Pokalfinale an und anschließend startet der Flieger auch schon nach Australien!

Montag, 22. August 2011

Max Mustermann


Nordvietnam


Endlich in Vietnam. Obwohl ich noch recht wenig, eigentlich kaum etwas, über  diess Land weiß, konnte ich es die letzten Tage kaum noch erwarten! Mit einem Golfkaddi ging es zum etwa Zwei Kilometer entfernten Busbahnhof. Dort standen dann etwa 15 Minibusse parat und jeder der Fahrer versuchte einen wortwörtlich in sein Gefährt zu zerren. Den bestgefüllten ausgewählt und für umgerechnet 3,5€ ging es in den nächsten Drei Stunden nach Ha Noi, der Hauptstadt im Norden des Landes. Der erste Eindruck vom Land war echt cool. In etwa so, wie man sich das alte China vorstellt. Überall Reisbauern in kleinen Dörfern in Mitten schöner Landschaften und die größeren Städte sind geprägt vom Chaos auf Zwei Rädern und unzähligen Straßenständen mit frischem Essen. Mit dem Motorradtaxi, Fortbewegungsmittel Nummer Eins in der Stadt und auch im Rest des Landes, bin ich dann zum herausgesuchten Hostel in der Altstadt und dort im echt sauberen und gemütlichen Dorm für 4€ inklusive Frühstücksbuffet eingecheckt. Anschließend den Bauch für etwa 1€ an einem Straßenstand vollgehauen und dann auf zum Fußball. Ihr seht, das Preisleistungsniveau stimmt in diesem Land!

Ha Noi hat Drei Erstligisten und alle Drei Spielen im Hong Day Stadion. Echt cooles Teil, in das 22.5000 passen. Heute waren 1000 Leute am Start und davon etwa 40-50 Leute, die ihr Team TT Ha Noi, derzeit Tabellenzweiter, mit Fahnen, Trommeln und Trompeten gegen den Tabellenvierten Binh Duong unterstützten. Das Spiel war ganz sehenswert und ging 2:2 aus. Im Stadion traf ich übrigens auch den Binder. Der Überraschungseffekt war zwar nicht mehr da, dafür aber eine Woche zuvor, als ich die Vietnam-Couchsurfing-Gruppe durchstöberte und da seinen Namen sah. Zuletzt 2005 (?) an Sylvester die Nacht durchzecht und am Morgen in nem fremden Hostel-Zimmer gepennt und nun trifft man sich hier in Vietnam wieder. Wie klein die Welt doch ist... Anschließend bin ich ins Hostel, da die Anreise doch ziemlich anstrengend, und ich total übermüdet war.

Das frühe ins Bett gehen half nichts - den einzigen Morgenzug ins 100km östlich gelegene Hai Phong habe ich trotzdem gekonnt verschlafen. Deshalb am Mittag notgedrungen für etwa 2€ den Bus genommen. Hotelunterkünfte sind in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt (Drittgrößte Stadt des Landes) rar, weshalb ich für hiesige Verhältnisse teure 7€ zahlen musste. Dies aber im guten Doppelzimmer im Drei-Sterne-Hotel. Die Hotelzimmer gibt es hier eigentlich allgemein nur als Doppel- oder Mehrbettzimmer und man zahlt immer für den Raum, nicht für die Personenanzahl. Zu Zweit wäre es also noch mal deutlich günstiger, als es ohnehin schon ist...
Dann aber zum Fußball. Über den Fußball in Vietnam erfährt man allgemein recht wenig und wenn man dann mal etwas liest, dann sind es alle paar Jahre mal wieder Ausschreitungen vom heutigen Heimpublikum. Mit 3000 Zuschauern war das Stadion auch besser gefüllt und im Stimmungsblock auf der Gegengerade waren locker 200 Leute, die am Ende den verdienten 2:1 Sieg für ihr Team feierten. Richtige Gesänge waren allerdings Fehlanzeige, viel mehr war das (doch recht begeisterte) Publikum damit beschäftigt ununterbrochen diese nervigen Klatschröhren aneinander zu hauen. Das Spiel gewannen die Gastgeber 2:1. Nach dem Spiel verabschiedete ich mich schon wieder vom Binder, passten die einzelnen Pläne der nächsten Wochen leider nicht überein. Nach etlichen Wochen geprägt von Reis und Nudeln dann mal wieder eine Pizza in einem internationalen Restaurant gegönnt und dann einmal mehr früh ins Bett.

Der Weckdienst des Hotels versagte kläglich, aber glücklicherweise wachte ich um 8:40 Uhr von alleine auf. Schnell die Zähne geputzt und mit dem Motortaxi zum Fährhafen und dort pünktlich zur 9-Uhr-Fähre nach Cat Ba angekommen. Dies sollte die einzige sein, wie mir am Vortag versichert wurde. Im Endeffekt war die Hektik aber komplett unbegründet, da es überhaupt keine Fähre um Neun Uhr gab. Dafür reichlich andere, die nächste um 9 Uhr 20. Alles in allem war das ganz großes Touristen-Abzock-Kino. Statt regulären 160.000 Dong sollte die 9-Uhr-Fähre für mich 225.000 Dong kosten und die nächste war eine andere und kostete angeblich 300.000 Dong (10€), obwohl es sich dabei um eine günstigere, da ein Mix aus Bus- und Fährtransfer, handelte. Die Abzocke habe ich aber leider erst begriffen, als es schon zu spät war. Allgemein muss man in Vietnam total auf der Hut sein. Grundsätzlich versuchen einen die Leute überall da wo es Touristen gibt abzuziehen. Und das fast ausnahmslos. Das beginnt bei den Motorradtaxen und Getränken, geht weiter in Restaurants und Hotels bis hin zu Touren. Selbst das eigentlich freundlichste Personal der Welt in meinem Ho(s)tel in Ha Noi hat mir zum Beispiel von der Anreise nach Cat Ba auf eigene Faust abgeraten, da es angeblich zu gefährlich sei, was natürlich absoluter Bullshit ist... Wie auch immer.

Etwa 90 Minuten später war ich nach einer abenteuerlichen Wasserübequerung zur nahe gelegenen Insel – bei den total überfüllten und uraltem Boot war ich doch ganz froh über mein Seepferdchen – in Cat Ba City angekommen. Die kleine Stadt lebt komplett vom Tourismus, ist aber recht locker, da hier überwiegend Einheimische Touristen halt machen, während die aus Ha Noi angekarrten Touristen meist einen mehrtägigen Boottrip machen und auch auf selbigen Übernachten. Für 6€ im Hotel mit Meerblick eingecheckt und dann für gute 2€ einen 110ccm-Roller, dem gängigen Fortbewegungsmittel, gemietet. Erster Anlaufpunkt waren ein paar wirklich bildhübsche Strände und dann bin ich für ein paar Stunden über die Insel geheizt. Abends mit ein paar Vietnameischen Touristen das bunte Treiben an der Hafenpromenade bei einigen Bieren begutachtet und dann schon wieder früh ins Bett. Das kleine (0,2ml) Frischgezapfte gibt es hier übrigens an jeder Straßenecke (wortwörtlich gemeint, man sitzt meist auf winzigen Plastikstühel auf dem Bürgersteig) für etwa 15 Cent, verursacht aber auch recht schnell einen unangenehmes Erwachen am Folgetag...

Die Hauptsehenswürdigkeit der Region ist Halong Bay – eine faszinierende Ansammlung von Felsen im Meer, das perfekte Postkartenmotiv halt. Für den heutigen Tag führte an einer Tour also kein Weg dran vorbei, weil ich zwangsläufig ein Boot brauchte. Für den Trip bestehend aus der etwa 2-3 stündigen Bootsfahrt via Ha Long Bay (inklusive kurzem Kayakfahren und Mittagessen) zu Halong City und von dort eine Weiterfahrt ins 3-4 Stunden entfernte Ha Noi wurden aber keine Acht Euro fällig. So am Abend also wieder in Ha Noi eingetrudelt...

Mittlerweile habe ich total das Zeitgefühl verloren und weiß überhaupt nicht mehr, wie lange ich in Ha Noi war. Die Stadt ist auf jeden Fall ganz cool und ein paar Tage habe ich dort verweilt. Der Straßenverkehr ist echt krass. Die ersten paar Male habe ich vergeblich auf eine Lücke im Meer aus Rollern gewartet, was natürlich aussichtslos war. Aber wenn man einmal den Dreh raus hat, dann ist es eigentlich ganz easy: Einfach langsam drauf los laufen und darauf vertrauen, dass die aufmerksamen Rollerfahrer um einen herum fahren. An einem Tag bin ich dann noch ins Museum der Revolution und habe die Wartezeit bis zur Öffnung am Nachtmittag mit einer Massage angenehm überbrückt. Eine Stunde Sauna und Massage kostet gute 3€ und obwohl die vielen Etablissements sich wohl eher auf die Happy-Endings spezialisiert haben, heißt das nicht, dass die Massagen nicht gut sind. Das Museum ist halt ein typisches Museum. Sprich es liegen viele alten Gegenstände herum, viele Hintergrundinfos bekommt man aber leider nicht. Dabei ist die jüngste vietnamesische Geschichte alles andere als uninteressant. 1880 fielen die Franzosen in das Land ein. Das war der Beginn der Geldwirtschaft und des Großgrundbesitzes und mit diesem begann der Großteil der Bevölkerung zu verarmen. Während des Zweiten Weltkrieges lösten die Japaner die Franzemänner, die an anderen Fronten  genug beschäftigt waren, als Besetzer ab. Unter Ho Chi Ming gelang es den Vietnamesen im Zuge der Augustrevolution im Jahre 1945 allerdings ihr Land zurück zu erobern. Das Glück wehrte aber nicht lang. In den folgenden Jahren versuchten die Franzosen erneut, überwiegend finanziert von der USA, weiterhin das Land an sich zu reißen was im Indochinakrieg mündete. Da die Franzosen erneut kapitulieren mussten, griffen anschließend die USA persönlich ein. Der Krieg dauerte knapp Zwei Jahrzente und die Vietcong (vietnamesische Guerillas) konnte ihr Land verteidigen und 1975 erneut die Unabhängig ihres Landes ausrufen. Heute, gut 30 Jahre später, ist längst aufgedeckt, dass die USA einmal mehr unter einem falschen Vorwand diesen imperialistischen Krieg begannen um den Asiaten ihren Kapitalismus aufzuzwingen. Entschuldigungen, Entschädigungen oder gar Konsequenzen sind natürlich Fehlanzeige und obwohl es seit dem keinen wirklichen Richtungswechsel in der US-Amerikanischen Politik gab, wiederholt sich die Geschichte weiterhin tagtäglich. Und das ganz aktuell auch mit Deutscher Unterstützung in Afghanistan.. Wird aber vermutlich wieder einige Jahrzente  dauern bis das die verblödeden Massen raffen...

Ich bin dann irgendwann mit dem Nachtzug ins nordwestliche Lai Cao um von dort mit dem Minibus weiter nach Sa Pa, einer weiteren Hauptsehenswürdigkeit des Landes, zu fahren. Das mit dem Zug war gar nicht so einfach. Generell sollte man die Tickets stets ein paar Tage eher buchen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Touristenagenturen viele Tickets aufkaufen und wohl teilweise sogar so weit gehen, die Bahnangestellten zu schmieren, damit diese keine Tickets an Touristen verkaufen. Auf jeden Fall wurde mir beim ersten Versuch am Bahnhof komplett verweigert, Tickets nach Sa Pa zu kaufen. Am nächsten Tag gab es dann nur noch Hard Seat Tickets. Und hier hält der Name noch was er verspricht. Winzige Zweier Holzbänke, weder mit Platz zur Seite, noch nach vorne. Und in meinem Glücksfall musste ich mir die kleine Bank auch noch gleich mit Zwei weiteren Personen teilen. An Schlaf war also die ganze Nacht kaum zu denken. So fahren die Vietnamesen also in den Urlaub. Also die wenigen, die sich das überhaupt leisten können... Die Nachtfahrt kann also getrost in die Kategorie „Einmal-Erfahrungen“ abgeheftet werden und eine Busfahrt wäre hier ausnahmsweise sicher die bessere Wahl gewesen. Folgerichtig am Ziel angekommen in ein günstiges Gästehaus eingebucht und bis zum Nachmittag geratzt.

Sa Pa selber ist mittlerweile zu einem absolute Touristen-Dorf in den Bergen verkommen, aber das war vorher klar. Grund dafür, sind die vielen verschiedenen Minderheiten, die hier in ihren bunten Trachten leben und sich dem westlichen Lebensstil zum Großteil entziehen, plus die geniale Landschaft mit all den vielen Bergen und Reisfeldern. Und da die Landschaft nicht nur wunderschön, sondern auch riesig ist, fällt es leicht, sich dem Touri-Terror zu entziehen. So bin ich am nächsten Morgen mit einer dieser lokalen Frauen Drei Stunden zu ihrem Dorf gelatscht um dort zu Mittag zu Essen. Die Wanderung alleine war schon die Anreise wert, das „Dorf“ aber noch interessanter. Tatsächlich bestand dies aus Drei ganz einfachen Hütten. In einem lebte sie mit ihrem Mann und behinderten Sohn, der in einem Korb saß, in den anderen hausten weitere Familienmitglieder. Kennengelernt hatten die beiden sich übrigens eines Samstagabends während des lokalen „Liebes Markt“ in Sa Pa. Dort sangen die Frauen und die Männer konnten sich anhand der Stimme eine Frau aussuchen. Mit der verschwanden sie dann Drei Tage im Wald um sich kennen zu lernen und wenn sie sich danach immer noch halbwegs verstanden, dann wurde geheiratet. Im Tausch gegen wahlweise 20kg Fleisch oder Fisch zieht die Gattin dann zur Familie ihres Mannes. Da sag noch mal einer, dass Zeitreisen nicht möglich sind! Schon bemerkenswert wie diese Minderheiten ein eigenständiges Leben führen. Der Regierung sind sie übrigens ein Dorn im Auge und offiziell beklagt man sich darüber, dass man die Minderheiten nicht integrieren kann. Ich frag mich nur warum. Die Leben hier  aus eigener Entscheidungskraft glücklich und zufrieden und schaden weder ihren Mitmenschen noch der Natur, was ja ein immer seltener wird. Aber logo, welche Regierung kann schon Menschen gebrauchen die nur für sich selber anstatt für unsere Wirtschaft arbeiten?! Die 8km bin ich dann entlang einer kleinen Straße alleine zurück nach Sa Pa. Nicht ansatzweise so sehenswert, aber theoretisch kann man auch einfach einen Roller mieten, raus fahren und sich dann einfach in eines der vielen Minidörfer selber einladen. Abends war ich dann heilfroh wenigstens ein Soft-Seat-Ticket für die Rückfahrt nach Ha Noi zu besitzen, wobei nach dem ganzen Wandern die nötige Bettschwere längst erreicht war.

Am nächsten Morgen wusste ich nicht so recht, was ich als nächstes machen wollte und bin deshalb direkt weiter gen Süden. Am Abend in Vinh angekommen reichte es aber mit der Fahrerei und es wurde Zeit sich die Beine zu vertreten. Die Industriestadt hat überhaupt keine Sehenswürdigkeit, war dafür aber eine angenehme Abwechslung von den Touri-Hochburgen. Die Leute grüßten zwar oftmals immer noch freundlich, aber nicht um mich in ihren Shop oder auf ihr Motorbike zu zerren oder irgendwelchen Krams für teuer Geld zu verkaufen, sondern wirklich noch aus Freundlichkeit. Und dazu hatte ich ständig 5-6 Kids an meinen Fersen die mir mit großen Augen hinterher liefen. Anstatt zuerst den Preis zu verhandeln, konnte ich mich einfach auf einen der Plastikstühle vor einem Straßenimbiss setzen und bekam am Ende das beste und zeitgleich günstigste Essen seit langen. Englisch kann hier zwar keiner, aber da die meisten Imbisse eh nur eine Mahlzeit anbieten, macht das nichts. Dafür wurde es aber schnell langweilig, weshalb ich mangels Alternativen den Abend im Hotelzimmer verbrachte. Eben noch über die Langeweile gemeckert, hätte ich sie mir kurz darauf wieder zurück gewünscht. Ich weiß bis heute nicht was der Auslöser war, aber auf jeden Fall schlug plötzlich einer auf meine Tür ein und pöbelte lauthals herum. Das Theater ging dann vor anderen Türen und später im Zimmer über mir weiter und es ging so einiges zu Bruch und es klang auch so, als ob da der ein oder andere sein Fett weg bekommen hat. Nach 20 Minuten war dann aber wieder Ruhe und für mich die Geschichte damit abgehakt. Bis ich kurz vorm Einschlafen war und das Theater von vorne begann. War mir nun langsam zu blöd mit der Eisenstange ausm Kleiderschrank die ganze Zeit auf der Bettkante zu sitzen und die Tür im Auge zu haben, weshalb ich meine Sieben Sachen gepackt, hae und als erneut ruhiger wurde, gegen Mitternacht vorzeitig (und logischerweise ohne Bezahlung) ausgecheckt bin. Um ehrlich zu sein kam mir das sogar ziemlich gelegen, da es bis zum nächsten Halt in Hué 10 Stunden Fahrtzeit waren und ich weder Lust hatte die tagsüber zu absolvieren, noch hier einen weiteren Tag in der Stadt rumzugammeln. Busse fahren zum Glück wie am Fließband zu jeder Uhrzeit, weshalb ich am nächsten Morgen gut ausgeschlafen dort ankam.
Im Laufe des Tages oder Morgen gibt es die Fortsetzung!

Samstag, 13. August 2011

Es un sentimiento...

Großartiges Video über den Fußball in Argentinien:

Los Cerveceros de Quilmes

Und die Tage gibt's dann auch den nächsten Bericht aus Vietnam!

Sonntag, 7. August 2011

Flug nach Australien gebucht!

In der Nacht vom 27.8. auf den 27.8. fliege ich nun für 135€ mit Jetstar vom Süden Vietnam's (Saigon) in den Norden Australien's (Darwin). Sprich ich habe nun noch etwa Drei Wochen um das Leben hier in Vietnam (bin derzeit im Norden des Landes) zu genießen, ehe ich dann für ein paar Monate in Australien arbeiten muss um die bald leere Reisekasse aufzubessern...

Freitag, 5. August 2011

Fuckin' Hong Kong


Hong Kong ist, ähnlich wie Macau, Teil des „Ein Staat – Zwei Regierungen“-Konzepts. Sprich ein selbst verwalteter Staat, welcher der Republik China untergeordnet ist. In Folge des Opiumkriegs, den die Briten führten um an das chinesische Opium zu gelangen mit dem sie ihre eigenen Bürger vergifteten und damit ruhig stellten, wurde nicht nur wie bereits erwähnt die Öffnung der Seehäfen erzwungen, sondern auch die Abtretung Hong Kong's vertraglich gestgehalten. Erst 1997 wurde es an China zurück gegeben. Heute leben auf einer Fläche von 1100km² Sieben Millionen Menschen, was nach Monaco die zweitgrößte Bevölkerungsdichte weltweit darstellt. Die Mieten steigen dadurch natürlich ins unermessliche, geschätzte 100.000 Personen gelten als sogenannte Cage People, da sie, ähnlich wie in Japan, keine andere Wahl haben als in 2x3m großen Käfigen zu leben. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass ich auf die schnelle keine Couchsurfingunterkunft finden konnte. Das „Problem“ war, dass ich hier ein paar Fußballspiele sehen wollte, die erst in Sechs beziehungsweise Neun Tagen sind, was eigentlich viel zu viel Zeit für diese kleine und teure Insel ist. Aber eine wirkliche Alternative gab es durch den Visa-Mist auch nicht... Auf der anderen Seite der Grenze war ebenfalls eine Metrostation, welche nicht nur äußerlich an die Londoner Tube (genau wie die doppelstöckigen Busse) erinnert. Nein, auch preislich, wird einem hier schnell klargemacht, wo man sich befindet. Ich war mir noch unsicher, ob der Automat meinen 20HKD-Schein überhaupt annehmen würde – ist das Maximum auf der anderen Seite der Grenze doch ein 10er-Schein – und umso erstaunter, als der Fahrpreis in den Süden der Hauptinsel satte 36HKD betrug. Ah, das ist also der Unterschied zwischen staatlichen und privaten Verkehrsmitteln ;-) Immerhin fand ich in der sogennanten Chung King Mansion, einem riesigen Hochhaus, welches nur aus Hostels und Guesthouses zu bestehen scheint, eine günstige Unterkunft. 60HKD (1€ =10,5HKD) im Travel „Hostel“ (mehr ne schäbbige Absteige mit Dormzimmern) waren deutlich weniger, als ich erwartet hatte. Der heutige Donnerstag würde ein stressiger werden, das war vorher klar. Erst in einer Agentur das chinesische Visum (30 Tage, einfache Einreise für 300HKD binnen Vier Tage), dann das vietnamesische Visum bei der Botschaft beantragt (30 Tage, doppelte Einreise für 550HKD) beantragt, Tickets für die Spiele gekauft (günstigstes Ticket 210HKD für die Vorrunde, die beiden teuersten Kategorien erstaunlicherweise schon ausverkauft und die Finalspiele komplett ausverkauft) und im gut versteckten RC Outfitter für 230HKD ein Zelt gekauft. Und damit war nicht nur der Geldbeutel leer, sondern die Nerven auch total am Boden. Ätzende Stadt. Ich brauch ganz schnell eine Pause von dem ganzen Gedrängel und Gewusel...

Und genau deshalb habe ich mich entschlossen die nächsten Tage zu campen, bietet die Insel doch erstaunlich viele schöne und ruhige Ecke um sich von den überbevölkerten Städten zu erholen. Per Metro, Bus und einer halbstündigen Wanderung war der erste Anlaufpunkt auf der Lantauinsel. Schöne Bucht, sauberes Wasser, nur der angeschwemmte Müll störte etwas. Erstaunlicherweise war ich den ganzen Tag und die ganze Nacht alleine. Sieht man mal vom Wasserbüffel ab, der wohl genau so erschrocken wie ich war, als wir urplötzlich und nur einen Meter voneinander entfernt voreinander standen. Und die ganzen Mosktios und Ameisen, die schon das abendliche grillen störten und auch in der Nacht immer wieder erfolgreich in mein Zelt einbrachen. Mein einsamer Hilfeschrei in der Couchsurfing-Gruppe wurde von Virginia erhört, die mir folglich den Samstag über Gesellschaft leistete und am Abend tauchten dann tatsächlich noch ein paar weitere Camper auf. Und das Insektenproblem konnte durch verschieben meines Zeltes vom offiziellen Zeltplatz zum Strand auch weitestgehend gelöst werden. Dafür fing ich mir aber einen recht ordentlichen Sonnenbrand ein, so dass ich mich heute notgedrungen vom Strand und Wasser fernhalten muss. Aber hey, dafür bin ich mal wieder dazu gekommen den Blog zu aktualisieren (na gut, das Hochladen hat dann noch Zwei Wochen gedauert...)! Am Abend habe ich mich dann im Osten Hong Kongs mit Louisse, einer anderen Couchsurferin, getroffen. Mit dem Bus ging es raus und nach Drei Stunden Fußmarsch durch die Dunkelheit kamen wir um 1-2 Uhr Nachts am schönen Lo Ke Wan-Strand an, an dem wir unser Zelt aufstellten. Außer uns war natürlich keiner da, erst als am nächsten Vormittag die ganzen Touristenschiffe ankamen. Duschen und Getränke kaufen konnten wir am Strand, zum Mittagessen mussten wir mal eben locker flockig eine Stunde ins nächste Dorf wandern. Am Abend ging es weiter nach Tai Long Wan. Der Strand war noch mal eine ganze Nummer besser. Schon krass, was für geile und einsame Landschaften es hier gibt, während man 30km weiter kaum einen Fuß vor den anderen bekommt. Am Dienstagabend ging es dann wieder zurück. Louisse hatte bereits eine Nacht überzogen – asiatische Eltern müssen die absolute Hölle sein (Volljährig hin oder her...) - und ich hatte am nächsten Tag auch einiges zu erledigen. Erst erfolgreich die beiden Visa abgeholt, dann zur Abwechslung mal wieder ein neues Handtuch gekauft und am Ende war dann Fußball angesagt. Der alleinige Grund meines ansonsten viel zu langen Hong Kong Aufenthalts...

Der Asia Trophy Cup findet schon seit einigen Jahren in unregelmäßigen Abständen mit je einem lokalen und drei Englischen Erstligisten in Asien statt. Für die Asiaten ist dies wohl DAS Sportevent des Jahres, für die Briten sind es wohl nur zwei weitere Testspiele während der Saisonvorbereitung. Das 40.000 Zuschauer fassende Nationalstadion war für das Finale bereits seit Wochen ausverkauft und auch am heutigen Tag fast voll. Interessant auch, dass sich die teuersten Tickets am schnellsten verkauften. Ja, das passte tatsächlich zu der Veranstaltung. Sieht man mal von jeweils 20-30 mitgereisten Engländern und einigen Kitchee Fans ab, war das Stadion mit Konsumopfern der allerschlimmsten Sorte gefüllt. Das absolute Tennispublikum. Hier und da mal ein Applaus für gelungene Showeinlagen und entsetzliches gekreische beim Anblick der Chelsea-Stars. Ansonsten trank man stillschweigend seine Cola, aß den Burger und schaute das Spiel. Fußball zum abgewöhnen. Widerliche Konsumgesellschaft! Aber das passt zu einer Insel, die einzig und allein auf Business und Konsum ausgelegt ist. Zu einer Insel, in der sich jede (!) Metrostation versteckt in einer riesigen Shoppingmal befindet... Aston Villa gewann übrigens gegen Blackburn Rovers und Chelsea erwartungsgemäß against Kitchee.

Aufgrund einer ausgerufenen Taifun-Warnung war die nächsten Tage leider nichts mit Campen, so dass ich die Zeit bis zum Finale am Samstag notgedrungen im Zentrum totschlagen musste. Ging aber ganz gut klar, da ich ohnehin noch eine Menge bezüglich der nächsten Wochen recherchieren musste. Am Donnerstagabend war dann noch WM2014-Quali zwischen Hong Kong und Saudi Arabien im Siu Sai Wan Stadium. Das Spiel gewannen die Saudis vor 1800 Zuschaern. Außerdem traf ich mich noch täglich mit Louisse und wurde am Freitagabend von ihrer Mutter und ihr zum Essen eingeladen. Schade, dass ich nicht bei ihr Pennen konnte, aber solange man in Asien noch bei seinen Eltern wohnt, kommt so etwas nicht in Frage. Schade vor allem, weil ich so langsam mal kapiert habe, weshalb meine Unterkunft für hiesige Verhältnisse so günstig ist. Die erste Nacht war problemlos. Im neuen Bett am Mittwochabend bin ich aber schon ständig aufgewacht und war der Meinung, dass das wohl an Mückenstichen lag. In der nächsten Nacht wurde es dann noch schlimmer und um Fünf Uhr Morgens brach ich den kurzen Schlaf notgedrungen ab. Nicht Mücken, sondern Bettwanzen waren der Auslöser. Das erklärt auch den süßlichen Geruch im Zimmer. Am Freitag waren alle anderen bezahlbare Unterkünfte ausgebucht, weshalb es ein neues Bett tun musste. Das alte vermietete der schmierige Besitzer übrigens direkt an den nächsten für Drei Tage weiter, der dann auch am nächsten Morgen die Flucht ergriff... Am Samstag konnte ich das Zelt für 100HKD weiter verscherbeln und am Nachmittag war dann endlich der nächste Fußballtermin.

Ich wollte eh nur zwecks Tickets- und Magazinesammeln hin und wäre auch nicht wirklich gewollt gewesen, Unsummen auf dem nicht vorhandenen Schwarzmarkt, zu investieren. Aber zum Glück akzeptierte der Depp am Eingang eine nicht abgerissene Karte vom letzten Mittwoch, die mir zuvor zugeflogen war. So also noch den Sieg von Chelsea gesehen und auf dem Rückweg mal in der Ausgehmeile vorbei geschaut. Wow, sah ziemlich fett aus und auch noch bezahlbar, ob der ganzen All-you-can-Drin-Angebote. Hätte ich das mal eher gewusst. Denn jetzt hieß es erst mal zurück ins Hostel, spielte um 1:30 Uhr doch der BVB.

Das war den ganzen Tag schon ein ganz ganz merkwürdiges Gefühl. Statt mit den Freunden im Bus auf dem Weg nach Sandhausen, befand ich mich immer noch am anderen Ende der Welt und wusste, dass ich das Spiel am Abend nur per Stream verfolgen kann. Das letzte mal, dass ich während eines Pflichtspiel nicht gemeinsam mit meinen Freunden im Block (oder wahlweise im Saloon beim Derbyboykott oder wenigstens gemeinsam in der Zelle in der Stadt des Spielortes ;-)) war ist immerhin schon Vier Jahre her und passierte auch nur, wegen einer Busverspätung. Und war schlimm genug. Aber da werde ich mich nun dran gewöhnen müssen und immerhin startete die neue Serie direkt mit einem Sieg...

Den Versuch noch ein paar Stunden zu schlafen, habe ich wegen den kleinen Mistviechern in der Matratze dann schnell wieder abgebrochen und mit ein paar Leidgenossen noch etwas gelabert. War dieses Mal aber halb so wild, wollte ich doch eh früh aufbrechen. Das abendliche Spiel in Shenzhen hatte ich verworfen, dafür wollte ich am Montagabend zum Fußball in Ha Noi, Vietnam, sein und bis dahin waren es noch ein paar Kilometer. Direkt hinter der Grenze waren ein paar Büros von Busunternehmen und eines offerierte mir für 280CNY einen Fahrt nach Nanning, was gut Drei Stunden vor der vietnamesischen Grenze liegt. Und da nahm das Unheil seinen Lauf... Direktbusse gab es erst am Nachmittag, ebenso wie Züge (und auch nur fon Guangzhou), weshalb ich in Wuzhou umsteigen sollte. Kein Plan, wie das mit nur einem Ticket klappen sollte, aber wird schon. Gemeinsam mit 7-8 Einheimischen brachte uns ein Mitarbeiter zu einer Nebenstraße, wo wir in den fast leeren Bus einstiegen. Perfekt, direkt in das kleine Bett gelegt und eingeschlafen. Das Glück wehrte aber nicht lange. Eine Stunde später absolutes Geschrei im Bus. Was war los? Hielten da etwa Drei Chinesen ein Pläuschen oder war nur jemand am telefonieren? Jaja, teilweise sind sie schon ein unzivilisiertes Völkchen... Dieses Mal gab es aber tatsächlich so etwas wie einen Grund für die ganze Aufregung: Der Bus war komplett überfüllt. Ich musste mir mein Bett nun mit Zwei weiteren Personen teilen, an Schlaf war also nicht mehr zu denken, obwohl ich mangels Schlaf in der Nacht hundemüde war. Das war aber noch zu verkraften. Im Gespräch mit meinem englischsprachigen Sitznachbar stellte sich plötzlich heraus, das ich wohl im falschen Bus saß, auch wenn die Richtung nicht ganz verkehrt war. Er war sich sicher, dass man micht abgezockt hatte, weil ich das Ticket nicht an offizieller Stelle im Busbahnhof gekauft hatte. Das nächste Problem war, dass ich keine Karte dabei hatte und ich die Stadt nicht kannte, in der wir Sieben Stunden später ankamen. Von dort aus seien es angeblich noch Sechs weitere Stunden bis Nanning. Na ja, da muss ich mich halt überraschen lassen. Die Zeit ging mehr schlecht als recht vorbei. Am Endausstieg war dann mein Sitznachbar schon ausgestiegen, allerdings gab mich der Busbetreuer an jemand anderem weiter, der mir klar machte, dass ich warten solle und dann nach Nanning fahren würde. Außerdem gab er ihm einige Geldscheine, so dass ich mir sicher sein konnte, dass das Busunternehmen für die Weiterfahrt aufkommt. Als ich 30 Minuten später von einem Motorradfahrer abgeholt war, hatte ich natürlich schon das schlimmste befürchtet, wurde aber zum Glück nur zu einem anderen Busbahnhof, an dem unser Bus übrigens zuvor auch schon gehalten hatte (…), abgesetzt. Eine halbe Stunde später ging es dann mit dem Bus weiter. Weil wir aber erst noch in einem kleinen Hinterhof hielten um einige Sitze auszubauen und durch Metallwannen zu ersetzen, in die an anderer Stelle Boxen mit Fischen geladen wurde, dauerte es dann doch noch Zwei weitere Stunden, bis es endlich nach Nanning ging. Dort wurden die Fische dann erst noch auf einem lokalen Markt abgeladen und um halb Zwei Nachts stand ich dann endlich am Busbahnhof. Dort war alles dicht, ein verbliebener Mitarbeiter kritzelte mir aber eine Fünf auf einen Zettel, nach dem ich ihm klargemacht hatte, dass ich einen Bus nach Pingxiang (Grenzstadt zu Vietnam) brauche. Alles klar, die paar Stunden kriege ich auch noch herum. Sogar besser als gedacht, da nicht weit weg ein Internetcafe war, was in China ja einem Sechser im Doppler gleicht. Wieder am Busbahnhof angekommen stellte sich dann aber heraus, dass um Fünf lediglich der Busbahnhof seine Pforten öffnet. Der nächste Bus fuhr erst um 7:30. Also noch mal warten und dann die Dreistündige Fahrt natürlich bestens geratzt. In Pingxiang angekommen musste ich die 10km für 25CNY mit dem Taxi zur Grenze und kurz darauf stand ich dann auch schon in Vietnam.

Was kann ich abschließend über China sagen? Nicht das allerbeste, was aber wohl auch ganz klar darin liegt, dass ich lediglich die riesigen Millionenmetropolen an der Ostküste besucht habe. Ein Besuch im Landesinneren lohnt sich vermutlich deutlich mehr. Die Leute fand ich jetzt auch nicht so toll. Hier und da habe ich mal einen freundlichen Chinesen kennengelernt, in der Regel waren die Chinesen aber eher darin interessiert einen anzustarren oder zu fotografieren, als kennenzulernen (auch wenn sie Englisch konnten). Politisch scheint China gar nicht viel schlimmer zu sein, als unsere westlichen Regierungen. Klar, die Pressefreiheit ist noch mehr eingeschränkt und es verschwinden regelmäßig Kritiker des Regimes und spätestens nach dem Tiananmen-Massaker weiß jeder Bürger, dass die Regierung ihre Macht halt notfalls mit Gewalt verteidigt. Dafür wissen die Chinesen aber immerhin wo sie dran sind und man verblödet sie nicht von klein auf um sie in dem Glauben zu lassen, in einem freien Staat beziehungsweise einer Demokratie zu leben.