Donnerstag, 9. Februar 2012

Die ersten Tage in Lao - Vientiane!


Wo waren wie stehen geblieben? Genau, Nachtbus von Pattaya nach Nong Khai, an die Grenze zu Lao. Ne, kein Rechtschreibfehler, dass Land heißt tatsächlich Lao, das „s“ am Ende ist eine Erfindung des Englischen. Ähnlich wie mit dem Land „Estonien“, welches die Deutschen in Australien erfunden haben, nach dem sie zum ersten Mal Menschen aus „Estonia“ getroffen und damit von diesem wunderschönen Land im Nordosten Europas erfahren haben, welches im Deutschen ja nur folgerichtig „Estonien“ heißen kann. Aber zurück zum Nachtbus. Bequemer Doppeldecker, oben sitzt das Fußvolk für gute 500 Baht, unten die VIPs, welche 100 Baht mehr latzen müssen und dafür diese magischen Drei Buchstaben auf dem Busticket vermerkt bekommen. Mein Sitzplatz in der ersten Reihe im oberen Abteil war allerdings auch so ziemlich VIP-mäßig, so dass ich trotz nächtlicher Fieberschübe im Schlafsack eingemurmelt doch recht akzeptabel schlafen konnte. Zumindest nach dem die Musik endlich ausgestellt wurde. Wie oft habe ich schon die Warnungen vor lauten Filmen in Bussen gelesen und es im Endeffekt, oh Überraschung, doch immer überlebt. Dieses Mal habe ich nichts gelesen, aber war mir zeitweise nicht so sicher, ob ich das wirklich überstehen würde. Ohne scheiß, Zwei Stunden lang saß ich da wie ein bockiges Kleinkind und habe mir die Ohren zugehalten, weil mir diese Thai-Komödie in einer absolut kranken Lautstärke ansonsten mindestens den Verstand geraubt hätte.

Wie auch immer, am nächsten Morgen bin ich ausgeschlafen in Nong Khai angekommen und 15 Minuten später setzte mich der Tuk Tuk-Fahrer an der Grenze ab. Die Einheimischen sind alle etwa 3-4km vor dem Busbahnhof ausgestiegen und von dort mit einem geteilten Tuk Tuk zur Grenze, die Falangs werden bis zum Busbahnhof gebracht. Einer muss ja die Taschen der privaten Tuk Tuk-Fahrer füllen. Das Wort „Falang“ ist auch so eine Sache für sich. Heiß wohl so viel wie „Ausländer“, fühlt sich aber öfters eher wie ein „Kanacke“ oder „Nigger“ an... Oftmals habe ich das Gefühl, dass nicht nur die Immigrationsbehörde ziemlich rassistisch ist, aber ich mag mich auch irren. Nach kurzem Schlangestehen gab es den thailändischen Ausreisestempel in den Pass und für ein paar weitere Baht durfte der vorgeschriebene und alternativlose Bus zur Brückenüberquerung geentert werden. Ein weiterer geschickter Schachzug von gewiften Geschäftsmännern. „Du darfst die Brücke nicht zu Fuß überqueren, sondern musst unseren Bus nehmen, der allerdings 20 Baht kostet“... Fair genug um aufs Visum zu verzichten sind die Laoten nicht, dafür machen sie es einem zumindest nicht unnötig schwer. Gegen das Ausfüllen der üblichen Fragen, der Abgabe eines Passfotos und 30 US-Dollar bekommt man das Visum binnen einer halben Stunde direkt an der Grenze. Die Wartezeit nutzten etliche Minibusfahrer zum verhandeln und für 10.000 Kip (=1€) setzte uns (meiner eine plus eine handvoll anderer Leute mit Visaproblemen) vor der dem thailändischen Konsulat ab. Dort das gleiche Spiel wie immer. Zettel ausfüllen, Ausweis und Visa-Kopien beilegen, das gleiche mit dem Passfoto, dann anstellen und alles zusammen abgeben. Im Gegenzug gab es eine Quittung und die Auskunft, dass ich den Pass inklusive Visum am Folgetag abholen kann. Das 60-Tage-Visum (verlängerbar um weitere 30 Tage) kostet 2000 Baht bei mehrfacher Einreise (1000B für die einfache Einreise). Eine Schweizerin wies mir den Weg ins touristische Zentrum, welches aus einigen Straßen mit Gasehäusern, Hotels, Restaurants und Tour-Anbietern am Fuße des Mekong-Flußes, besteht. Noch eine Mahlzeit eingeschmissen und dann für 50.000 Kip im sauberen 6er-Dorm eingecheckt. Stolzer Preis für ein Dorm, wenn man bedenkt, dass Lao eines der finanziell ärmeren Länder der Region ist. Außerhalb der Hauptstadt Viantiane (und Luang Prabang) ist das Preis-/Leistungsverhältnis etwas besser, wo man dann ab 30.000 schon ein einfaches Einzelzimmer finden kann. Aber alles in allem kommt es bei weitem nicht an die Nachbarländer heran. Auf den Schreck, in Wirklichkeit wohl eher ob der Tatsache, dass ich mehr oder weniger den Großteil des Januars entweder mit Fieber im Bett oder im Tattoostudio verbracht habe, war ein Nickerchen notwendig. Weil das kleine und alte Nationalstadion total zentral und damit sogar von meinem Gasthaus aus ersichtlich war am frühen Nachmittag mal herüber gelatscht und mich bezüglich Fußball schlau gemacht. Die Liga sollte erst am 4.2. starten, dafür aber derzeit Qualifikationsspiele für selbige stattfinden, von denen allerdings nichts zu hören oder sehen war. Dafür machten sich auf dem Platz Spieler warm und ein Typ im Anzug bestätigt mir, dass hier gleich ein Spiel stattfinden würde und witterte gleich die Chance den ersten internationalen Star ins Team aufzunehmen. Den gefallen konnte ich ihn leider nicht tun, war dafür aber nun gewarnt, was das Spielniveau der kommenden 90 Minuten anbelangt, über das wir an dieser Stelle mal besser den Mantel des Schweigens hüllen. Kein Wunder, dass ich der einzige Zuschauer war, der sich das Gekicke über volle 90 Minuten gegeben hat. Und das obwohl locker 200 Leute im Stadion waren, allerdings überwiegend Laufkundschaft, die mal kurz herein schauten, oder Leichtathleten die sich auf der Tartanbahn dieses etwa 20.000 Zuschauer fassenden Stadions austobten. Na ja, mit offiziellem Schiedsrichtergespann und im Nationalstadion, war mir dieses Spiel auf jedem Fall gut genug, um es in meine laotischen Fußballgeschichte eingehen zu lassen. Das zweite Spiel musste dann aber doch nicht mehr sein, da zog ich doch lieber mein Bett vor...

Eigentlich sollte es ja bei einem kleinen Abstecher in Vientiane und in Lao bleiben, weil das Reggaefestival in Pai, im norden Thailands fest auf dem Plan stand. Da mein Gesundheitszustand aber immer noch alles andere als gut war, musste ich das irgendwann abhaken und blieb letztendlich Fünf Nächte in der laotischen Hauptstadt. Passiert ist in dieser Zeit recht wenig. Zweimal bin ich mit dem Fahrrad etwas durch die Stadt gefahren, aber viel zu sehen gibt es nicht. Mein persönliches Highlight ist der Patou Xai. Sieht aus wie der französische Triumphbogen, nur in klein und hässlich, weil noch nicht ganz zu Ende gestellt. Gebaut wurde er aus Beton, denen die USA dem Land für den Bau eines Flughafens zur Verfügung gestellt haben. Statt dessen hat man diesen aber lieber für dieses Bauwerk benutzt, um an die Freiheitskämpfer des Landes zu erinnern. Die USA hatten damit ausnahmsweise mal recht wenig zu tun, sieht man mal von Zwei Jahrzenten Krieg in den 60ern und 70ern ab und 2,5 Tonnen Sprengstoff pro Einwohner, die im Zuge des Vietnam-Kriegs über Lao abgeworfen wurden und noch heute Landarbeitern zum Verhängnis werden, ab. Viel mehr waren es erst die Siamesen, dann die Franzosen, kurz die Japaner und dann wieder die Franzosen, die hier ihr Unwesen trieben. Seit 1949 ist Lao unabhängig und seit dem offiziell ein kommunistischer Staat, wobei außer den allgegenwärtigen Fahnen mit Hammer und Sichel nicht viel auf den Kommunismus hindeuten. Abends kann man ansonsten noch gemütlich an der schicken Uferpromenade des Mekongs herum spazieren. Das fasst auch schon ganz gut meine Tätigkeiten in dieser Zeit zusammen, wobei ich nach allen Zwei-Drei Stunden wieder erschöpft ins Bett gefallen bin. Ich weiß nicht welcher Gesundheitszustand zu der Zeit schlechter war. Meiner, oder der des Opium-abhängigen Italieners im Bett nebenan... Einen Abend habe ich mich noch mit Elvis, einen der wenigen fußballbegeisterten Einheimischen getroffen. Der Gute steht mit 28 Jahren für hiesige Verhältnisse recht spät vor der Heirat und muss nun schweren Herzens die anderen Vier Freundinnen abschießen. Unfassbar, selbst die Asiaten träumen, oder wie in diesem Fall, haben mehrere Frauen zeitgleich. Da kann mir keiner sagen, dass Monogamie etwas natürliches ist... Wo wir gerade beim Thema sind: Zwischen unverheirateten Ausländern und Einheimischen ist jeder intimer Kontakt verboten. Kein Plan weshalb, aber ich vermute Mal, dass dieses Gesetz nicht nur die Tasche von korrupten Bullen füllen soll, sondern auch die Einheimischen Damen davor sich zu verkaufen. Aber die Sextouristen Pattayas sind nicht dumm, und bringen daher einfach eine Thailänderin für die kurze Dauer ihres Aufenthalts zwecks Visa-Erneuerung mit. Wobei ich bei der geistigen Verfassung des ein oder anderen dieser Kategorie auch stark daran Zweifel, dass er diesen Kurztrip alleine bewerkstelligen könnte... Die einen haben die Kohle, die anderen stehen im Leben. Ergänzt sich doch prima, was?!

Am Samstag sollte dann doch ein Qualifikationsspiel der Lao League stattfinden. Sogar im großen Nationalstadion, 16km außerhalb der Stadt. Sogar? Laut Auskunft eines Offiziellen finden ALLE Ligaspiele in diesem Stadion statt. Per Jumbo (die Großversion des Tuk Tuk) ging es bis zum Südbahnhof und dann weiter mit einem normalen Bus, so dass ich kurz vor dem angesetzten Anstoß ankam und damit noch reichlich früh dran war, da die Spieler auch erst nach und nach mit dem Aufwärmen begannen. 45 Minuten später, planmäßig sollte der Schiedsrichter nun zur Halbzeit pfeifen, verschwanden sie wieder in der Kabine und anstatt mit ihren 11 Helden zurück aufs Feld zu kehren, durften sie sich wieder umziehen. Dummerweise hatten beide die selben Trikotfarbe, weshalb das Spiel kurzerhand abgesagt werden musste. Die Tatsache, dass weder die eine, noch die andere Mannschaft über einheitliche Trikotsets verfügte, lässt auch nicht auf ein baldiges Aufeinandertreffen der beiden Teams treffen und verdeutlicht die Tatsache, dass auch der Erstligafußball einen Amateur-Charakter hat. Halb so wild, die „Qualifikationsspiele“ sind ohnehin nur Testspiele, wie mir ein Engländer der Gastmannschaft mitteilte. Dieser ist während seines Freiwilligendienstes in Lao kurzerhand nebenbei zum Erstligaspieler mutiert... Insgeheim war ich sogar froh, das mir eine 90 minütige Horrorshow erspart geblieben ist. Schlechten Fußball habe ich bereits vor ein paar Tagen gesehen und am heutigen Tage dazu noch einen wunderbar komischen Einblick in den laotischen Fußball bekommen. Was will man mehr? Zumal ich auch heute wieder der einzige Mensch im weiten Rund war, der weder Journalist, noch Angehöriger einer der Spieler war. Gut, das Kreuzchen beim doch recht modernen Nationalstadion darf ich leider nicht machen, dafür hätte ich wohl noch 90 Minuten beim folgenden Testspielknaller zwischen der laotischen U21 Nationalelf und den Grenznachbarn aus Nong Khai absitzen müssen... Aber ne, ich hatte eindeutig genug sehen und wollte so langsam auch mal weiter. Der Nachtbus nach Luang Prabang wartete... Vor dem Stadion einfach mal den Daumen heraus gehalten und 10 Minuten später hielt ein Geschäftsmann, der allerhand interessantes zu erzählen hatte und mich darüber hinaus eine halbe Stunde später am Nordbahnhof absetzte. Viele Reisende jammern stets über die vielen anderen Reisenden und Touristen, welche die Reise weniger authentisch erscheinen lassen. Ich gehöre definitiv dazu und es stimmt, dass zum Beispiel das Zentrum von Vientiane recht überlaufen von Touristen ist. Aber das schöne in Südostasien ist, dass es schon ausreicht einfach ganz normal zum Busbahnhof zu fahren und einen normalen Bus zu nehmen. Und schon ist man nur noch unter Einheimischen. Der für die Touris entwickelte Parallelwelt mit eigenen Fortbewegungsmitteln sei Dank... Für etwa 100.000 Kip gab es das Ticket für die 12-stündige Nachtfahrt nach Luang Prabang, von der ich euch dann die Tage erzähle! Schließlich konnte ich es nun, wo das Festival in Pai längst ad Acta gelegt wurde, in Ruhe den Rest des Landes erkunden.

1 Kommentar:

  1. Hallo, das sind wirklich super schöne Bilder ! Zudem finde ich das Blog hier auch echt gut und ich schaue gerne mal wieder rein, Gruß Peter

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