Freitag, 27. Januar 2012

Farbe und Schmerz in Pattaya


Argh, das mit dem regelmäßigen Bloggen hat bisher noch nicht so geklappt. Nur gut, dass die letzten Wochen nicht viel passiert ist und daher einfach aufzuarbeiten sind.
Bis vor einigen paar Tagen habe ich wie gehabt bei Klaus gewohnt. Mit der einzigen Unregelmäßigkeit, dass ich Zweimal für jeweils ein paar Tage alleine im großen Haus war und auf die Tiere (Drei Hunde, ein Vogel und einige Fische) aufgepasst habe.

Etwas Abwechslung bot ein von Klaus organisierter Tagesausflug mit einem Boot zu Zwei nahe gelegenen Inseln, was einen schönen und entspannten Sonntag darstellte.

Eben so das Pokalfinale zwischen Muang Thong und Buriram im kleinen Nationalstadion (Suphachalasai-Stadion) in Bangkok. Lupus war natürlich auch am Start, so dass wir gemeinsam den Sieg für Buriram vor etwa 15.000 Zuschauern beobachteten. Da Buriram nun Meister und Pokalsieger ist, rückt der Ligazweite Chonburi ins internationale Geschäft nach. Die Kurven waren beide sehr gut gefüllt, logischerweise mit Vorteil für Muang Thong. War echt ein ziemlich guter Auftritt von den Jungs, wobei auch hier nicht alles Gold ist was glänzt. Die kleine Blockfahne mit der „12“, dem „Ultras“-Schriftzug und dem „Coca Cola“-Label spricht da Bände. In Italien waren lange Jahre erst nur die Ultras da, in Deutschland haben sie sich gegründet, als der Kommerz überhand genommen hat und arrangieren sich nun mit ihm und hier im asiatischen Fußball ist Kommerz der Antrieb und die Existenzgrundlage für Fußball und Ultras. So wird der magische Name halt nicht nur bei uns in Deutschland durch den Dreck gezogen, sondern die Asiaten zeigen einmal mehr, dass Getreu dem Motto „schlimmer geht’s immer“ alles möglich ist... Und wie gesagt, eigentlich war das echt ein feiner Auftritt von den Ultras Muong Thong und der N-Zone. Lichtjahre entfernt vom heutigen gegenüber, wo jeder ein gesponsortes Einheitsoutfit trug, keine einzige Fahne selbst gemalt ist und man sich wundert, dass nur ganze Sechs Busse zu diesem Spiel vom Verein gestellt worden sind (wobei auch dort akkustisch und optisch gut was los war). Einzig diese Gleichgültigkeit in den Gesichtern nach Spielschluss ließ auch bei den Rot-Weißen an der Echtheit ihrer Gesänge zweifeln. Apropos Gesänge. Da hat wohl jemand die Playlist der Urawa Diamonds studiert plus ein paar gemischten Gesangseinlagen aus Europa. Aber zurück zu den Gesichtern nach Spielschsluss: Ohne Scheiß, hätte ich es nicht gewusst, hätte ich es weder an denen der Verlierer, noch in denen der Gewinnern ablesen können, wer vor wenigen Minuten das spannende Pokalfinale nach der Verlängerung gewonnen hat. Na ja, trotzdem sicherlich das beste Stadionerlebnis hier in Thailand bisher. Ab zum Busbahnhof und mit dem letzten Bus um 23 Uhr zurück nach Pattaya...

An einen weiteren außergewöhnlichen Abend will ich euch ebenfalls teilhaben lassen, einfach weil er das Nachtleben Pattaya's so wunderschön zusammenfasst. So habe ich mich noch mit einem normalen thailändischen Mädel, einer Studentin aus dem Norden im Urlaub, getroffen. Dank www ist es hier doch möglich normale Frauen kennen zu lernen... Das besondere an dem Abend war keinesfalls meine Begleitung, sondern viel mehr eine ältere Frau, die sie zuvor kennengelernt hatte. Diese war 45 und hatte ihr halbes Leben in Pattaya verbracht und demnach natürlich viel zu erzählen. Viel erzählte sie von ihrem englischen Freund. Einmal hatte sie sich schon von ihm getrennt, weil er sie immer wieder betrogen hatte. Mit der gemeinsamen Zeit wachsen halt die Ansprüche und irgendwann fordert selbst eine einsteige Nutte mehr als nur Geld. Sie macht also Schluss und er will sie wieder. Madame ist nicht dumm, traut dem Kerl nicht mehr und fordert glatte 5000 Baht täglich, um es weiterhin mit ihm auszuhalten. Das sind gute 100 Euro, täglich. Nachts kommt der Typ eh nicht mehr, weil zu voll, so dass sich die Zweisamkeit aufs Kochen des Katerfrühstücks beschränkt, zumal sie auch ihr eigenes Apartment hat. Heute hatte sie noch nichts von ihm gesehen, so dass wir zu Dritt los sind. Dank der Spendierlaune unserer Besserverdienerin klappte das mit dem nichts mehr trinken natürlich auch nicht... Zumal wir dann später noch ihren Gatten trafen. Rappelvoll in einer Bar, ordentlich Schnaps und Fünf junge Bargirls am Tisch, mit denen er abwechselnd rummachte. Nun kam halt noch seine bezahlte Frau dazu, die auch ab und zu mal die Zunge gewähren ließ... Dafür ließen Zwei der jungen und hübschen Bargirls nun komplett von ihm ab, von denen eine zuvor wohl auch schon nur zwecks kostenlosen Suff an seinem Tisch saß und die plumpen Versuche über sich ergehen ließ, und richteten ihr Visier auf mich. Schnell reinen Tisch gemacht, auf meine Begleitung verwiesen und erwähnt, dass ich ohnehin niemanden kaufen werde. Das ließ sie kalt, in Deutschland hätte ich sie locker auf sexuelle Belästigung verklagen können, hier gab es noch das Angebot oben drauf, dass sie nach Feierabend um Drei kostenlos mit mir mitkommen würde. Der entweder wirklich oder aber astrein behindert gesoffene Engländer in seinen späten 50ern fragte noch allen ernstes, warum die Mädels nicht an ihm interessiert sind und ballerte nun mehr und mehr Tips heraus. Erfolglos bei den beiden, die anderen freuten sich umso mehr. So gesehen haben die nämlich echt nen geilen Job. Jeden Tag kostenlos Saufen und dann können sie sich noch jemanden Aussuchen der ihnen für die traute Zweisamkeit ihren auferlegten Preis zahlt und oft genug finden sie wohl jemanden, der ihnen ihr ganzes Leben finanziert. Lange Rede kurzer Sinn: Hier spielen sich jeden Abend absolut kranke Geschichten ab. Dieser ganze Sextourismus ist überhaupt nicht mein Ding, aber interessant ist es hier alle Mal. Hier gibt’s die Geschichten, die das Leben schreibt, und die man nicht beim Kaffeklatsch am Sonntagnachmittag erfährt. Da meine Begleitung irgendwann unbedingt in so eine bescheuerte Disco wollte, trennten sich unsere Wege und die Bargirls waren längst im großen Nachtleben untergetaucht. Lediglich den Italienier, Marke Kumpeltyp mit Knasttattoo unterm Auge und ordentlich Schnee in der Nase, konnte ich wieder finden, so dass mit seinen Leuten noch bis halb Acht Morgens ordentlich einen drauf gemacht wurde, ehe es mit dem Roller heim ging. Da wären wohl zu den 200 Baht fürs Fahren ohne Führerschein noch weitere 200 Baht „Gebühr“ bei einer etwaigen Kontrolle fällig geworden...

Einen anderen Tag war Mojo dann noch für ein paar Stunden in der Stadt.  Es tut immer wieder wahnsinnig gut Freunde aus der Heimat zu sehen. Schade, dass er sich kurz darauf dann für das Kreuzfahrtschiff und damit gegen eine freuchtfröhliche Nacht inklusive Ping-Pong-Show entschieden hat.

Das waren jetzt Drei Tage aus diesem neuen Jahr. Die allermeiste Zeit habe ich entweder im Tattoostudio oder im Bett verbracht. Die ersten Fünf Stunden waren noch aufregend und haben mehr oder weniger Spaß gemacht. Die nächsten Fünf Stunden am Folgetag wurden dann mit der Zeit schon leicht nervig und eine Stunde später wieder daheim angekommen hatte ich Schüttelfrost und Fieber. Daher wurden ab dem Zeitpunkt ein Tag Pause (je nach Fieber auch mal nen Zweiten) gemacht und die Zeiten etwas gekürzt. Sprich entweder lag ich krank im Bett, oder habe mich halt im Studio quälen lassen :-)

Dann drohte dummerweise das 30-tägige Visum auszulaufen. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Ich dachte, ich könnte einfach um 30 Tage hier in Pattaya verlängern, aber falsch gedacht. Das gilt nämlich nur wenn man sich vor der Anreise ein richtiges Visum kauft, nicht aber bei den kostenlosen. So durfte ich zwar den gleichen happigen Preis von 1900 Baht berappen, Drei-Vier Stunden Lebenszeit vergeuden, aber bekam am Ende nur weitere Sieben Tage in den Pass gedrückt. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich diese ganze Visa-Scheiße hasse? Rhetorische Frage. Sicherlich nicht nur einmal... Aber mal im Ernst, das ist auch wirklich reine Geldmacherei. Für 7000 Baht flüsterte mir der Mockel, nach ewigen nachfragen von mir, würde es nämlich doch gehen. Touris werden günstig ins Land gelockt, sollen dann ihr Geld in Unmengen ausgeben und sich dann wieder verpissen, bevor sie sparsamer werden oder eventuell sogar auf die Idee kommen hier Geld zu verdienen... Noch eine kranke Anekdote, die ich beim Warten vor dem Gebäude beobachtet habe: Ein Russe wird mit Handschellen auf dem Rücken aus dem Jeep gezerrt und durch einen Hintereingang ins Büro gebracht. Soweit, so normal. Nach und nach trudeln Journalisten ein und auch ein Mr. Wichtig mit Polizeimarke am Gürtel und polierten Ferrari-Schuhen putzt sich heraus. Der Russe wird wieder in den Jeep gebracht, dieser fährt eine Runde und parkt wieder auf der selben Stelle vor der Immigration. Dieses Mal wird er von Mr. Wichtig aus dem Jeep gezerrt und dann wird ein paar Minuten für die Pressegeier gepost, ehe es doch wieder hinein ins Gebäude geht. Diese dreckigen Bullenschweine und der Presseabschaum sind echt überall auf der Welt der gleiche menschliche Abfall und sich für nichts zu schade...

Der Plan war nun also in der nächsten Woche das Tattoo durchzuboxen. Also wieder jeden zweiten Tag hin und wieder bis zu Vier Stunden gemacht und irgendwann dann trotzdem aufgegeben, weil das einfach zu knapp werden würde. Also Mitte der Woche gestoppt, weil nun das Fieber auch nicht mehr aufhörte und mich einigermaßen auskuriert und dann am Anfang der Woche vorerst von Klaus verabschiedetet. Hier auch noch Mal vielen Dank für die großartige Gastfreundschaft – ich habe mich die letzten Woche echt wie zu Hause und als Teil der (Exil-BVB)-Familie gefühlt. Noch war ich nicht ganz fit, aber am Montagabend startete der Nachtbus gen Laotische Grenze...


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