Mittwoch, 28. Dezember 2011

Wunderschönes Indonesien!


Am Montagabend bin ich also auf Bali, der indonesischen Urlaubsinsel Nummer Eins, gelandet. 25US$ mussten für das 30-Tages-Visum berappt werden und dann stand ich auch schon vor dem Flughafen und wurde, wie nicht anders erwartet, von etlichen Geldwechslern, Taxiafahrern und anderen Verbrechern belagert. Da ich wenig Lust auf mühsame Verhandlungen hatte, bin ich ein paar Meter aus dem Flughafen heraus und habe mich dann von einem Taxi für 20.000R (12.000R = 1€) zu einem Gasthaus (sauberes Doppelzimmer mit Bad und Frühstück für 100.000R) in Kuta bringen lassen. Noch schnell etwas gefuttert und dann gegen das Nachtleben und für das Bett entschieden.

Der Folgetag begann ganz entspannt, bis ich beim Mittagessen entdeckte, dass derzeit doch der Ball in Indonesien rollt. Das passte natürlich hervorragend, da ich noch nicht genau wusste, wo ich die nächste Woche verbringen würde. Nur nicht in Kuta, dem Haupttouristenort, so viel war klar. Kuta ist auf der Liste der nervigsten Plätze ganz, ganz weit oben... Bali verfügt über keinen Erstligisten, allerdings würde am Folgetag auf der Hauptinsel Java Fußball gespielt. 470Km, das soll ja machbar sein. Bevor ich weitere Recherchen anstellen konnte – ich wusste immer noch ziemlich genau Null über Indonesien – schmierte das Internet ab, weshalb ich mich einfach so auf den Weg machte. Eine Karte von Bali verriet mir den Namen des Fährhafens gen Java – Gilimanuc – und den Spielort hatte ich auch, das sollte genügen. Laut Auskunft der als Touristen Information getarnten Touranbieter und sämtlicher Einheimischer gebe es keinen öffentlich Verkehr in Kuta, aber jeder könnte mir natürlich ein Taxi oder ähnliches vermitteln. Ne ne, dann lauf ich lieber 20 Minuten, bevor ich aus dem Touristenstrip raus bin und wieder freundliche Menschen finde, die mich ins nächste Bemo (Minibus) nach Denpasar setzen. Dort stand der Bus bis zur Fähre bereit, so dass ich dort am Abend ohne große Zeitverschwendung ankam. Die Fahrt war ein landschaftlicher Traum und es scheint so, als wäre Bali, abseits von Kuta und Co., doch eine recht sehenswerte Insel. Wie auch immer, Zwei Leute aus dem Bus wiesen mir den Weg auf die Fähre und während der stündlichen Überfahrt fand sich ein englischsprachiger Einheimischer, der mich mit etlichen Informationen für die Weiterfahrt versorgte. Auf der anderen Seite angekommen beschloss ich mein Nachtlager aufzuschlagen. Das Schild „Beach Hotel“ sah etwas zu teuer aus, aber Fragen kostet bekanntlich nichts, und stellte sich als die richtige Entscheidung heraus: Das günstigste Zimmer mit kalter African-Style Dusche (Becher zum über den Kopf schütten) gab es für 30.000R. Da wurde natürlich direkt eingeschlagen und nach einer Mahlzeit am Straßenrand (10.000R inkl. Getränk) ging es ins Reich der Träume.

Schließlich erwartete ich um Fünf Uhr Morgens geweckt zu werden. Das haben die Ottos natürlich vergessen, aber meine, noch arbeitsgeschädigte biologische Zeituhr riss mich nur eine Stunde später von selber aus dem Schlaf. Der Verkehr ist ein absolutes Chaos. Autobahnen sind Fehlanzeige, es gibt einzig einspurige Straßen, die fast ausschließlich durch kleine Dörfer führen und die von Bussen, jeder Menge Rollern und Fußgängern geteilt werden müssen. Da fällt es nicht schwer zu glauben, dass Java die am dichtesten besiedelte Insel der Welt ist. In der Konsequenz brauchte ich für die verbliebenen 270km geschlagene Zehn Stunden bis nach Malang. Am Busbahnhof schnell aufs Motorradtaxi aufgesprungen und mit 30 Minuten Verspätung im reinen und werbefreien Fußbalstadion von Arema angekommen:

Das Ligasystem ist komplett verwirrend, da es seit dieser Saison Zwei separate Ligen gibt. Die IPL (Indonesien Premier League) wurde neu gegründet und hat kurzerhand die ISL (Indonesien Super League) als führende Fußballliga abgelöst. Einige Vereine, wie auch Arema, haben sich kurzerhand geteilt, und spielen nun in beiden Ligen mit. Klingt verwirrend – ist es auch. Arema hat den Ruf die besten Fans des Landes zu haben, dafür war ich heute etwas enttäuscht. Mit 15.000 Zuschauern war dieses bedeutungslose Spiel zwar recht gut besucht, aber etwas mehr als 150 singende Ultras hatte ich mir doch erhofft. Obgleich diese 150, zugegeben sehr junge Fanatiker, einen super Auftritt aufs Parkett legten. Die restlichen Stadionbesucher wollten sich leider nicht einmal mehr zum Mitsingen animieren lassen, als die Gastgeber das Spiel noch zu ihren Gunsten drehten. Wie auch immer, für asiatische Verhältnisse war das trotzdem okay. Dies war wohlgemerkt ein Spiel der neuen IPL. Verglichen mit dem Gastauftritt von Arema bei Gresik in der alten ISL ein paar Tage später, lässt dies den Schluß zu, dass ein Großteil der Fanatiker beim alten Verein bleiben. Obgleich mir wirklich jeder befragte versichert hat, dass er beide Vereine gleichermaßen unterstützt. Letztendlich gewann Arema das Spiel 2:1 gegen die Gäste aus dem Nordosten des Landes, PSMS, von denen keiner mitgereist war.

Die Hotelsuche gestaltete sich etwas schwierig, weil die ersten beiden Anlaufstellen ausgebucht waren, so dass ich erst im dritten Anlauf für überteuerte 100.000R fündig wurde. Und wieder ab ins Bett. Bisher hatte ich neben Bussen, Betten und dem einen Spiel noch nicht viel gesehen und wusste immer noch herzlich wenig darüber, wo ich mich überhaupt befand.

Das änderte sich dann aber schlagartig am nächsten Tag. Etwas Internetrecherche und ein ausführlicher Spaziergang durch die Stadt gaben mir einen ersten, verdammt positiven Eindruck, von diesem Land. Letzteres wurde später mit einer im Hotel kennengelernten Südafrikanerin wiederholt. Die Gute war schon seit Fünf Jahren unterwegs und es tat verdammt gut, mal wieder mit ähnlich gepolten Reisenden zu schnacken. Mit dem Versprechen, nach dem wir beide die ganz Welt bereist haben, gemeinsam am schönsten Ort der Welt ein Hostel zu eröffnen, verabschiedeten wir uns am Folgetag wieder in verschiedene Richtungen.

Mein Ziel war das 90km nördlich gelegene Surabaya, mit 2.7 Millionen Menschen die Zweitgrößte Stadt des Landes. Der Zug brauchte „nur“ gute Drei Stunden und kostete gerade mal 4.500R und bekam deshalb natürlich den Zuschlag. Unterkünfte in den großen Städten scheinen deutlich teurer zu sein, aber für 100.000R bekam ich auch hier ein wirklich gutes Zimmer inkl. Frühstück in zentraler Lage. Anschließend mal zur Touristeninfo, was sich kurz danach als überflüßig herausstellte. Nebenan war nämlich eine Deutschland-Ausstellung vom Goethe-Institut und die hübsche Wida führte mich nicht nur durch selbige, sondern zeigte mir in den kommenden Tagen auch den Rest der Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Sinne gibt es nicht, aber all die neuen Eindrücke, das leckere Essen und die super freundlichen Menschen, sind ohnehin tausend Mal interessanter, als irgendwelche tollen Gebäude, von denen man Drei Fotos schießt und dann meint, die Stadt gesehen zu haben.

Das Highlight war auf jeden Fall der Fußballbesuch im benachbarten Gresik. Wida bestand darauf mit dem Verkehrsmittel Nummero Uno, dem Roller, zu fahren und gab auch nicht nach, als es kurz nach Abfahrt ziemlich übel zu schütten anfing. Anfangs stellten wir uns noch unter und konnten nur zusehen, wie in den Straßen binnen Sekunden das Wasser knie hoch stand. Die Einheimischen ignorierten dies entweder, oder im Falle der ganzen Kids, fanden gefallen an der Möglichkeit, im Chaos zwischen Rollern, Bemos und LKW's zu plantschen und sich von den Fahrzeugen durchs Wasser ziehen zu lassen. Na ja, sauberer als die Flüsse dürfte diese Art von temporären Fluß mit Sicherheit gewesen sein. Der Anstoß rückte näher und es war noch eine Stunde zu fahren, weshalb wir irgendwann die Schuhe auszogen und ebenfalls durchs Wasser „fuhren“. Total durchnässt kamen wir 30 Minuten vor Anstoß am Stadion an und ich staunte nicht schlecht als ich sah, was hier los war. Ordentliches Gewusel und 80% der Leute in gelben Ultras-T-Shirts. Das 25.000 Zuschauer fassende Thri Dhama Stadion war rappelvoll, Ultras Fahnen im ganzen Rund und dazu 600 Fans aus Malang im Gästeblock, in dessen nach und nach noch weitere vereinzelte Fans hinein kletterten. Wie auch immer sie das angestellt haben, da der Rand der Kurve sicherlich 25 Meter über dem Erdboden liegt. Beide Kurven machten auch sichtbar ganz gut Dampf, zwischen ein paar Hundert und ein paar Tausend im Heimbereich, und durchgängig locker 95% der Leute im Gästeblock, was aber leider meist nur optisch erahnbar war. Grund dafür, die unzähligen Tröten, vor allem auf der einzig überdachten Haupttribüne, auf der wir uns befanden. Argh, ohne diese Mistdinger, wäre es echt ein richtiger Knaller gewesen, so konnte das meiste leider nur erahnt werden. Geil auch, als es Mitte der ersten Halbzeit wieder richtig extrem anfing zu regnen, was sich dann auch über den weiteren Spielverlauf fortsetzte. Die sonst bekannte und befürchtete Abwanderwelle auf den Tribünen blieb aber aus. Keiner rührte sich, im Gegenteil, es stachelte die Leute nur noch mehr an. Vor allem die Jungs von Arema. Wahnsinn, was die da im Gästeblock fabrizierten, obwohl sie auf dem Platz total untergingen (im wahrsten Sinne des Wortes, in Deutschland hätte man das Spiel aufgrund der Wassermassen längst abgebrochen...). Wundeschönes Tifo, dazu auch Zwei fette Pyroshows, erinnerte stark an Italien. Dazu einige bekannte Melodien aus Argentinien, und einige unbekannte, allerdings nicht weniger, schöne Melodien. Und das ganze getragen vom ganzen Block. Ohne scheiß, diese 600 Fanatiker tragen ihre Ultras-Shirts mal sowas von zu Recht, die bräuchten sich vor keiner Fanszene verstecken! Bleibt nur zu hoffen, dass ich den Mob noch mal ohne nervige Tröten der Heimfans bestaunen kann.

Am nächsten Tag gab es noch ein wenig Gesichte und Kultur, was hier durchaus interessant ist. Das alte Spiel. Erst kommen die Kolonialmächte, in diesen Fall Japan und die Niederlande. Dann wurden diese, von den einheimischen Freiheitskämpfern bezwungen und bevor sich die USA anschauen, wie eine Nation wirklich Freiheit erreicht, finden und finanzieren sie lieber eine Marionette, die ihre Wirtschaftsinteressen durchsetzt. In diesem Fall Suharto der durch einen Militärputsch, der etwa eine Millionen Menschen das Leben kostete, an die Macht kam. Aber dafür können wir heute in unzähligen modernen Malls shoppen gehen, ist doch auch was feines! Begleitet wurde die Stadtführung mit einigen Fotosessions. Viele Ausländer scheinen sich hier nicht hin zu verirren, gepaart mit dem asiatischen Fotofetishismus, könnt ihr euch ja nun selber ausmalen, was das für mich zur Folge hatte. Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben, 1000R fürs Foto nehmen und auf die Arbeit in Karratha scheißen?! Und das war's dann auch schon mit meinem Aufenthalt in Indonesien. Was ein geiles Land! Würde ich in Bangkok nicht so viele Freunde treffen, dann hätte ich glatt auf den Weiterflug von Bali nach Bangkok geschissen und wäre erst Mal ein paar Wochen hier geblieben. Aber das läuft ja nicht weg, bevor es zurück nach Australien geht, werde ich hier noch einige Zeit verbringen und das ein oder andere Fußballspiel mitnehmen, so viel steht fest. Ausführlich von Wida verabschiedet und letztendlich erst den 18h, statt den geplanten 14h Direktbus nach Denpasar genommen. 140.000R kostet der Spaß, etwas teurer, als das ganze zu stückeln, dafür aber auch ein paar Stunden schneller und kein nerviges Umsteigen mitten in der Nacht. Mit einem Balinese den Lift nach Kuta geteilt und von ihm dann die wenigen Meter zum Flughafen gebracht worden, wo ich auch nicht viel später hätte eintrudeln dürfen. 150.000R Ausreisegebühr mussten noch berappt werden und kurz darauf saßen Nicki und ich, auch schon im Flieger. Perfektes Timing von uns beiden, eher semi-perfektes Timing von Julian, der am Vorabend noch mit Nicki in Kuta Feiern war und eigentlich den selben Flug nehmen wollte, aber offenbar verpennt hat?!

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