Sonntag, 12. Juni 2011

Willkommen in der kältesten (und vermutlich hässlichsten) Haupstadt der Welt


Dementsprechend natürlich wieder bis zum Nachmittag geratzt. Der Weckversuch der hübschen Russin an Marius um 9 Uhr Morgens war also nicht von Erfolg gekrönt. War aber auch gut so, schließlich hatten wir bei der gestrigen Kneipensuche beiläufig bereits alles von der Stadt gesehen. Wahrlich keine Perle, vor allem wenn man zuvor schon die ein oder andere Sowjetische Stadt gesehen hat. Mit Internet und Essen also auch die nächsten Stunden noch gut rumbekommen und am Abend bestiegen wir dann den Nachtzug, der uns Sieben Stunden später in Ulan Ude absetzen sollte. Wir hatten uns für die Vierte Klasse entschieden, was normale Sitzplätze im Liegewagenabteil waren. Im Zug wurde dann erstmals richtig deutlich, dass wir uns schon in Asien befinden. Stück für Stück, besser gesagt Kilometer für Kilometer, sehen die Leute immer asiatischer aus und im Zugabteil traf das eigentlich auf jeden zu, was wohl daran liegen mag, dass in Ulan Ude 50% der Bevölkerung mongolischen Ursprungs sind. Nicht nur optisch wurde dies deutlich, sondern auch im Verhalten der Leute. Überall ein riesen Gewusel von planlosen Menschen. Beispiel gefällig? Lukas und ich sitzen mit Vier anderen Personen auf unseren Plätzen. Zwei von denen möchten mit einem anderem Typen Kartenspielen, der ungünstigerweise auf der anderen Seite des Ganges sitzt. Auf die Idee die Plätze zu tauschen kommt keiner und auch nach dem Lukas von sich aus mit Handzeichen deutlich macht, dass man dieses Problem sehr wohl sehr einfach lösen kann, dauert es noch eine gute Weile, bis es alle kapiert haben und die beiden die Plätze tauschen. Völlig überrascht von diesem grandiosen Einfall. Viel mit Schlafen war die Nacht nicht, aber unser Schlafrythmus ist eh total im Arsch. So quatschten wir die Nacht etwas mit Zwei Studentinnen, ließen uns von russischen Vollasis zum Wodkatrinken drängen und stoßten noch auf Lukas' Geburtstag an.

Morgens dann in Ulan Ude angekommen. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen die Stadt in Ruhe anzuschauen, aber auf dem Weg zur Busstation, beziehungsweise zu dem Platz wo der tägliche 7:30 Uhr Bus nach Ulan Baatar fährt, hatten wir eh schon wieder alles gesehen und entschieden uns dann schnell dazu, diesen Bus zu nehmen. 1000R wurden für die 12 stündige Busfahrt, inklusive problemlosen Grenzübertritt fällig. Zwischen der kleinen mongolischen Grenzstadt und der Hauptstadt Ulan Baatar (UB) ist quasi nichts, außer hier und da ein paar Jurten, die mobilen Unterkünfte der Nomaden. Schon krass, das Land ist dreimal so groß wie Deutschland, es leben dort allerdings nur etwa 3 Millionen Menschen und davon die Hälfte in der Hauptstadt UB. Aber selbst dort findet man noch vereinzelt Jurten. Weil wir keinen Plan hatten wo wir genau waren für 5000 Tugriks (1€ = 1800T) zum Hostel Gobi fahren lassen und dort für 6US$ pro Nacht im Dorm eingecheckt. Auch das Essen und Bier anschließend war wesentlich günstiger als im doch recht teuren Russland... Dafür ist das Nachtleben eine Katastrophe. Alle Kneipen machen um 24 Uhr dicht und danach haben nur noch pseudoschickimicki Nachtclubs auf, weshalb wir Kneipenkinder unverrichteter Dinge recht früh ins Bett fielen.

Was uns natürlich nicht davon abhielt mal wieder bis zum Mittag zu ratzen. Im Hostel schon mal bezüglich einer mehrtägigen Tour durchs Land erkundet und dann führte unser erster Weg zum Fußballstadion, wo angeblich auch der Verband seinen Sitz hat. War natürlich nicht so, aber beim Anblick des Stadions war schnell klar, dass dort die nächsten Tage nichts passieren würde. Bis Juli ist wohl noch Sommerpause, aber wir hatten schon noch die leise Hoffnung auf ein Testspiel oder ähnlichem. Im kleinen Stadion nebenan erfuhren wir schließlich von einem U17-Turnier am Folgetag. Bevor wir dem Nachtleben eine zweite Chane gaben, musste ich mich noch mit der nervigen Visabeschaffung für China beschäftigen. Problem ist, dass man dem Antrag neben 60US$ und dem üblichen Papierkram noch Hin- und Rückflugtickets beilegen muss, die ich nicht besaß. Die Fluggesellschaft, welche einem solche wohl einfach ausstellt, hatte leider schon zu und die freundlichen Mädels im Hostel kannten auch keine Alternative. Da ich das Visum aber unbedingt am Montagmorgen vor dem Beginn unserer Tour beantragen musste, konnte ich auch nicht länger warten. Also mal auf gut Glück zu einer anderen Airline gelatscht und siehe da, Fünf Minuten später hatte ich eine vorläufige Flugbestätigung in meinen Händen. Dieses mal konnte ich, nach dem die Bar mal wieder viel zu früh zumachte, Thomas und Marius immerhin noch dazu motivieren, uns mal so einen Nachtclub von innen anzuschauen. Aber 5000T ärmer, war schnell klar, dass mongolische Discos genauso scheiße wie andere Discos sind. So wurde der Abend mit einer spontanen Tomatenschlacht im Hostel beendet.

Am nächsten Morgen mussten wir früh raus. Schnell den Verdacht geleugnet, dass wir gestern Nacht die besoffenen Typen, von denen der Besitzer gehört hatte, sind und dann wieder auf zum kleinen Stadion, wartete dort doch großartige Fußballkunst auf uns. Lange hatte ich über Sinn und Unsinn den Länderpunkt mit einem U17-Spiel zu machen nachgedacht und mich letztendlich von den anderen überzeugen lassen. Hätten eh nichts anderes machen können und mongolischer Erstligafußball wird wohl auch nicht viel besser sein, zumal das Drumherum mit dem Stadion mit einer kleinen Tribüne und Holzstufen drumherum (3.000 dürften reingehen), den Linienrichtern und so weiter auch recht professionell war. Der Rest des Tages wurde dann im Hostel abgegammelt. UB ist echt eine hässliche Stadt, Lukas' Vergleich zu Gelsenkirchen kommt nicht von ungefähr. Die sollten sich mal um eine Städtepartnerschaft bemühen... Dazu sind die Menschen auch noch recht unfreundlich und merkwürdig drauf. Reisen ist ja generell eine super Möglichkeit um mit Vorurteilen aufzuräumen. So habe ich bereits gelernt, dass anders als man nach einem Rundgang durch die Dortmunder Nordstadt vermuten könnte, Türken und Bulgaren ein total herzliches und freundliches Volk sind. Ich habe auch coole Israelis kennengelernt und sogar Amis getroffen, deren Horizont über Fastfood und PayTV hinausreicht. Und irgendwann lerne ich bestimmt auch noch gute Franzosen kennen ;-) Aber die Mongolen sind irgendwie schon ein komisches Volk... Nur gut, dass wir Morgenfrüh eine Sieben-Tägige-Tour durch das Land starten, fernab von hässlichen und versmogten Großstädten wie UB.

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