Mittwoch, 6. Juli 2011

Weiterreise nach China

So, gibt mal wieder einen Bericht. Neben Facebook und Co ist halt auch Blogspot in China gesperrt... Wer einen kostenlosen Proxyserver zum umgehen der Internetzensur kennt, der kann sich gerne mal melden, weil ich wohl noch ein paar weitere Wochen in China verweilen werde. Jetzt bin ich aber erst Mal für ein paar Tage in Macau, dem Las Vegas Asien's, und Versuche mich an den Pokertischen. Läuft bisher ganz gut und wenn das so weitergeht, dann werde ich ernsthaft in Erwägung ziehen mich hier niederzulassen und auf diese Art und Weise etwas Geld zu sparen. Der Traum kann aber leider auch wieder ganz schnell vorbei sein, da ich nicht annähernd die Rücklagen habe, die ich bräuchte. Aber dann kann ich immer noch weiter nach Australien und mich dort auf die Lohnsklaverei einlassen ;-)

Hier nun eine Zusammenfassung der letzten Wochen:

Der vorherige Bericht war echt ziemlich kurz. So hab ich zum Beispiel den Besuch im Nationalpark und den in der alten Hauptstadt während der Tour komplett vergessen zu erwähnen. Lag wohl daran, dass am Ende der Tour der Nationalpark mit seinem einem wilden Pferd, welches man mit dem Fernrohr gerade so erahnen konnte, nicht sonderlich spektakulär war, weil 99% des ganzes Landes eigentlich Nationalpark sein könnten. Auch die ehemalige Hauptstadt des unter Dschnigis Khan riesigen Mongolischen Reichs (reichte bis nach Europa) war eher weniger sehenswert, da kaum noch etwas stand. Aber schon krass, wenn man bedenkt, dass die Mongolen mal die mächtigste Nation der Welt waren. Da kann man nur von Glück reden, dass dieses planlose Volk heute nicht mehr an der Weltspitze steht...
Nun aber genug der Mongolei. Montagnachmittag ging es binnen 20 Stunden an die mongolisch/chinesische Grenze. Die Fahrt kostete rund 8€, und das obwohl ich mir sogar die Zweite Klasse gegönnt hab, obgleich hier die Zweite Klasse das gleiche wie in Russland die Dritte Klasse ist, sprich Platzkartny. Als die vorerst letzte Nacht im sowjetischen Großraumwagen einmal mehr während des monotonen Klackern des Zuges bestens verschlafen wurde, ging es am nächsten Morgen irgendwo im nirgendwo direkt in die Jeeps, die am Ende der Gleise bereit standen. Das Grenzprozedere dauerte knappe Fünf Stunden, weil wohl alle Insassen, des mit 25 Wagons endlos wirkenden Zuges, das gleiche Ziel hatten. Alles übrigens Mongolen, die wohl auf der anderen Seite groß Einkaufen, um dann am Ende des Tages wieder zurück nach UB zu reisen. Die Einreise nach China verlief dafür total problemlos und kurz darauf entließ uns der Fahrer in der chinesischen Grenzstadt Erlian. Natürlich nicht am Bahnhof, sondern vor einem riesigen Markt. Der Kontrast könnte größer nicht sein. Während die mongolische Grenzstadt aus ein paar Häusern und Jurten mitten in der Steppe besteht, empfing uns in China eine doppelspurig ausgebaute Straße, befahren von einem merkwürdigen Mix aus Neuwagen, Rollern und Rikschas. Links und Rechts säumten Shops und Boutiquen das Sraßenbild, und dort wo noch nichts stand, da stand zumindest schon ein Baukran. Wirkte irgendwie alles mehr wie ein gigantisches Outletcenter, als eine Stadt. Schnell war eine Bank gefunden an der ich Geld ziehen konnte (1€ = 9 Yuan) und für 6Y mal einen Milchshake gegönnt. Währenddessen versammelten sich 5-6 Chinesen um mich herum, die nur damit beschäftigt waren, mich schüchtern zu inspizieren. Das sollte sich auf der Straße nicht groß ändern. Aber anstatt wie in der Mongolei skeptisch beäugt zu werden, grüßten die Chinesen oftmals freundlich. Die Zwei Kilometer zum Busbahnhof legte ich mit purer Muskelkraft zurück, allerdings nicht mit meiner, sondern für 3Yuan mit der des Rikschfahrers. Für 200Yuan bekam ich ein Ticket für den nächsten Bus nach Beijing um 16:00, so dass noch einige Stunden totgeschlagen werden mussten. Gelang in einer chinesischen Fastfoodkette ganz gut (man zahlt so um 30Yuan für das Menü). Der Bus war eine Überraschung. Beim Einstieg müssen die Schuhe ausgezogen werden und anstatt Sitze, gibt es pro Reihe Drei kleine Doppelbetten. Ich passte da noch ganz gut rein, könnte für den ein oder anderen größer gewachsenden aber recht unbequem werden.

Dementsprechend die Nacht bestens verpennt, was auch gut so war, denn um Fünf Uhr Morgens kamen wir bereits in der chinesischen Hauptstadt Beijing an. Morgens um Fünf Uhr in einer Nebenstraße einer 20 Millionen Einwohner Metropole und Null Orientierungsmöglichkeiten, was gibt es schöneres? Die Tatsache, dass ich nicht wusste wo ich war, war noch zu verschmerzen. Viel problematischer war der Punkt, dass ich noch nicht wusste wo ich hin wollte, sprich in welchem Hostel die Schweizer waren. Internetcafes sind recht schwer zu finden, da es dafür einer besondere Lizenz benötigt. Und so dauerte es einige Zeit, bis ich endlich eins fand und der Chinesin dann auch noch weiß machen konnte, dass ich gern einen PC hätte (was wollen die Kunden in einem Inetcafe sonst?), um dann feststellen zu können, dass ich noch keine Mail bekommen hatte. Argh, was ein Reinfall. Dann also selber eins rausgesucht und mit dem 40Y Schnapper Namens Joys King Ho(s)tel nähe des Tiananmenplatzes fündig geworden. Ist tatsächlich eher ein Hotel als ein Hostel, aber die Preisleistung ist unschagbar. Noch eine günstige chinesische Mahlzeit eingeschmissen und dabei ganz vergessen, dass hier stets mit Stäbchen gegessen wird. Aber nach kurzer Zeit konnte sich die Besitzerin dieses Leid wohl nicht mehr mit ansehen und reicht mir einen Löffel. Das krieg ich aber schon noch hin in den nächsten Wochen ;-) Dann erst mal aufs Ohr gehauen und später etwas durch die Stadt gelaufen um die ersten Eindrücke der Stadt aufgesaugt. Gar nicht so chaotisch wie erwartet und irgendwie ein skuriler Mix aus dem typischen traditionellen China, so wie man es sich vorstellt, und einer modernen Stadt das 21. Jahrhunderts. Wobei man sich wohl von der Vorstellung, China sei ein Land, welches nur von chinesischen Reisbauern mit lustigen Hüten besteht, trennen sollte. Das trifft wohl nur noch auf den Westen des Landes zu... Als am Abend immer noch keine Meldung der Schweizer im Postfach war, wurde ich dann schon etwas nachdenklich. Aber da der für den heutigen Mittwoch angesetzte Spieltag kurzfristig abgesetzt wurde, habe ich mich dann damit abgefunden, dass die Jungs wohl spontan nach Tibet gefahren sind. Noch ordentlich für kleines Geld den Bauch vollgehauen – die chinesische Küche weiß jetzt schon zu überzeugen – und dann ins Bett.

Donnerstag mal gemütlich zum Tiananmenplatz geschlendert. Übersetzt bedeutet der Name so viel wie Platz des himmlischen Friedens, wobei dieser Ort nicht unbedingt mit Frieden assoziiert werden dürfte. Am 4. Juni 1989 wurde der Platz von einer studentischen Demokratiebewegung besetzt, die letztendlich mit Gewalt niedergeschlagen wurde, was etwa 2600 Tote und mehrere Tausend Verletzte mit sich zog plus etliche weitere Repressionen im Nachhinein. In den chinesischen Geschichtsbüchern wird dieser Vorfall wohl (wie vieles andere) verschwiegen und wenn sich die Regierung dann doch mal dazu äußert, dann rechtfertigt man das Massaker an das Volk damit, dass es für die Stabilität des Landes notwendig war. Wohl eher für die Stabilität der Partei... So blieben Proteste in den kommenden Jahre aus und erst in diesem Jahr, wohl inspiriert von den Aufständen in den arabischen Staaten, wurde wieder leise zu Protesten aufgerufen. Anschließend bin ich weiter in die Verbotene Stadt (60Y). Hier lebten bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Ming und Qing Dynastien. In der Zeit war es der normalen Bevölkerung verboten dieses große Arenal zu betreten, daher der Name. Kann man mal gesehen haben, aber sieht im Endeffekt alles gleich aus und das ganze gleicht eher einem Slamlonlauf um die unzähligen (asiatischen) Touristenhorden. Die sind hier nämlich genau so geil auf die sinnlosesten Bilder, wie überall anders auch... Einige Parks und interessante Viertel lagen auch noch auf dem Weg und als ich dann einen Fahrradverleih sah und die Füße bereits ordentlich am Schmerzen waren, dort zugeschlagen und für 30Y ein Rad gemietet und damit die nächsten Drei Stunden die Stadt auf dem Sattel erkundet. Kann ich nur jedem empfehlen der mal nach Beijing kommt! Die letzten 20 Minuten war absoluter Endspurt angesagt. 10 Sekunden nach dem ich das Rad wieder abgegeben hatte, folgte ein monsunartiger Regenfall. Ich schaffte es eben noch so in eine Bar zu springen, bevor es richtig los ging. Nur dumm, dass hier noch renoviert und es daher noch keine Getränke gab. So war ich da also nun gefangen und konnte mit ansehen wie sich die Straßen binnen Minuten in kleine Flüsse verwandelten. Schlauchboote hatte der Fahrradverleih leider nicht im Angebot, weshalb ich Zwei Stunden später, als der Regenfall etwas nachließ zu Fuß durch das Wasser watete. Am Ende natürlich trotzdem komplett durchnässt wieder am Hostel angekommen... Beim checken der Mails dann ein kleiner Schock. Ob Hähnel mir becheid gegeben hätte (hatte er, aber per Facebook, was hier wie viele anderen Seiten auch, gesperrt ist)?! Thomas wurde heute operiert, alle Drei sind nun in ein Krankenhaus in Beijing verlegt worden. Ach du kacke. Also wieder raus in den Regen. Dummerweise gab es Zwei Krankenhäuser mit diesem Namen. Das erste stellte sich als eine (geschlossene) Klinik in einem absolut kranken Nobelhotel heraus, also weiter zum Zweiten. An der letzten Metrostation wusste dann keiner Bescheid, obwohl ich mir sicher war, dass es keine 3 Kilometer von hier entfernt war. Nicht einmal die Taxifahrer. Ohne Straßennamen ist man hier aufgeschmissen. Grundsätzlich gilt, dass keiner irgendwas weiß... War auch schon 22 Uhr, also wohl oder übel die Suche auf den nächsten Tag verlegt.

Und in der Tat. Es waren vielleicht 2,5km von der Station bis zum Krankenhaus. 300 Meter vor diesem musste ich noch mal nachfragen und wurde natürlich in ein anderes Krankenhaus geschickt. Wozu haben die überhaupt Namen? Da wusste die Rezeptionistin auch nichts von dem fast benachbarten Krankenhaus, rief aber freundlicherweise dort an und an der anderen Seite des Hörers beschrieb man mir den Weg. Beim Anblick der Drei war ich erst mal recht geschockt, sahen sie doch echt scheiße aus. Sind wohl mit einem Minibus von Erlian nach Beijing, beziehungsweise kurz nach Fahrtantritt hatten sie einen Frontalcrash. Zwei Tote, ein Gelähmter, die beiden Spanierinnen, die im selben Hostel wie wir in UB waren lagen eine zeitlang im Koma und was mit den schwerverletzten Mongolen ist, wird man wohl nicht mehr erfahren. Krasse Scheiße. Angesichts dessen sind die paar kleineren Brüche und ganzen Wunden und Prellungen natürlich nichts. Die Tour ist natürlich nun beendet (wären wohl sonst noch bis übernächsten Sonntag gemeinsam unterwegs gewesen), aber in 2-3 Monaten sollte alles wieder paletti sein. Abends dann das Hostel gegen ein Hotel eingetauscht um den Mythen rund um den asiatischen Mädels mal auf den Grund zu gehen... 

Morgen gibt's dann wohl den nächsten Teil.

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