Mittwoch, 13. Juli 2011

Macau


Den ersten Tag in Macau habe ich noch Tourist gespielt. Geld gezogen (1€ = 11,5MOP) und dann mit einem der Shuttlebusse der Casinos kostenlos ins Zentrum fahren lassen und per Zufall fast am einzigen Hostel der Insel, der Augusters Lodge, ausgestiegen. Ein Bett war zwar nicht mehr frei, dafür bekam ich für die Nacht eine Liege in der Lobby für den halben Preis (60MOP) und dann mal etwas durch die Straßen geschlendert. Das Monte Carlo bzw. Las Vegas das Ostens – wie Macau immer wieder genannt wird – macht echt einen coolen Eindruck. Die Horden der Touristen tummeln sich überwiegend in den etlichen und total verrückten Casinos und Zwei Straßen weiter steht man plötzlich in menschenleeren engen Gassen im Kolonialstil. Dies ist wenig verwunderlich, ist Macau doch eine ehemalige portugiesische Kolonie, weshalb neben kantonesisch auch portugiesisch als Amtssprache gilt. 1999 wurde das Inselbündnis dann als Sonderverwaltungszone wieder in die Volksrepublik China eingegliedert, ist nun also eine Art eigener Staat inklusive eigener Regierung, Währung, Fußballverband und was noch so dazugehört, der aber trotzdem irgendwo noch der VR China untergeordnet ist. Ich bin dann per Bus zu der südlich gelegenen Insel Taipa weiter, die durch eine große Brücke mit Macau verbunden ist. Dort etwas in der netten Altstadt umher gewandert und am Abend dann ins Estádio Campo Desportivo, dem Nationalstadion. Kaum zu glauben, aber hier fand heute Abend tatsächlich ein Länderspiel zur WM-Quali 2014 zwischen Macau und Vietnam statt. Es stand weder in der Zeitung, noch irgendwo anders, geschweige denn, dass irgendwer von dem Spiel gewusst hätte und dementsprechend waren auch die Stadiontore geschlossen. Außer für den Gästesektor, der von etwa 100 Vietnamesen die hier und da mal etwas Krach machten, belagert wurde. Lag vermutlich an der 6:0 Niederlage aus dem Hinspiel. Ich schloss mich also notgedrungen den Vietnamesen an. Nach Jordanien – Vietnam also nun schon mein Zweites Spiel im Gästesektor. Wer weiß, vielleicht werde ich jetzt, wo ich in Deutschland eh bis 2014 Stadionverbot habe, halt zum Vietnam-Allesfahrer ;-) Ob der vielen Tore (dieses Mal nur ein 1:6) verlief das Spiel natürlich wie im Fluge. Die unbeholfenen Macaunesen konnten einen fast schon Leid tun... Aber wie will ein Staat, in dem Fußball nicht sonderlich populär ist und in dem keine 600.000 Menschen leben, sich auch ernsthaft für eine Weltmeisterschaft qualifizieren? Die nächsten 8-9 Tage sind schnell erzählt. Bin in die San Van Hospedaria (Einzelzimmer ist dafür mit 100MOP günstiger als nen Dorm im Hostel) umgezogen, einer günstigen und heruntergekommen Absteige im ehemaligen Rotlichtviertel und Drehort einiger Chackie Chan-Filme, und habe sonst die meiste Zeit an den Pokertischen der Casinos verbracht. Na gut, 4-5 Mal bin ich noch zur chinesischen Botschaft gelaufen und habe mich dort mit der Beantragung eines Visas herumgeplagt. Ich kann gar nicht beschrieben, wie sehr mir das auf die Eier ging. Und am Ende gab es leider auch nur ein Visa für Sieben Tage zur einmaligen Einreise, was bedeutet, dass ich mich noch mal mit dem Scheiß herumplagen muss die nächsten Wochen... Nun zum Poker. Einen Buy-In (2500HKD, Währung in den Casinos ist der Honk Kong Dollar, entspricht aber dem selben Wert des MOP) habe ich mir vorgenommen einzusetzen und hatte dann das Glück gleich am ersten Tag aufzudoppeln und Zwei Tage später ein 1000HKD Deepstack Turnier für 6400HKD als Zweiter abzuschließen. Eine zeit lang hatte ich wieder richtig Spaß am Pokern und habe schon überlegt hier ein günstiges Zimmer zu mieten und ein paar Monate zu bleiben. Bin dann aber recht schnell wieder in den alten Trott verfallen und habe nur noch recht gelangweilt die Hände heruntergespielt. Lag wohl daran, dass ich absolut keine Abwechslung hatte und Live-Fullring-Poker deutlich langweiliger als Heads Up ist. Dazu habe ich noch etwas Lehrgeld bezahlt, sprich immer mal wieder dumme Fehler gemacht. Außerdem pokert es sich ohne die passenden Rücklagen, die ich nicht ansatzweise habe, auch nicht so relaxt. Montagnacht kam es dann über mich und von jetzt auf gleich habe ich beschlossen hier bald wieder aufzubrechen und hab die Entscheidung dann mit einer philippinischen Familie ordentlich begossen. Mal schaun, vielleicht komme ich noch mal wieder, sobald ich die passenden Rücklagen habe. Trotz der vielen Regulars kann man hier sicherlich trotzdem ganz gut ein paar Tausend Euronen zur Seite legen im Monat... Nichts desto trotz waren die letzten 11 oder 12 Tage, ich weiß es gar nicht mehr so genau, ganz cool und mal eine Abwechslung und es sprangen auch noch ein bisschen Gewinn bei raus. Morgen früh werde ich dann wieder nach China, ist am Abend doch wieder Erstligafußball in Guangzhou. Mal schauen, ich habe leider nur ein Sieben-Tages-Visum für China. Wenn ich dies nicht verlängern kann, dann werde ich danach schon frühzeitig nach Hong Kong. Andernfalls noch etwas weiter durch China reisen, sprich ich bin wieder eine zeitlang nur per E-Mail erreichbar. Den August werde ich dann wohl in Vietnam verbringen und Ende August von dort aus nach Darwin (Australien) fliegen um dort zu arbeiten.

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