Dienstag, 3. Januar 2012

Feuchtfröhliches Thailand


Jetzt bin ich schon wieder gute Zwei Wochen in Thailand und habe immer noch nichts von mir hören lassen... Aber die beiden Wochen hatten es auch echt in sich. Gelandet bin ich mit Nicki in Bangkok. Nina haben wir dummerweise nicht gefunden, weshalb es zu zweit mit dem Zug und dann weiter mit dem Taxi zur bekannten und gefürchteten Khao San Road ging. Ich hatte schon viel über diese Straße gehört, kaum verwunderbar, ist sie doch sicher der bekannteste Anlaufpunkt für Backpacker auf der ganzen Welt. Es gibt nicht's, was man hier nicht bekommt. Allen voran eine Vielzahl an günstigen Übernachtungsmöglichkeiten, Essensständen und Kneipen. Bis hin zu gefälschten Papieren, Klamotten, Tattoos, Nutten und Ladyboys... Simon, unser italienischer Freund aus Karratha, hatte uns eine Anschrift einer günstigen Unterkunft gegeben, die wir zwar nicht auf Anhieb fanden, dafür stand er plötzlich vor uns und lotste uns zu selbiger. 250 Baht (40 Baht = 1€) fürs einfache, aber saubere Doppelzimmer mit eigenem Bad, das geht klar. Auch wenn Nicki nicht gaaanz so begeistert war, wie meiner einer. Anschließend ging es natürlich direkt in eine gemütliche Bar. Was hatte ich das nicht die letzten Monate vermisst. 80-120 Baht fürs große Bier, saufen ist hier doch verhältnismäßig teuer, aber wenn man frisch aus Australien kommt, dann natürlich immer noch ein Schnapper. Außerdem gab es heute, am 19.12. allen Grund dazu. Herzlichen Glückwunsch, großer Ballspielverein Borussia 09 Dortmund!! Nicki haute früh ab, Simon auch irgendwann, so dass ich am nächsten Tag leider niemanden hatte, der mir von den letzten Stunden der letzten Nacht erzählen konnte. Was zählt ist, dass ich alleine aufgewacht bin. Bei all den lauernden Ladyboys, die oftmals verdammt schwer von Frauen zu unterscheiden sind, kann das hier böse ins Auge gehen. Ich will gar nicht wissen, wie viele hier schon ein böses erwachen hatte. Das erklärt auch die hübschen Frauen mit zu Brei geschlagener Fresse...

Was macht man tagsüber in der Khao San Road? Ausschlafen, lecker Frühstücken und weiter schlafen, um am nächsten Abend wieder fit zu sein. Julian, der in der Tat im Vollrausch den Flug verschlafen hatte, war mittlerweile auch in Bangkok eingetrudelt, allerdings musste ich mich leider alsbald von der DME-Working-Class-Crew verabschieden. Den ersten ausgewanderten hatte ich ja schon vor Zwei Jahren in Buenos Aires besucht, nun stand ein Treffen mit Lupus, der hier auch schon ein paar Jahre lebt, auf dem Plan. Zuerst ging es in eine Bar, dann zeigte er mir die Soi Cowboy, eine von Drei großen Kneipenstraßen thailändischer Art. Sprich mit viel nackter Haut. Inklusive dem Drehort von Hangover Zwei. Wer will, kann die durchnummeriert an der Stange tanzenden Mädels daheim an seiner eigenen Stange tanzen lassen, wir hatten allerdings noch eine Verabredung mit dem BVB. Die Zeitverschiebung macht mich fertig, erst um 02:30 wurde das Pokalspiel gegen die Fortuna angepfiffen. Pro 15:30! Dafür kam ich in Lupus' hübschem Haus mal wieder in den Genuss ein BVB-Spiel ohne ruckeln verfolgen zu können und ein gewonnenes Elfmeterschießen sieht man ja auch nicht alle Tage. Lupus musste wenige Stunden später zur Arbeit, für mich kam die Verlängerung fast gelegen, da ich so ohne großes Warten passend zum 06:40er Zug nach Buri Ram am Bahnof stand.

Buri Ram, Haupstadt selbiger, landwirtschaftlich geprägter, Provinz liegt 400km nordöstlich von Bangkok. Acht Stunden braucht der Zug, plus die Zwei obligatorische Stunden Verspätung. Perfekt um Schlaf nachzuholen, zumindest wenn man nicht wie ich zu geizig für die Zweite Klasse ist, sondern um 80 Baht zu sparen, sich in der Dritten Klasse einbucht. Mit 170 Baht zwar ein echter Schnapper und die Sitze waren sogar leicht gepolstert, viel mit Schlafen war aber trotzdem nicht. Die 200.000 Einwohner Stadt hat mir von Anfang an gut gefallen. Alles, bis auf das neu gebaute Stadion, ist fußläufig erreichbar, es ist viel ruhiger und die Leute sind viel freundlicher, als im riesigen Bangkok. Touristen hat es eigentlich keine, weshalb sich die Hotelsuche auch etwas schwieriger gestaltete. Eins der wenigen Hotels befindet sich zwar 100m entfernt vom Bahnhof, sah dann aber doch zu gehoben aus. Na ja, irgendwann stand ich dann mangels Alternativen wieder vor diesem, um zu erfahren, dass das günstigste Zimmer für 220 Baht zu haben ist. Kranker Scheiß, hier bekommt man tatsächlich noch was für sein Geld! Kurze Ruhrpottdusche und dann ab zum Stadion, zu dem mich ein nach dem Weg gefragter Jugendlicher direkt mal mit seinem Motorrad kutschierte. Und das aus reiner Höflichkeit. Kaum zu glauben, wenn man gerade von der Khao San Road kommt. Dem Ort, wo die Taxifahrer sich sogar weigern mit dem Taximeter zu fahren...

Beim Anblick des Thunder Castles wäre ich fast aus den Latschen gekippt. Ein neuer All-Seater inklusive aller negativen Erscheinungen des modernen Fußballs. Aber kein Wunder, der FC Buriram PEA wurde erst 2009 hierhin umgesiedelt und man ist derzeit dabei einen großen Verein aus dem nichts aufzuziehen. Ab nächster Saison wird der nächste Verein aufgekauft und geht in selbigen über. Kunden lockt man mit kostenlosen Eintritt, für die Auswärtsfahrten wurden diese sogar bezahlt und haben Trikots für lau bekommen. Das Resultat lässt sich sehen, das muss ich zugeben: Ein Fanblock von etwa 1000 Leuten, die durchgängig, wenn auch etwas eintönig, ihre Mannschaft anfeuern. Vor allem die in Europa unbekannten Handbewegungen stechen dabei ins Auge. Nett anzusehen ist das auf jeden Fall, Respekt gibt es dafür aber keinen, hat das doch herzlich wenig mit Fußball zu tun, auch wenn es wohl symbolisch für den Aufschwung des asiatischen Fußballs ist. Hier scheint man das Potenzial des Kunden „Fußballfan“ zu erkennen, bevor der Fan zum Massenphänomen wird. Anders als zum Beispiel in Deutschland, wo man nach und nach die Fans durch Kunden ersetzt, scheint hier der Fußball oftmals von Anfang an nur Werbezwecken zu dienen. Wobei Buriram auch mit Abstand das negativste Beispiel ist, wie ich später feststellen durfte. Deshalb gebührt der Respekt auch den 40 singenden Fans von Tero Sasana im Gästeblock, welche die Anreise unter der Woche wohl auf eigene Kosten angetreten haben. Etwa 9.000 Zuschauer dürften es insgesamt gewesen sein, 10.000 gehen rein und das Spiel ging natürlich an die Gastgeber, welche mit riesigen Abstand an der Tabellenspitze stehen und einige Spieltage vor Saisonende schon als Meister feststehen. Geld regiert eben auch die Thai Premier League...

In der Nähe meines Hotels befindet sich ein gutes Ausgehviertel, was zu meiner Überraschung die ganze Woche über von partylustigen Thais bevölkert wird. Daumen hoch fürs Speed (Achtung, gibt Drei verschiedene Speeds in dem Viertel mit unterschiedlicher Musik). Die Wände sind verziert mit Portraits etlicher Freiheitskämpfer aus aller Herren Länder und auf der Bühne rocken lokale Thai Musiker ordentlich ab. Einzig die Typen auf der Toilette, die einem während des Pissens den Nacken massieren und dafür auch noch Geld wollen, nerven etwas... Na ja, aus einem Bier vorm ins Bett gehen werden Zwei und so weiter, ihr kennt das Spiel. Um Zwei werden leider alle heraus geschmissen, aber es gibt noch einige andere Läden, die länger geöffnet haben, so dass einer langen Nacht nichts im Weg steht.

Und ein verkaterter Morgen Ehrensache ist. Aber was soll's, ich hab eh beschlossen, hier noch Zwei weitere Tage zu bleiben und es locker angehen zu lassen. So bin ich die nächsten Tage etwas durch die kleine Stadt geschlendert, habe gutes und günstiges Essen an den unzähligen Straßenständen genossen, eine (normale) Thaimasse, ein paar Stunden Muay Thai Boxen mit irgendeinem ehemaligen Meister (könnte mir gut vorstellen hier für einen Monat ins Camp zu gehen) und bin Abends wieder ordentlich im Speed versackt und habe erfolglos versucht das Rätsel der Thai-Frauen zu lösen. Letzteres würde ein eigenes Kapitel füllen... Das Problem ist wohl, dass hier in der Isaan-Region, der landwirtschaftlich geprägten und daher finanziell rückständigsten Region des Landes, ein Groß der hübschen und unkomplizierten Mädels in die Städte wandern, um dort als Prostituierte zu arbeiten. Das sieht man auch in der einzigen internationalen Bar/Restaurant der Stadt. Hübsche, junge Frauen teilen sich die Tische mit älteren (S)expats. Highlight der Finne, der wie er mir erzählte, schon Sechs mal verheiratet war, Zwölf Kinder hat und nun mit seiner neuen großen Liebe, die er in einer Go Go Bar in Pattaya kennengelernt hat, hier in Buri Ram lebt...

Am Abend ging es dann wieder zum Bahnhof und dieses Mal ging es deutlich bequemer in der Zweiten Klasse über Nacht nach Bangkok, wo ich am Morgen des 24.12. wieder eintrudelte.

Ich bin derzeit verdammt faul, habe aber auch wenig zu tun, so dass es hoffentlich die nächsten Tage mit der Berichterstattung weitergeht ;-) Frohes Neues euch allen!

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