Sonntag, 30. Oktober 2011

Integriert & Angepasst


Es gibt mal wieder ein Lebenszeichen, auch wenn es schwer fällt die Zeit hier als Leben zu bezeichnen. Seit vorletzten Freitag arbeite ich als Landschaftsgärter. Martin hat einen Tag später auch angefangen und Nicki, Julian und Niels aus Gütersloh, ein Ultra von Atalanta Bergamo, und ein paar andere korrekte Reisende sowie ein paar Aboriginies waren vorher schon da. Unsere Vorarbeiter sind auch total gut drauf, dafür ist der Chef aber einer der unsympathischsten Personen, denen ich je begegnet bin. Nur gut, das wir kaum etwas mit dem am Hut haben... Die erste 12-Stunden-Schicht hatte ich gleich am Tag und das war natürlich recht hart. Vor allem da ich noch die Akkordarbeit aus Darwin gewohnt war. Das wird hier nicht verlangt, so dass wir es meist recht locker angehen können. Das ist auch gut so, denn unsere Hauptarbeit besteht darin Löcher in den steinigen Boden zu buddeln oder Schubkarren mit Steinen heran zu karren. Wasserleitungen legen oder die neu gepflanzten Pflanzen zu bewässern sind da die deutlich besseren Aufgaben. Dazu ist das Quecksilber derzeit auf dem besten Wege die 40-Grad-Marke zu überschreiten und die Fliegen sind hier so nervig und penetrant wie nirgendwo anders, da sie sich ständig kacken dreist ins Gesicht setzen. Dank der guten Mitarbeiter hätte es uns aber trotzdem deutlich schlimmer treffen können, zumal es derzeit eh ein ungünstiger Zeitpunkt ist. Da die meisten Arbeiter nämlich zum Arbeiten aus Perth und anderen Städten für ein paar Wochen eingeflogen werden, steht hier über Weihnachten wohl für Zwei Wochen alles still, weshalb die Betriebe derzeit schon einen Gang herunter schalten.

Gewohnt haben wir bis letzten Freitag Zwei Wochen für lau im Hostel. Da wir tagsüber eh immer Arbeiten und erst Abends zum Kochen, Duschen und Schlafen da waren, hatte dies auch recht problemlos geklappt. Dumm nur, dass sich Zwei Franzosen in „unserem“ Zimmer erwischen haben lassen. Daraufhin wurden die Besucherregeln erneut verschärft (Gäste nun komplett verboten, statt wie bisher eine Stunde zwischen 11 und 17 Uhr...) und unsere Matratzen aus dem Zimmer geschmissen. Und da uns offenbar auch noch eine dort wohnende Asiatin verpetzt hat, können wir das nun sowieso komplett knicken. Nun sind wir also wieder obdachlos. Gepäck haben wir ohnehin nicht mehr viel, weil der Manager unsere großen Rucksäcke offenbar weggeschmissen hat. Schon ärgerlich, aber da das war in meinem Fall eh nur der kaputte Rucksack mit all dem Kram, welchen ich sowieso nicht brauche. Sprich die überzähligen T-Shirts und alte Bücher. Ahja, und dein Crusher, Nico. Aber da wir Zwei Wochen dort für Lau hausen konnten und Morgen auch schon das Zweite Gehalt bekommen und dann wieder richtig flüssig sind, ist das zu verschmerzen.

Freitag konnten wir vorübergehend in Nils' Bulli schlafen und da wir heute spontan frei hatten sind wir gestern Abend direkt zu einem etwa 80km entfernten See gefahren. Zumindest war das so geplant. Da es schon dunkel war haben wir (der Atalanta-Ultra, ein Engländer, Martin und ich) die passende Abfahrt nicht gefunden und dann einfach an der Straße auf die anderen gewartet, die wohl Probleme mit dem Auto hatten. Handys funktionieren im Outback auch nicht und so haben wir den Abend einfach an einem kleinen Parkplatz verbracht. War aber trotzdem ziemlich genial mit reichlich Bier, Essen und was man sonst noch so für einen gemütlichen Abend braucht, mitten im Outback unter dem kranken Sternenhimmel am Lagerfeuer zu sitzen. Das Zelt hat sich leider nicht von alleine aufgebaut, weshalb wir irgendwann einfach in den Sitzen eingeratzt sind. Am Morgen haben wir den See dann gefunden und da weitergemacht, wo wir am Abend zuvor aufgehört hatten. Nur das wir nun auch noch zusätzlich von den bis zu 11 Meter hohen Klippen ins kühle Nass springen konnten. Das war seit langem mal wieder ein Wochenende nach meinem Geschmack!

Nun ist es aber leider wieder vorbei... Kein Plan, wo wir die nächsten Tage schlafen und dazu ist es auch noch möglich, dass uns bald die Arbeit ausgeht. Es ist also mal wieder alles ungewiss. Genau wie die weiteren Reisepläne allgemein. Physisch habe ich mich eigentlich recht schnell an die Arbeit gewöhnt, psychisch aber noch lange nicht. Und das habe ich auch nicht vor. Jeder Tag ist derzeit eigentlich die reinste Zeitverschwendung und es nervt einfach nur tierisch hier zu sein. Dazu kommt, dass ich bis Weihnachten die 88 Tage eh nicht voll bekomme und es auch keinen Sinn macht, hier Zwei Wochen einfach so herum zu sitzen oder irgendwo anders das Geld zu verprassen.



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