Freitag, 16. September 2011

Im Dienste der Zinsknechtschaft


Das positive Vorweg: Ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass ich am Samstagnachmittag noch Fußball geschaut habe. Gleich Zwei Spiele der Northern Territory Football League fanden hintereinander im Darwin Football Stadium statt. Dem Stadion, an dem ich die Woche zuvor schon war. Was keinesfalls überrascht, da es offenbar keine Alternative gibt. Die NTFL ist auf dem Papier eine Staffel der nach Regionen aufgeteilten Zweite Liga und noch meilenweit vom Kommerzterror entfernt. Die Liga beschränkt sich auf den jeweiligen Bundesstaat und ist im Falle vom hiesigen Northern Territorry noch einmal in Drei Regionen unterteilt. Wobei derzeit nur hier im Norden (auch nur mit Fünf Teams) und im Süden gekickt wird, da es im Zentrum nicht genug Mannschaften gibt. Zuerst kickten die Griechen (Helenic) gegen die Italiener (Azzuri) und anschließend Olympic gegen Casuarina vor etwa 250 Zuschauern. Die Einwanderer stellen nicht nur einen Großteil der Spieler, sondern bringen auch gleich noch ihre Leidenschaft mit. Ständige Scharmützel auf dem Platz mit einigen roten Karten wegen Tätlichkeiten waren die Folge und auch auf den Rängen wurde ganz gut mitgefiebert. Das Highlight war der Grieche neben mir. Irgendwann ermahnte ihn dann einer der Australier, der wohl nur Kommerz-Events gewöhnt war, ob seiner rauen Wortwahl und fühlte sich dann sogar berufen den Sicherheitsdienst antanzen zu lassen. Letztendlich musste er mehr oder weniger aus dem Stadion flüchten. „What is your fucking problem, Malaka? This is football and if you don't like it just fuck off!“ Großartig!

Das war es dann aber auch mit den erwähnenswerten Erlebnissen. Seit Montag stehe ich jeden Morgen um 6:20 Uhr auf, dusche, und fahre dann mit dem Bus zur Arbeit, wo ich von 8 Uhr bis 16 Uhr dann vor mich hinvegetiere. Zusammen mit Vier Mädels (Zwei Australierinen, eine Irin und eine aus Hong Kong) bin ich den ganzen Tag in einem Lager gefangen. Die Weiber machen den Data Entry am PC und ich bin damit beschäftigt Kartons zu falten und die vollen Kartons dann zu einer Palette zu schleppen. Von Tag zu Tag wird es langweiliger und ich hasse den Job immer mehr. Anschließend zwecks Nahrungsaufnahme zum Supermarkt oder zum Red Rooster und dann wieder zum Flughafen, wo ich noch etwas mit Thomas schnacke (der immer noch erfolglos auf einen Job wartet...) und noch Zwei-Drei Stunden lese, bevor ich hundemüde ins Reich der Träume falle. Und wenn ich dann daran denke, dass ich nach den Zwei-Drei Wochen die der Job dauert, noch mal mindestens Drei Monate Arbeit vor mir habe (um mir die Option auf ein Zweites Work and Holiday Visa offen zu halten), dann wird mir ganz schlecht. Mit Leben hat das derzeit herzlich wenig zu tun... Das einzige was hilft, sind die fetten Erinnerungen an die letzten Monate und die nächsten Träume, welche ich mir von der Kohle zeitnah erfüllen werde. Freitag war dann endlich Wochenende und kurz danach meine Laune trotzdem so richtig im Keller. Die Chefin sagte noch, dass sie zwar noch nicht genau weiß, was ab Montag meine Aufgabe sein wird, aber da ich erst am Vortag nachgehakt habe, ob denn auch Anfang der Woche noch genug Arbeit vorhanden sein wird (haben den ersten Container weitesgehend bearbeitet und warten nun auf die nächste Lieferung), habe ich mir da keine weiteren Sorgen gemacht. Zehn Minuten später kam dann die SMS, dass ich in der kommenden Woche daheim bleiben kann, weil es nichts zu tun gibt. Nicht von der Chefin, sondern von meiner Jobagentur. So eine hinterfotzige Schlange. Diese komische Arbeitswelt wird mir weiterhin von Tag zu Tag suspekter... Konkret heißt das, dass ich nun wieder eine weitere Woche auf Arbeit warten muss und die Zeit auch nicht wirklich nutzen kann, weil das erste Gehalt wohl erst Ende nächster Woche auf meinem Konto eintrudelt. Und Dank der verlogenen Hinhalterei meiner Chefin werde ich so kurzfristig wohl auch keinen Arbeitsersatz finden...

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