Samstag, 3. September 2011

Broke and Homeless in Down Under



Der Flug war, wie es Flüge meist an sich haben, ereignislos. Ebenso die Einreise nach Australien. Für 270$ (1AU$ = 0,70€) hatte ich mir im Verlauf der Reise bereits das ein Jahr gültige Work and Holiday Visa gesichert, welches einen Tag später per E-Mail bestätigt wurde. Offiziell braucht man zusätzlich 5000$ Geldreserven und/oder zumindest einen Rückflug. Wird zwar selten bis nie kontrolliert, aber falls doch, dann hätte ich ein gutes Problem gehabt :-) Die Uhr wurde noch Mal einen ordentlichen Schub nach Vorne gedreht und obwohl es in Darwin schon bald Morgen wurde, befand sich mein Körper noch mitten in der Nacht. Folgerichtig also auf einer kleinen, aber dafür gut gepolsterten Bank, bis Mittag geschlafen. Die meisten Hostels waren ohnehin voll und da ich am Sonntag eh nicht fiel hätte erledigen können, bin ich direkt am Flughafen geblieben. Der Service tut sich aucch nicht viel. Hostel Airport bietet kostenlose Dusche und Wlan. Nur das Bett ist etwas kurz geraten und der Schlafsaal riesig. Im Hostel Youth Shack teilt man sich den Schlafsaal nur mit Drei weiteren und das Bett ist deutlich komfortabler, dafür ist das Internet nicht umsonst, obwohl man satte 31$ für die Nacht latzt. Der Blick in die Jobanzeigen war weder in der Tageszeitung, noch im Internet, wirklich viel versprechend. Aber das wird schon noch.

Frühmorgens bin ich dann etwa 40 Minuten Richtung City gelatscht und konnte von dort für die letzten 7-8km einen günstigen Stadtbus nehmen. Erster Anlaufpunkt war das Seafare Center, welches laut Wikitravel Einzelzimmer für 100$/Woche anbietet. Dürfte aber ein paar Jahre her sein, dass in der Ruine zuletzt ein menschliches Wesen für Geld übernachtet hat... Dann also im Youth Shack einquartiert um den Rucksack loszuwerden und eine Adresse zu haben um die weiteren Formalitäten zu erledigen: Sim-Karte organisieren, Bankaccount eröffnen und eine Steuernummer beantragen. Nun konnte ich endlich mein Resume (so nennt man hier den Lebenslauf, übrigens ohne Foto) komplettieren und ausdrucken um auf Jobsuche zu gehen. Abends im Hostel dann noch mit einem Holländer angefreundet, der mir dann auch gleich die ersten Kochschritte beigebracht hat, beziehungsweise mich letztendlich lecker bekocht hat :-P Für die Mahlzeit waren wir aber trotzdem direkt jeder einen Zehner los. So viel zu den Lebenshaltungskosten hier... Das Angebot ihm beim Leeren seiner mitgebrachten Rum-Flasche zu helfen musste ich schweren Herzens ausschlagen. Zum einen war ich hundemüde und zum anderen hatte die Jobsuche am nächsten Tag definitiv Priorität.

Von Dienstag an haben sich die Tage bis zum heutigen Samstagabend nun mehr oder weniger in eintöniger Manier wiederholt. Den Großteil des Gepäcks habe ich im Hostel gelassen und nur das nötigste in meinen Stoffbeutel gepackt, mit dem ich anfangs von Jobagentur zu Jobagentur gezogen bin, um mich dort zu bewerben. Dazwischen habe ich dann immer direkt bei diversen Geschäften, Firmen und Lokalitäten angeklopft und nach Arbeit gefragt – wohl der gängigsten Form hier einfache Jobs zu finden – und hier und da mal einen Lebenslauf gelassen. Außerdem gehört das morgige Prüfen der Stellenanzeigen in der Tageszeiten, sowie ständiges aktualisieren selbiger in sämtlichen Internetportalen zur täglichen Routine. Plus das checken der Aushänge an den schwarzen Bretts der Hostels. Derzeit sieht es aber alles andere als rosig aus und um das zu verstehen vielleicht zunächst mal ein paar Infos zur Stadt selber:

Darwin ist die Hauptstadt des Northern Territory, eines von Sechs Bundesstaaten in Australien, und eine der wenigen Städte hier im Outback. 130.000 Einwohner reichen aber bereits aus um sich den Titel „Größte Stadt“ im NT zu sichern. Und auf diese kleine Stadt kommen etwa Zehn riesige Hostels, von denen Sieben-Acht derzeit durchgehend ausgebucht sind. Die Stadt ist also gerammelt voll mit Backpackern und es scheint so, dass jeder probiert die Zeit bis zur Erntesaison der Mangos mit anderer Arbeit zu überbrücken. Und ohne perfektes Englisch (sind viele Engländer und Iren hier), ohne jegliche berufliche Erfahrungen, ohne Referenzen australischer Arbeitgeber (ganz wichtig hier) und ohne Führerschein sehen meine Chancen hier nicht so gut aus... Hinzu kommt, dass sich der Beginn der Mangosaison ständig nach hinten verschiebt. Anfang der Woche hieß es noch Ende der Woche, am gestrigen Freitag dann erst in Ein bis Zwei Wochen.

Eigentlich halb so wild, so heiß bin ich ja eigentlich nicht aufs Arbeiten.... Wenn ich nicht zeitnah wirklich darauf angewiesen wäre. Etwas Kohle habe ich zwar noch, allerdings brauche ich ja während der ersten Arbeitstage auch noch Geld für Unterkunft und Verpflegung. Der Sparmodus ist derzeit also angestellt, weshalb ich nun mehr oder weniger am Flughafen wohne und tagsüber zwecks Jobsuche mit dem Bus in die Stadt fahre. Das 1$-Baguette sind neben Kraneberger und dem 5$-Fastfood-Menü im Red Rooster und alten Bustickets derzeit meine besten Freunde :-) Die Jobsuche beschränkt sich mittlerweile auch nur noch auf Aushänge in Hostels und dem checken der Onlineanzeigen, dafür habe ich aber nun fast jede Ecke der Stadt erkundigt. Und ich muss sagen, dass es mir hier echt gut gefällt. Die Stadt kann einiges! Gut, vielleicht nicht die Stadt selber, da man hier außer für teuer Geld saufen und am Stadtstrand liegen, nicht all zu viel machen kann. Viel mehr sind es die super freundlichen und relaxten Einwohner, die hier ein angenehmes Klima schaffen. Apropos Klima... 35° und ständiger Sonnenschein :-)

Am Donnerstagabend brachte der Besuch des Wochenmarktes direkt am Strand, inklusive Livemusik, etwas Abwechslung und am heutigen Samstag kam ich sogar zufällig noch in den Genuss von Fußball! Wollte eigentlich nur zum Australian Football unweit des Flughafens, als in einem kleinen Stadion mit einer überdachten Tribüne für etwa 2000 Leute die Zweite Halbzeit Amateurfußball angepfiffen wurde. Klar, dass ich da zu einem der etwa 40 Zuschauer wurde um mir das Spektakel anzuschauen. Spektakel im wahrsten Sinne des Wortes. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso der Torschüsse zum 2:3 Anschluss in der 90. Minute über das gesamte Spielfeld rennt um eine sinnlose Tor-Jubel-Show abzuziehen, anstatt den Ball aus dem Netz zu fischen und zum Mittelpunkt zu tragen. Aber das kommt wohl davon, wenn der Fußball von klein auf kommerzialisiert wird. Anschließend war ich passend zum Anstoß, oder wie man es hier nennt, bei den Thunders. Australien Football ist wohl, neben Rugby, der Nationalsport Nummer Eins und mit vielleicht 8.000 Zuschauern war das Stadion auch fast voll. Der Sport ist eine Mischung aus Fußball, Handball und Ringen auf einem viel zu großen und dazu auch noch fast runden Spielfeld. 15 Minuten haben gereicht um zu erkennen, dass das nicht mein Sport ist.

Ahja am Freitag klingelte dann tatsächlich das Handy und mein Handy zeigte mir an, dass Scotty am anderen Ende der Leitung ist. Dummerweise hatte ich keine Ahnung mehr wer Scotty war, aber als er mich fragte, wo er mich am Sonntagmorgen abholen kann, damit ich ein paar Stunden für ihn arbeite, war es auch zu spät um nachzufragen. Muss die Nummer wohl aus einer der Anzeigen im Hostel haben und mich dort per SMS beworben haben... Auf jeden Fall holt er mich Morgen früh um 10 Uhr ab, hat 4-5h Arbeit (was auch immer) für mich und ich brauche nichts weiter als einen Hut (und normale Klamotten, hoffe ich mal). Vielleicht springt ja sogar noch etwas mehr Arbeit bei heraus. Ansonsten kann ich nur weiter täglich die Stellenanzeigen durchforsten, hoffen, dass das Handy erneut klingelt und vor allem darauf warten, dass die scheiß Mangos endlich reif werden.
PS an Oma und an alle anderen besorgten Mitleser: Keine Sorge! Verhungern tue ich hier so schnell nicht und ohne Arbeit würde ich wohl so oder so am Flughafen schlafen, ganz egal was der Kontostand sagt :-) Außerdem habe ich die Drei-Wöchige-Skandinavien-Tour vor ein paar Jahren mit einem ähnlichen Budget gemacht und hatte ein verdammt gute Zeit!

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